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German Pellets: Anleihekapital ist nicht weg, es hat nur ein anderer!

 

Letzte Woche fand in Schwerin die 2. Gläubigerversammlung von German Pellets statt. Laut RA Daniel Vos/Köln, dem gemeinsamen Vertreter der German Pellets Anleihe 2011/2016, war die Versammlung "zunächst von dem sehr ernüchternden Bericht der Insolvenzverwalterin" Bettina Schmudde geprägt. Bevor wir jedoch auf die Kanäle eingehen, in denen das Geld der Anleihegläubiger versickert ist, muss jedoch betont werden: German Pellets ist kein Graumarkt-Skandal. Interessierte Kreise mit teilweise überschaubarer Sachkenntnis versuchen aktuell wieder, dem 'Grauen Kapitalmarkt' – und damit letztlich Ihnen als freie Finanzdienstleister – die Pleite von German Pellets in die Schuhe zu schieben. Fakt ist aber, dass sich German Pellets "in einer Größenordnung von rund 237,5 Mio. € über Anleihen und Genussscheine finanziert" hat, so der aktuelle Bericht der Insolvenzverwalterin vom 26.09.2016. Anders als bei Prokon lag der Mittelzufluss über das 'Graumarkt'-Vehikel Genussrechte nur im unteren zweistelligen Mio.-Bereich und damit deutlich unter 10 % der Bilanzsumme. Der Vertrieb der Genussrechte erfolgte zudem fast ausschließlich über Direktvertrieb und nicht über Finanzdienstleister. 

Die Pleite von German Pellets ist damit gerade kein Beispiel für die Intransparenz des Grauen Kapitalmarktes noch für Interessenkonflikte durch Provisionsberatung. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die angebliche 'Honorarberaterbank' quirin bank AG die German Pellets Anleiheemissionen maßgeblich begleitete. Eher ist die Pleite Beispiel dafür, dass die von Verbraucherschützern immer als Monstranz hochgehaltene BaFin-Aufsicht über Bankgeschäfte sowie sonstige Vorgaben für WPs und Ratingagenturen schnell an ihre Grenzen kommen, wenn die Hintermänner geschickt sind. 

Der offizielle Insolvenzantrag von German Pellets erfolgte bekanntlich im Februar 2016, die Zahlungsunfähigkeit sei aber schon "spätestens Mitte des Jahres 2015 eingetreten". Zu den Gründen heißt es im aktuellen Bericht der Insolvenzverwalterin: Neben einem unzureichenden Controlling seien die aus den Anleihen eingenommenen Finanzmittel "in einem erheblichen Umfang an beteiligte Unternehmen weitergereicht worden, ohne dass hierfür ein Kapitaldienst an die Schuldnerin geleistet worden bzw. eine Rückführung erfolgt ist. Auch eine Besicherung der ausgereichten Darlehen hat nach meinen Feststellungen in der Regel nicht stattgefunden. Nach meinen Erkenntnissen sind diese Mittel maßgeblich zur Finanzierung des Aufbaus der amerikanischen Pelletwerke verwendet worden." Laut Insolvenzverwalterbericht war der Knackpunkt dabei folgender: German Pellets als Anleiheemittentin hatte nur eine 51%ige Beteiligung an der German Pellets Holding USA, Inc., die über zwei Tochtergesellschaften jedoch nur Werkunternehmerin der Pelletwerke in Texas und Louisiana war. Die Pelletwerke selber stehen jedoch nicht in deren Eigentum, sondern befinden sich mittelbar im Vermögen der Pele Privatstiftung, deren Begünstigte die Mitglieder der Familie Leibold sein sollen. 

Die Emittentin, in die die Anleiheinvestoren ihr Geld gesteckt haben, "trägt somit in erheblichem Umfang die wirtschaftlichen Risiken der in den USA angesiedelten Gesellschaften, ohne dass sie an diesen unmittelbar beteiligt ist oder über Gewinnabführungsverträge an dem wirtschaftlichen Erfolg der Gesellschaften partizipiert", so der Bericht. Die Kollegen von unserem Schwesterdienst 'finanztip' hatten diese abenteuerliche Konstruktion bereits Ende 2013 sehr kritisch hinterfragt ('fit' 49/13). Eben dies war auch einer der Knock-Out Punkte, warum 'k-mi' bei den zuletzt Mitte 2015 aufgelegten Genussrechten von German Pellets mit dem Hinweis "sehr risikoreich" warnte (vgl. 'k-mi'-PC 44/15).

'k-mi'-Fazit: Inwiefern die 'kreative' Umleitung des Anleihekapitals in eine private Stiftung, die der Familie Leibold zugerechnet wird, strafrechtliche Relevanz hat, wird sich zeigen. Sie widerlegt allerdings jetzt schon das Verbraucherschützer-Märchen, dass solche Verschiebebahnhöfe nur im 'Grauen Kapitalmarkt' vorkommen können.

Lesen Sie hier den Bericht der German Pellets-Insolvenzverwalterin

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