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Deutsche Oel- & Gas-Aktionäre verklagen ECP auf 650 Mio. USD

"Ich weiß nicht, was man damit erreichen möchte. Ob es darauf hinauslaufen wird, dass Kay Rieck wieder Geld einsammeln will?", meldet sich ein 'k-mi'-Leser bei uns in der Redaktion mit folgender Information, die via Pressemeldung seitens Alecto Capital, LLC als Vertreterin der Sicherungszessionare in die Welt gesetzt wurde:

"Die Klage der Aktionäre der Deutschen Oel & Gas S.A. (DOGSA) auf Schadenersatz in Höhe von $ 650 Millionen gegen den ehemaligen Finanzierungspartner Energy Capital Partners (ECP) ist vom Bezirksgericht in Delaware, USA, zugelassen worden. Die Zulassung ist ein wichtiger Etappensieg im Kampf zwischen 'David und Goliath'. Sie markiert einen entscheidenden Wendepunkt im jahrelangen Kampf der über 10.000 geschädigten deutschen Aktionäre, die von DORNKAMP Rechtsanwälte auf deutscher Seite unterstützt werden." 

Wir blicken kurz zurück: Bis ca. 2015 sammelte der deutsche Fondsanbieter Energy Capital Invest (ECI) rund 300 Mio. € Anlagekapital über geschlossene Öl- und Gasfonds sowie Namensschuldverschreibungen ein, um mit den eingeworbenen Geldern die Exploration von Erdöl und Erdgas im Cook Inlet-Becken im US-Bundesstaat Alaska zu finanzieren. Zur Überraschung der Fondsanleger wandelte ECI im November 2015 die Ansprüche der Investoren in Aktien der DOGSA um, die selbst eine Kapitalerhöhung von 5 auf 500 Mio. € durchführte mit dem Ziel, das Unternehmen noch im selben Jahr an die Börse zu bringen.

Sowohl hinter ECI als auch DOGSA stand als treibende Kraft Kay Rieck. Parallel verkündete DOGSA im Oktober 2015, dass ++ der Energieinfrastrukturfonds Energy Capital Partners, New Jersey, sein Engagement von 200 auf 240 Mio. USD im Explorationsprojekt aufgestockt hätte ++ die ING Bank, New York, eine Vereinbarung über die laufende Finanzierung der DOGSA über 135 Mio. USD unterzeichnet hätte und ++ die Bank of America, New York, vor dem Abschluss einer weiteren Finanzierung der Unternehmensgruppe stünde.

Im November 2015 gab die DOGSA bekannt, dass allein über die Erdgasproduktion Erlöse von rund 34 Mio. USD in 2016 und ansteigend auf 185 Mio. USD in 2019 erwirtschaftet werden sollten. Einen Gasabnahmevertrag schloss DOGSA u. a. mit der Aurora Gas, LLC zum lokalen Marktpreis ab. Ein Listing im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse sollte Ende 2015 oder Anfang 2016 erfolgen.

Zu jener Zeit sah Rieck sein Unternehmen bereits 'durch den MDAX in den DAX rauschen', so ließ es der Öl-Baron in seinem seinerzeit gemalten Szenario gerne Interessierte wissen. Doch die wilden Träume platzten bekanntlich schnell und für die Investoren sehr schmerzvoll. Denn bereits wenige Monate später, im Mai 2016, meldete Aurora Gas Insolvenz an. Besonders pikant daran ist, dass Alleingesellschafter von Aurora Gas seit August 2015 die Rieck Oil Inc. war, was nichts anderes bedeutete, als dass Rieck mittelbar einen Erdgas-Abnahmevertrag mit sich selbst schloss.

