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RaiBa Tüngental agiert wie eine Landarztpraxis – erfolgreich!

Größe einer Bank ist kein Qualitätsmerkmal. Und ob eine bilanzstarke Fusionsbank tatsächlich den Irrungen und Wirrungen der Niedrigzinsphase besser Stand hält als ein kleines Institut, muss sich auch erst noch beweisen. Diese These vertritt im 'Bi'-Gespräch überzeugend auch Andreas Stein (59), zusammen mit Wolfgang Greulich Vorstand der 1900 als Darlehnskassenverein Tüngenthal gegründeten Raiffeisenbank Tüngental mit Sitz in Schwäbisch Hall. Beide leiten das wohl kleinste Institut in Europa (vgl. Kasten).  Während die Man Power der Fiducia GAD IT hierzulande inzwischen die Fusionsgeschwindigkeit von Volks- und Raiffeisenbanken vorgibt, lebt Stein eine Philosophie, die einst Friedrich-Wilhelm Raiffeisen dazu bewogen hatte, im genossenschaftlichen Miteinander Menschen den Zugang zu Krediten und zur Geldanlage zu schaffen. Stein wählt einen anderen Vergleich: Gegenüber 'Bi' spricht er davon, im Stile einer Landarztpraxis sein Geschäft zu betreiben. Dass er dies von der Pike auf gelernt hat, bereits mit 24 Jahren Vorstand einer Genossenschaftsbank war, die Volksbank Günz im Unterallgäu (inzwischen nach diversen Fusionen Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz und später die Raiffeisenbank Roggenburg (inzwischen Raiffeisenbank Mittelschwaben) leitete, von dort zur RaiBa Tüngental wechselte, Banker voller Leidenschaft ist, und eben wie ein Landarzt zur Stelle ist, wenn seine Kunden ihn (und die Bank) brauchen, dürfte das Erfolgsrezept sein. Apropos Landarzt. Wie diese Spezies für ihre Patienten präsent ist, kann man auch der Homepage der Raiba ganz offen entnehmen, welche Bereiche die beiden Vorstände abdecken und dass Heidi Schulz und Patrick Schmidt für den Schalterbereich zuständig sind. Transparenz vom Feinsten.

Nur, wie schafft Stein es, im Strudel der EZB-initiierten Niedrigzinsphase nicht bilanziell unterzugehen, bzw. gegen die stetig steigenden Anforderungen der Regulatorik gewappnet zu sein? Beides, so Stein, sei für die Raiba Tüngental kein Problem. Aufgrund des Negativzinses sei das Passivgeschäft völlig stressfrei. "Wir können uns insofern auf das Erfüllen der Vorschriften konzentrieren."  Klar nehme die Beanspruchung in diesem Bereich stetig zu, sei aber für die RaiBa händelbar. "Und da wir ehrliche Kaufleute sind", so Stein, "schaffen wir auch die aufsichtsrechtlichen Hürden". Zuletzt habe man die andernorts regelmäßig gefürchtete "44er Prüfung" ohne Beanstandung durch die Deutsche Bundesbank bestanden. Viele Kollegen Stein's begründen ihre Filialschließungen mit der stetigen Zunahme des Online-Geschäftes. Für Stein ist auch das kein schlagendes Argument. Im Gegenteil: 'Seine' Bank hat im Nachbarort Wolpertshausen im vorletzten Jahr eine Filiale eröffnet. Im Rathaus. Auf Bitten des Bürgermeisters Jürgen Silberzahn, der im Gegenzug bereit ist, die Räumlichkeit mietfrei zur Verfügung zu stellen. So entsteht auch hier eine win-win-Situation, der Ort hat weiterhin eine Bank und die Bank hat mehr als 100 neue Kunden dazugewonnen. Bereits in den Anfängen der Bank war der Weg "beschwerlich und hart", aber die Bürger erkannten, dass ihre Bank ihnen Vorteile bringt. "Und so ist es noch heute. Wenn einer unserer rund 900 Privatkunden Bargeld braucht und nicht in die Bank kommen kann, dann bringen wir ihm das Geld nach Hause. Bei Bedarf alle zwei Tage und selbstverständlich gebührenfrei". Auch wer Bargeld einliefert, kann das bei der RaiBa Tüngental tun, ebenfalls ohne dafür Gebühren entrichten zu müssen. Wir nennen das Kundennähe und Flexibilität.

Und die Kundschaft honoriert das RaiBa Tüngeltaler Geschäftsmodell. Das Kreditvolumen steigt, 2015 um rd. 13 % und in 2016 noch einmal um 12 %. Das sichert die Existenz der Bank und lässt sie weiterhin voraussichtlich auch für 2017 schwarze Zahlen schreiben. In 2015 hat sie 110.000 € Gewinn nach Steuern geschrieben, in 2016 waren es trotz Investitionen i. H. v. rd. 60.000 € immerhin noch 62.000 €. Für 2017 rechnet Stein gar damit, die 30 Mio. € Bilanzsumme zu überschreiten, das Betriebsergebnis vor Steuern und den Gewinn lt. EVR sogar auf ca. 200.000 € verdoppeln zu können. Stein zieht aus dieser Erfahrung seinen persönlichen Schluss und stellt fest: "Fusionen sind kein Allheilmittel, um als Bank existieren zu können". Seine Bank mag eine "Retro-Bank" sein, aber sie ist wirtschaftlich stabil, hat keinerlei Kreditausfälle und ist der Partner der Landbevölkerung um Schwäbisch Hall. Ganz so, wie Raiffeisen es einst angedacht hatte. Und eine Landarztpraxis gibt es auch in Tüngental.   

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