k-mi – Aktuelle Themen

Crowdinvesting – viel Rauch und wenig Feuer

Wer wie wir als Sachverständige im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages die Debatte am 16.03.2015 um die Notwendigkeit der Befreiungsvorschriften für das Crowdinvesting im Rahmen des Kleinanlegerschutzgesetzes miterlebt hat (vgl. 'k-mi' 12/15), musste glauben, dass die Zukunftsfähigkeit des deutschen Kapitalmarktes und der Unternehmensrefinanzierung verspielt würde. Doch werfen wir einen Blick auf die Wirklichkeit der als Erfolg verkauften Story. Der Finanzausschuss hatte die Bundesregierung aufgefordert, eine Evaluierung der Befreiungsvorschriften vorzunehmen. Diese hat die Bundesregierung am 15.02.2017 in Form einer umfangreichen Studie vorgelegt und am 07.04.2017 Fragen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantwortet. Zunächst gibt´s Rauch und Theaterdonner: "Nach der Studie zu den Praxiserfahrungen mit den Befreiungsvorschriften ist der deutsche Crowdinvesting-Markt in den Jahren 2011 bis 2015 stark gewachsen. Die durchschnittliche Wachstumsrate lag bei 220 % pro Jahr." Doch kommen wir zu den Fakten:  ++ Im Untersuchungszeitraum vom 01.08.2011 bis zum 30.06.2016 boten deutsche Crowdinvesting-Portale insgesamt 405 Finanzierungen an. Davon konnten lediglich 318 (78,5 %) erfolgreich vermittelt werden, von denen wiederum 43 Finanzierungsrunden platzten, teils bis zur Insolvenz der Emittentin. D. h. bei rund 1/3 der angebotenen Finanzierungsrunden kam die Finanzierung nicht zustande oder es tauchten Probleme auf, bis hin zum Totalverlust für die Anleger  ++ Das Finanzierungsvolumen betrug in den fast fünf Jahren insgesamt nur 110 Mio. €. 66 Mio. € entfielen auf Unternehmens-, 36 Mio. € auf Immobilien- und 8 Mio. € auf Filmfinanzierung und ökologische bzw. soziale Projekte ++ 253 der 318 Finanzierungsprojekte sammelten weniger als je 500.000 € ein ++ Der typische Anleger ist um die 40 und männlich. Dabei investieren lt. Bundesregierung 86 % der Anleger weniger als 1.000 € in ein Projekt, 13,9 % zwischen 1.000 bis 10.000 € und nur 0,1% mehr als 10.000 €  ++ Von insgesamt 36 Crowdinvesting-Plattformen waren Ende 2015 noch 22 Portale aktiv. Dabei entfielen vom Finanzierungsvolumen rund 71 Mio. € auf die drei Plattformen Companisto, Seedmatch und den Immobilienfinanzierer Exporo. Der BaFin stellt sich die Frage, "ob bestimmte Plattformen allein deshalb gegründet und betrieben werden, um das eigene Produkt oder das eines verbundenen Unternehmens zu vertreiben". Änderungsbedarf aufgrund der Evaluierung sieht die Bundesregierung daher auch, insbesondere um "auf potenzielle Umgehungsmöglichkeiten und Interessenkonflikte zu reagieren und um die Angaben im VIB zu erweitern und stärker zu standardisieren". 'k-mi'-Fazit: Der Evaluierungsbericht der Bundesregierung und die Antwort auf die kleine Anfrage bringen ernüchternde Fakten an den Tag. Crowdinvesting macht mit durchschnittlich rund 20 Mio. € kaum einen nennenswerten Anteil aus und wird die persönliche Vermittlung im Sachwertbereich noch sehr lange nicht gefährden können. 

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