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Hamburg Trust: Chaos-Management steckt im Strudel der Justiz

Am vergangenen Donnerstag, 26.01.2017 erhielten wir aus vertraulichen Kreisen die Information, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Dirk Hasselbring wegen des Verdachts auf Treuebruchtatbestand eingeleitet hat, das im Zusammenhang u. a. mit dessen  Aktivitäten als Geschäftsführer der Hamburg Trust Asset und Fonds Management GmbH (HTAF) stehen. Des weiteren sickerte an uns die Information durch, dass Hasselbring den Anbieter verlässt.  Am gleichen Tag baten wir das Hamburger Emissionshaus zu diesen Vorgängen um Stellungnahme. Tags darauf teilte uns die Hamburg Trust REIM Real Estate Investment Management GmbH mit: "Unser Geschäftsführer Herr Dirk Hasselbring ist weder fristlos gekündigt noch ist bekannt, ob eine Strafanzeige vorliegt." Zu diesem Zeitpunkt lag 'k-mi' allerdings das Aktenzeichen der StA Hamburg vor, unter der das Strafverfahren gegen Hasselbring läuft (Az.: 5512 Js 14/17). Um mögliche Ermittlungsarbeiten nicht zu gefährden und weil offenbar sowohl Hamburg Trust als auch Hasselbring bis zu diesem Zeitpunkt nicht in Kenntnis gesetzt waren, sahen wir noch davon ab, in unserer Ausgabe der Vorwoche über das eingeleitete Strafverfahren zu berichten. Am vergangenen Montag bekam die 'immobilien-zeitung' Wind und berichtete über den Vorgang. Zu unserer Überraschung liest man dort: "Hasselbring scheide auf eigenen Wunsch aus, heißt es beim Unternehmen. Sein Dreijahresvertrag läuft Ende April aus; bereits im Herbst 2016 habe er intern mitgeteilt, ihn nicht verlängern zu wollen." Aus der HT-Antwort wenige Tage zuvor gegenüber 'k-mi' war von alldem noch keine Rede gewesen! 

Am 31.01.2017 bekamen wir sodann unsere Fragen vom 26.01.2017 – ungefragt – nochmals, diesmal mit abweichendem und angepasstem Statement von HT beantwortet, in dem auf das freiwillige Ausscheiden von Hasselbring hingewiesen wird. Weiter stellt HT klar: "Die Strafanzeige und die Prospekthaftungsklagen haben die Entscheidung von Herrn Hasselbring, die er bereits zuvor getroffen hatte, nicht beeinflusst." Dies kann man so glauben, fällt aber vermutlich recht schwer, wenn man alle Antworten aus Hamburg nebeneinander liegend betrachtet. Jedenfalls hat Hamburg Trust (ad hoc?) für einen Hasselbring-Nachfolger inzwischen gesorgt. Den Vorsitz der Geschäftsführung übernimmt Dr. Georg Reul, der damit das gemanagte Immobilienvermögen des Initiators in Höhe von 1,3 Mrd. € an (zumindest auf dem Papier stehend) höchster Stelle verantwortet. Dr. Reul kennt sich mit großen Krisen bei Immobilienunternehmen aus. Bis zum Jahr 2008 war dieser Vorstand (Investment und Fonds) bei der IVG und wurde anschließend mitsamt drei Vorstandskollegen vom Bonner Unternehmen wegen angeblichen Fehlverhaltens beim Kauf des 'Gherkin Towers' 2007 in London auf Schadensersatz in Höhe von 13,5 Mio. € verklagt. Die unternehmensinterne Schadensersatzklage scheiterte jedoch vollumfänglich, weil der Aufsichtsrat bei der getätigten Transaktion ausreichend informiert gewesen sei. Die IVG geriet seinerzeit in gewaltige Schieflage, erinnert sei nur an das voluminöse IVG-Pannen-Bürogebäude 'The Square' am Frankfurter Flughafen, das der IVG fast das Genick gebrochen hätte. 

