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apano Wasser-'Anleihe': Renditequell oder trübe Brühe?

Die Dortmunder apano GmbH vertreibt aktuell ihre Wasser-Infrastruktur-Anleihe 2. 'k-mi' hat sich das Angebot angeschaut und apano mit unseren Kritikpunkten konfrontiert: Zunächst missfällt uns, dass das Produkt als # Anleihe verkauft wird. Tatsächlich handelt es sich aber um ein 'Partizipations-Zertifikat'. "Für eine Inhaberschuldverschreibung, wie die hier vorliegende, wäre neben 'Anleihe' sicher auch ‘Partizipations-Zertifikat‘ rechtlich und inhaltlich möglich gewesen (…) Das Haus apano hat seit seiner Gründung im Jahre 2001 eine Vielzahl strukturierter Produkte auf den Markt gebracht. Dabei haben wir mehrheitlich den Begriff  'Zertifikat' genutzt. All diesen Produkten war gemein, dass es sich um Partizipations-Zertifikate an börsennahen Geschäften, meist Hedgefonds-Zertifikate, handelte", erläutert Markus Sievers, GGF apano GmbH, und ergänzt: "Auch ungeachtet der Produktpalette unseres Hauses verstehen wir den Begriff 'Zertifikat' eher im Zusammenhang mit börsennahen (meist Aktien) Themen. Oft handelt es sich um Index-, Discount- oder Hebelzertifikate." Doch Vermittler sollten dabei im Auge behalten, dass der durchschnittliche Anleger bei einer 'Anleihe' sicher zunächst an ein festverzinsliches und handelbares Wertpapier denkt und nicht an ein mit einem Basket unterlegtes Zertifikat. Die BaFin hat erst am 12.07.2017 bekräftigt, die Überwachung der umstrittenen Bonitätsanleihen (vgl. 'k-mi' 30/17) bis Ende September fortzuführen und dann ggf. über "die Notwendigkeit einer Produktintervention zu entscheiden" – bis hin zum bereits diskutierten Verbot.

Hier ist Kundenaufklärung notwendig, die wir ohnehin aus Sicht der Risikoreduzierung für den Vermittler insbesondere im Hinblick auf die # Vertriebsdokumente kritisch sehen: An deutschsprachigen Vertriebsdokumenten liegen im wesentlichen ein dreiseitiges Produktinformationsblatt, eine 16seitige Marketingbroschüre sowie als Übersetzung eine 16seitige Zusammenfassung des englischen Prospektes vor. Unsere Kritik umfasst auch die # Risikodarstellung: Die 16seitige Broschüre bzw. Werbemitteilung enthält nur eine Seite mit Risikohinweisen. An anderer Stelle heißt es dort mit Bezug darauf, dass das Angebot nur ein Teilvermögen der Emittentin umfasst: "Das Emittentenrisiko, das neben dem Risiko der reinen Investition in den Referenzwert besteht, wird somit weitestgehend ausgeschlossen." Auch diese Aussage aus der Vor-Lehman-Zeit halten wir für grenzwertig: Neben allgemeinen Marktrisiken gibt es zahlreiche rechtlich-regulatorische, steuerrechtliche, politische und Schlüsselpersonen-Risiken, durch die eine Emittentin (zumindest temporär) zahlungsunfähig sein könnte. Die Sinnhaftigkeit einer (haftungsreduzierenden) Risikodarstellung schätzen wir offenbar völlig anders ein als Sievers: "Bei der Erstellung von Marketingunterlagen ist es üblich und rechtskonform, die rechtlichen Aspekte zusammenfassend in Kürze darzustellen. Dabei erfolgt jeweils ein Verweis auf die ausführlichen Bedingungen. Der Prospekt wird für jeden Interessierten wie gesetzlich vorgeschrieben verfügbar gemacht. Darüber hinaus haben wir ausführliche Bedingungen erstellt und halten diese verfügbar. Mit dieser Vorgehensweise verhalten wir uns markt- und gesetzeskonform." Das muss ja wohl das Minimalziel sein. Wir halten aus Transparenz- und Haftungsaspekten die Vertriebsdokumentation mitsamt der Risikodarstellung für alles andere als optimal.

