k-mi – Aktuelle Themen

Buss nimmt Stellung zum Konzernverlust von 44 Mio. Euro

Am 14.03.2017 hat die Buss Group ihren Konzernabschluss 2015 veröffentlicht. Vermittler des aktuellen Buss-Angebotes Buss Container Direkt 2017 (vgl. Prospekt-Check-Beilage dieser Woche) sollten dessen Inhalt u. a. hinsichtlich des Container-Geschäftes und Lageberichtes zumindest in groben Zügen kennen. Zwar ist die Emittentin des Container-Direktinvestments-Angebotes keine Konzerngesellschaft der Buss Group, allerdings die Anbieterin Buss Capital sowie weitere im Publikumsgeschäft tätige Gesellschaften wie die KVG Buss Investment GmbH, die Buss Treuhand GmbH und die Buss Investoren Services GmbH. Die Buss Group hat in 2015 einen Konzernverlust von –44,1 Mio. € zu verzeichnen, gegenüber –8,1 Mio. € in 2014. Inklusive Verlustvorträgen summiert sich der Konzernbilanzverlust zum 31.12.2015 auf –83,7 Mio. €. Die Eigenkapitalquote rutschte u. a. dadurch von 27,2 % auf 4,3 % in den Keller. Die Konzernkapitalflussrechnung weist einen negativen Cash-flow von 2,65 Mio. € aus.

Wesentlicher Grund für den Konzernverlust von –44 Mio. € in 2015 waren laut Konzernabschluss "die Verluste sowie Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte aufgrund der Erstkonsolidierung von 7 Schiffsgesellschaften und auch notwendige Wertberichtigungen auf Anteile an assoziierten Unternehmen". Auf unsere Bitte, dies näher zu erläutern, erklärt Buss gegenüber 'k-mi' lediglich: "Im Grundsatz resultieren die Verluste aus Abwertungen von Schiffsbeteiligungen, d. h. es handelt sich im wesentlichen nicht um liquiditätsrelevante Verluste." Auf unsere Frage, welchen Hintergrund die Konsolidierung der Schiffsgesellschaften angesichts der dramatischen Verschlechterung der Bilanzstruktur hatte, erklärt Buss gegenüber 'k-mi': "Auch hier sind Schiffe der wesentliche Hintergrund. Die Frage ist immer, ab wann man Schiffe, die man eigentlich gar nicht langfristig halten wollte, konsolidieren muss. Im vorliegenden Fall wurden mit drei wesentlichen finanzierenden Banken Vereinbarungen getroffen, die einen langfristigen Verbleib der Schiffe bei der Buss-Gruppe sichern. Dies ist grundsätzlich sehr positiv, führt aber dazu, dass nun diese Schiffe in der Konsolidierung anders zu erfassen sind."

Dieses Statement erstaunt uns nun doch sehr: Buss scheint sich richtig zu freuen ("grundsätzlich sehr positiv"), dass Schiffe, die man gar nicht haben wollte, einen Riesen-Verlust in die Bilanz gerissen haben. Die üblichen kaufmännischen Regeln scheinen bei Buss recht eigenwillig interpretiert zu werden. Auch wenn es sich nicht direkt um Liquiditätsabflüsse handelt, sind planmäßige und unplanmäßige Abschreibungen bzw. Wertberichtigungen doch reale Wertverluste. Dass die Bilanzsumme ansteigt, geht zudem mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten und einer dramatischen Verschlechterung der Eigenkapitalquote einher.

Für den Vertrieb sind zudem insbesondere die Aussagen des Konzernabschlusses zum Markt relevant. Hier zeichnet der Konzernabschluss 2015 der Buss Group, der im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, ein überwiegend düsteres Bild. So heißt es dort u. a.: "Sowohl der Markt für Standardcontainer als auch in besonderem Maße der Markt für Offshore-Container sind im Laufe des Jahres 2016 in erhebliche Schwierigkeiten gekommen. Die dramatisch verschlechterten Aussichten auf dem Offshore-Containerleasingmarkt zwangen Buss Global Direct Pte. Ltd. in Singapur dazu, die abgeschlossenen Direktinvestitionsverträge ab Ende April umzustrukturieren. Diese Umstrukturierung konnte erfolgreich mit 100%iger Zustimmung der Investoren abgeschlossen werden. Allerdings war für die erste Phase der Umstrukturierung der Vertrieb sowohl der Tank-container-Direktinvestitionen als auch des alternativen Container- Investmentfonds behindert. Auch der Standardcontainermarkt hat mit stark gesunkenen Mieterlösen und Erlösen auf dem Zweitmarkt zu kämpfen, wesentlich getrieben durch dramatisch gesunkene Einkaufspreise für neue Container, einen scharfen Wettbewerb unter Leasinggesellschaften aufgrund eines deutlich abgeflachten Wachstums und der weltweiten Niedrigzinspolitik. Aus diesen Marktentwicklungen ergeben sich negative Effekte auf die Entwicklung von Bestandsfonds, die auch wieder negative Rückwirkung auf die Platzierung neuer Vermögensanlagen oder Fonds hat. Noch schwerwiegender als die Umstrukturierung der Offshorecontainer-Direktinvestitionen sowie die allgemein schwierige Lage auf dem Standardcontainermarkt war ab Anfang Juni 2016 die Insolvenz eines Mitbewerbers bei Direktinvestitionen. Zwar ergeben sich aus dieser Insolvenz im Sinne einer Marktbereinigung durchaus auch Chancen, kurzfristig überwiegen jedoch die Risiken dahingehend, dass die Assetklasse Container in Misskredit bei Anlegern kommt." 