Kommen wir zu den laufenden Rechtsfällen bei Hamburg Trust: Vor dem Hamburger Landgericht gewannen fünf Kläger in diesem Monat jeweils ihre Prospekthaftungsklagen gegen Hamburg Trust. Grund: Die Nichtnennung der personellen Verflechtung von Albert Behler, Paramount und Hamburg Trust waren weder im Prospekt noch durch einen Nachtrag benannt. Vier weitere Klagen, bei denen es um Schadenersatz geht, wurden (zumindest in der 1. Instanz) nicht stattgegeben. Bei den Klagen geht es um Anteile an den Finest Selection Fonds I und II, die ab dem Jahr 2007 aufgelegt wurden. Diese beteiligten sich an Immobilieninvestments der Paramount Group INC., eine US-Gesellschaft der Hamburger Otto-Familie, mit einem eigenen Immobilienportfolio in Höhe von über 10 Mrd. USD einer der größten Investoren weltweit. "Ein exklusives Angebot aus bestem Haus", so umschmeichelte Hamburg Trust seine deutschen Anleger damals. Ende 2014 brachte Paramount-Group-CEO Albert Behler die Paramount Group INC. als REIT an die Börse. Und in diesem Zuge wurden plötzlich die deutschen Fondsanleger quasi ungefragt zu Aktionären dieses Unternehmens. Wie 'k-mi' exklusiv aufdecken konnte (vgl. bspw. 'k-mi' 06/16), verminderte sich das eingebrachte Eigenkapital auf wundersame Weise vor dem Börsengang von 2,743 Mrd. USD auf 1,223 Mrd. USD – wegen interner Kosten und Wertabschläge. So mussten auch anteilsmäßig die deutschen Fondsanleger ansehen, wie ihr Eigenkapital den Bach runter ging, ohne dass HT-Geschäftsführer Hasselbring eingriff und den US-General Partner bspw. aus wichtigem Grund ausbremste in Form einer Abberufung. Denn noch vor den REIT-Plänen übernahm jener Paramount Group-Boss Behler mittel- und unmittelbar 100 % der Anteile an Hamburg Trust, womit ein möglicher Interessenskonflikt offenkundig war. Dies wurde nun vor dem Landgericht Hamburg bei den obsiegenden Prospekthaftungsklagen der Finest Selection II-Gesellschaftern für HT auch zum Verhängnis. Denn zum Zeitpunkt der Zeichnung war Behler bereits Anteilseigner von HT, was in den Verkaufsprospekten nicht als personelle Verflechtung dargestellt war. Entsprechend scheiterten die Klagen betreffend Finest Selection I, die bereits gezeichnet wurden, bevor Behler bei HT einstieg. Der Hamburger Initiator hat bereits angekündigt, gegen die verlorenen Klagen Berufung einzulegen. Sobald uns die Urteilsgründe vorliegen, kommen wir auf den Sachverhalt zurück.

Hamburg Trust muss sich allerdings noch mit einem weiteren Klagethema auseinandersetzen. Die Anleger des FS2 hatten im März 2016 im Rahmen einer aoGV mit fast 100% Zustimmung des Beirats der Gesellschaft, vertreten durch den Beiratsvorsitzenden Peter Sissovics ermächtigt, für die Fondsgesellschaft auf Schadenersatz gegen die Geschäftsführung zu klagen. Darauhin hatte der PHG und die GF-Gesellschafterin eine Klage gegen den Fonds auf Nichtigkeit der Beschlüsse beim LG Hamburg eingereicht. Zum besonderen Vertreter für den Fonds wurde RA Dr. Wolfgang Schirp/Berlin bestellt. Das Verfahren ist noch offen. Bei den Strafanzeigen gegen Hasselbring dürfte es um die Fragen gehen, weshalb der deutsche Geschäftsführer keine Gegenwehr leistete vor der Kapitalvernichtung beim IPO. Schließlich hat die Otto-Familie bspw. mit der Paramount Group Real Estate ein eigenes Unternehmen in den REIT zu einem Wert von ca. 300 Mio. USD eingebracht, bei dessen Wertansatz man sich hinterher nicht zu wundern braucht, weshalb sich das Gesamteigenkapital in großen Teilen verflüchtige. Ganz zu schweigen von den hohen Manager-Bonifikationen der Paramount Group, an erster Stelle sei hier natürlich Behler genannt, dem rd. 80 Mio. USD für seine REIT-Aktivitäten zugeflossen sein sollen. Wenig verwunderlich, dass der Otto-Manager große Summen an seinem Schweizer Wohnsitz Zug in Luxuswohnungen investiert (vgl. 'k-mi' 22/16). Auf der strafrechtlichen Seite bleibt die Entwicklung damit ebenfalls höchst spannend, wobei wir anmerken möchten, dass für Hasselbring selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt, solange nichts Gegenteiliges gerichtlich festgestellt ist. Weitere Erfolge verbuchten die Fondsanleger mit tatkräftiger Unterstützung der Beiräte auch bei den jüngsten Beschlussfassungen. Mit großer Mehrheit wurden sowohl der HT-Fondsgeschäftsleitung als auch dem persönlich haftenden Gesellschafter für das Geschäftsjahr 2015 keine Entlastung erteilt, den Beiräten jedoch sehr wohl.

'k-mi'-Fazit: Das Ausscheiden von Hasselbring bei Hamburg Trust kommt nicht überraschend. Bei der Bewältigung des Skandals rund um den Paramount Group-Coup machte er alles andere als eine glückliche Figur. Einerseits die Interessen der Fondsanleger vertreten zu sollen, andererseits gegen den HT-Gesellschafter und Paramount-Boss Behler vorgehen zu müssen, so wie es die Fondsgesellschafter erwarten, daran ist Hasselbring grandios gescheitert. Dieses Verhalten bzw. Unterlassen wird nun Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sein. Man darf sehr gespannt sein, wie es in diesem Milliarden-Skandal weitergeht.

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- k-mi 33/16 "Hamburg Trust: Schlappe in kuriosem Fonds-Rechtsstreit"

- k-mi 22/16 "Hamburg Trust: Gesellschafter machen sich keine Freunde"

- k-mi 06/16 "Hamburg Trust: Große Töne, nichts dahinter?"

 

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