Offenbar hat man hier aus der katastrophalen Lage, in der sich der Wasserwirtschaftsfonds Leonidas VII H2O befindet (vgl. 'k-mi' 49/14, 17, 19, 28/17), der ebenfalls durch Signina beraten wird, wenig gelernt: Hier befindet sich das in Liechtenstein domizilierte Investitionsvehikel seit Mitte 2015 in Liquidation und die Anleger erhalten keine Ausschüttungen. Doch das will Sievers nicht gelten lassen: "Wir halten es für nicht angemessen Leonidas als Beweis anzuführen, dass das Geschäftsmodell unserer Wasserinvestments nicht läuft. Das Gegenteil ist indes richtig: wir können nachweisen, dass die bisherigen Renditen prognosegemäß sind. So werden auch gerade die ersten Zinszahlungen überwiesen. Dabei ist es uns auch wichtig klarzustellen, dass Signina Capital zwar die Auswahl der Wasserinvestments selbst beraten hat, jedoch in der Produktstruktur der Leonidas selbst nicht involviert war und ist." Aber beim apano-Angebot greift man nicht nur auf den gleichen Investmentberater zurück, teilweise investiert man in die gleichen Objekte wie der in heftige Schieflage geratene Leonidas VII, so dass hier bei Signina ein erheblicher Interessenkonflikt bestehen dürfte.

# Weitere Risiken des Zertifikats sind:  ++ Die Fungibilität des Zertifikats, das eine Laufzeit bis Ende 2024 hat, kann stark eingeschränkt sein. Zwar ist eine Notierung im Freiverkehr der Börse Düsseldorf geplant. Ob damit auch eine echte Handelbarkeit gewährleistet ist, ist allerdings völlig offen  ++ Die Emittentin kann das Zertifikat bei "Eintritt außerordentlicher Ereignisse mit sofortiger Wirkung kündigen", wobei recht nebulös bleibt, was solche außerordentlichen Ereignisse sind. Je nach Zeitpunkt der möglichen Kündigung drohen im ungünstigen Fall ggf. erhebliche Kapitalverluste, ohne dass die Investoren hier einwirken können. Zum # Risiko-Rendite-Profil: Das Angebot wird vermarktet mit der Aussage "5,5 % jährliches Ausschüttungsziel". Die Zinszahlungen sowie die Rückzahlungen sind kein fester Coupon wie bei einer Anleihe üblich, sondern diese "sind von den Zahlungen auf die Kapitalbeteiligungen im Referenzkorb abhängig". Die Referenzkorbberechnung erfolgt durch eine mathematische Formel, so dass für Anlageinteressenten nicht unmittelbar nachvollziehbar ist, nach welchen Bedingungen Zinszahlungen bzw. eine Rückzahlung erfolgen.

# Struktur: Die Emittentin der Anlage ist Opus – Chartered Issuances S.A., eine unregulierte Verbriefungsgesellschaft nach Luxemburger Verbriefungsgesetz. Nach Angaben der Börse Düsseldorf handelt es sich bei der Anlage um eine Exchange Traded Note/ETN, ein komplexes Finanzinstrument, das entsprechend erfahrene Anleger voraussetzt. Die Referenzprojekte werden durch Signina Capital AG/Zürich bestimmt, die den Erfolg somit maßgeblich beeinflusst # Investments: Detaillierte Angaben zum Track-record von apano bzw. des Investmentberaters Signina und zur Entwicklung von Vorgängerinvestments enthalten die Vertriebsunterlagen nicht. Zu den geplanten Investments finden sich zudem erst im hinteren Teil des englischen Prospektes nähere Angaben. Der Basiswert setzt sich aus drei Kapitalbeteiligungen an Projekten für Wasseraufbereitung in USA und Canada sowie Wasserkraft in den USA zusammen, die Signina innerhalb von großen Bandbreiten von jeweils 15 bis 65 % zusammenstellen kann. Dazu Sievers: "Erst zum Ende der Emission, wenn das Platzierungsvolumen feststeht, ist es möglich das eingesammelte Geld auf die einzelnen Projekte zu verteilen. Da jedoch in der Prospektphase das Platzierungsvolumen nicht bekannt ist, wird eine entsprechend große Bandbreite angegeben. Die Projekte haben aktuell eine Gesamtkapazität von 120 Mio. €."

'k-mi'-Fazit: Anstatt eines echten Sachwert-Investments handelt es sich um ein synthetisches, u. E. intransparentes Zertifikat, garniert mit möglichen Interessenkonflikten. Von der Bezeichnung als 'Anleihe' über die Vertriebsdokumente und die Risikohinweise bis hin zur noch offenen Zusammensetzung des Referenzkorbes mit unterschiedlichen Investment-Risiken fehlt es uns an Belastbarem, so dass der Vertrieb sich derzeit u. E. erheblichen Haftungsrisiken aussetzt.

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