Was sollen die Vermittler nun glauben? Die Marktdarstellung aus dem Konzernabschluss vom 14.03.2017 oder die Aussagen des Prospektes vom 26.04.2017, der also nur knapp 5–6 Wochen aktueller ist, aber u. E. ein deutlich positiveres Bild des Containermarktes zeichnet. Dass 'nur' der Konzernabschluss für das Jahr 2015 vorliegt, ist nicht relevant. Nach dem sog. Wertaufhellungsgebot des HGB müssen auch wesentliche Risiken etc. nach dem Abschlussstichtag berücksichtigt werden. Werden also im Prospekt Marktrisiken verharmlost mit einem Haftungsrisiko für Vermittler? Auch hierzu haben wir Buss befragt: "Die Veröffentlichung von Konzernabschlüssen erfolgt teilweise erst recht spät, so auch der Konzernabschluss 2015 der Buss Group. Dementsprechend veraltet sind die Aussagen im Lagebericht, da dieser den Stand zur Mitte des Jahres 2016 widerspiegelt. Der Verkaufsprospekt für die aktuellen Vermögensanlagen wurde dagegen am 26.04.2017 (somit übrigens nach Veröffentlichung des Konzernabschlusses der Buss Group) aufgestellt und beinhaltet dementsprechend weit aktuellere Daten. Der Leasingmarkt für Standardcontainer hat sich ab dem dritten Quartal 2016 verbessert, mit einer deutlichen Verstärkung dieser Entwicklung zum vierten Quartal 2016. Dies ist entsprechend auch im Verkaufsprospekt dargestellt. Bei der Aufstellung des Lageberichts zum Konzernabschluss 2015, die gut neun Monate vor der Prospektaufstellung erfolgte, war diese Entwicklung weder absehbar noch schon eingetreten. Dementsprechend hat dieser Lagebericht keine Aussagekraft hinsichtlich der aktuellen Marktbeurteilung für Standardcontainer. § 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB ist hier aus unserer Sicht in keiner Weise anwendbar. Dementsprechend sehen wir auch keinerlei Haftungsrisiken für den Vertrieb", teilt uns Buss hierzu mit.

Wesentlich überzeugender wäre eine solche Erklärung über die Wunderheilung des Containermarktes Ende 2016, wenn Buss schon Unternehmens-Zahlen zum Jahr 2016 liefern könnte. Auf unsere Anfrage dazu gibt sich Buss schmallippig und verweist z. B. auf die in Hamburg äußerst umstrittene Schließung des Buss Hafenterminals: "Das Jahr 2016 sowie bislang das Jahr 2017 haben sich den Erwartungen entsprechend entwickelt. Die Schiffahrtsmärkte waren weiterhin schwierig und haben insbesondere das Ergebnis 2016 belastet. Ebenfalls belastend wirkte sich im Jahr 2016 die Schließung eines Umschlagterminals in Hamburg aus. Die Schließung war notwendig geworden, nachdem die Stadt die Mietverträge für die Terminalflächen nicht mehr verlängert hatte. Stark war und ist dagegen wieder die Immobiliensparte." Zur komplizierten Struktur der Buss-Unternehmensgruppe erklärt der Anbieter zudem: "An dieser Stelle würden wir gerne darauf hinweisen, dass die Muttergesellschaft der Emittentin unserer Vermögensanlagen, die Buss Global Holdings Pte. Ltd., eine Schwestergesellschaft der Buss Group ist. Es gibt keinerlei Haftungsbeziehungen zwischen den beiden Konzernen. Die Konzernzahlen der Buss Group sind daher für die Vermögensanlagen der Buss Global Direct (U.K.) Limited ohne Bedeutung. Bei der Aufstellung des Konzernabschlusses der Buss Group sowie auch bei der Lageberichterstattung liegt daher auch keinerlei Fokus auf den Containermärkten, weil die gesamten Containerinvestitionstätigkeiten im Schwesterkonzern der Buss Global Holdings liegen."

'k-mi'-Fazit: Einen detaillierten Ausblick auf die (untestierten) Konzernzahlen des Jahres 2016 wollte uns Buss demnach nicht geben. U. E. sind die Konzernzahlen für die Vermittler und Investoren der Direktinvestments sehr wohl relevant, da ja u. a. die Anbieterin sowie die Investorenbetreuung Konzerngesellschaften der Buss Group sind. Der geschäftsführende Gesellschafter der Buss Group, Dr. Johann Killinger, ist unmittelbar mit 68,5 % an der "Schwestergesellschaft" Buss Global Holdings beteiligt, ebenso wie Dr. Dirk Baldeweg, der Mit-Geschäftsführer der Buss Capital, der 12,1 % an der Buss Global Holdings hält. Es dürfte spannend sein, ob Buss eine Trendwende gelingt, oder ob die Abwärtsspirale sich fortsetzt. Wie 'k-mi' das aktuelle Container-Direktinvestment von Buss Capital vor diesem Hintergrund bewertet, lesen Sie in der heutigen Prospekt-Check-Beilage.

Teilen Sie diese Neuigkeit in Ihrem Netzwerk