Die ein halbes Jahr vor der Pleite medial noch hervorgehobene Partnerschaft mit diesem Unternehmen steht rückblickend somit in einem ganz anderen, bedenklichen Kommunikationslicht. Der ebenfalls angekündigte Börsenhandel wurde nie realisiert, nachdem die für Anfang Oktober 2017 angepeilte Notierungsaufnahme im Freiverkehr Deutscher Börsen und an der Nasdaq-Börse in Riga förmlich in letzter Minute scheiterte und Fragen aufwarf.

Kann nun Rieck mit der Klage gegen ECP plötzlich eine Wende in dem Anlageskandal erringen? Laut Alecto Capital wurde im September 2023 ECP durch Bridgepoint UK übernommen, wodurch ein Fonds mit einem Gesamtvolumen von 57 Mrd. € entstand.

"Die Klage umfasst schwerwiegende Anschuldigungen gegen ECP, einschließlich 'Fraudulent Inducement' (Eingehungsbetrug) und 'Civil Conspiracy to Commit Fraud' (Zivile Verschwörung zum Betrug). Diese Anschuldigungen dürften kein gutes Licht auf die Geschäftspraktiken von ECP werfen. Die Zulassung der Klage markiert einen wichtigen Etappensieg auf dem Weg zur juristischen Aufarbeitung des Falls. Dabei wird das unternehmerische Fehlverhalten von ECP in der Geschäftsführung im Fördergebiet Kitchen Lights Unit der DOGSA rechtlich geprüft. Dieser Fall könnte für ähnliche zukünftige Fälle als Präzedenzfall dienen und hebt die Notwendigkeit transparenter sowie gerechter Handelspraktiken hervor. Zudem betont er die Wichtigkeit des Schutzes von Investoren", so kommentiert Alecto Capital die eingelegte Klage gegen ECP in eigener Sache.

Für uns starker Tobak, wie hier vom eigentlichen Skandal abgelenkt wird, also dass über Jahre tausende Kleinanleger in ein hoch risikoreiches Explorations-Investment getrieben wurden, ohne über die exorbitant hohen Risiken, die hier mit der Verflechtung einer kaum zu überblickenden Anzahl von Gesellschaften aus dem Dunstkreis von Rieck verbunden waren, in ausreichender Form in den Verkaufsprospekten aufzuklären.

Rieck, Gründer und ehemaliger Chef der DOGSA, scheint nun die Verantwortung umdrehen zu wollen und meint in Richtung ECP: "Dieser Fall zeigt, dass kein Unternehmen zu groß ist, um zur Rechenschaft gezogen zu werden" und lässt sich gar als 'engagierten Verfechter der Aktionärsrechte' bezeichnen. "Unser Zusammenhalt und unser Engagement für Gerechtigkeit sind unsere größte Stärke. Wir sind entschlossen, diesen Kampf fortzusetzen, bis Gerechtigkeit für jeden einzelnen Aktionär erreicht ist", kündigt Rieck gar pathetisch an.

Die wichtigste Frage, die sich uns bei diesem Schauspiel stellt, ist: Wer würde denn überhaupt außer Rieck profitieren, wenn tatsächlich die Klage gegen ECP erfolgreich wäre? Denn die Deutsche Oel & Gas SA (DOGSA), Luxemburg, deren Aktionäre die deutschen Anleger einst unverhofft wurden, ist seit November 2023 in Konkurs.

Damit erscheint es uns doch sehr unwahrscheinlich, dass hier ein geschädigter Privatanleger irgendwelche Ansprüche aus dem zugrundeliegenden Rechtsstreit mit ECP unmittelbar ableiten könnte. Selbstverständlich eruieren wir für Sie die Aussage, wonach die Klage ein 'Wendepunkt' für die über 10.000 geschädigten deutschen Aktionäre darstellt, also ob damit gemeint ist, dass die Anleger im Falle eines Schadenersatzes daran partizipieren und falls ja, in welcher Höhe.

'k-mi'-Fazit: Kay Rieck lehnt sich mit seinen Gerechtigkeits-Ankündigungen sehr weit aus dem Fenster. Hat er etwa vergessen, unter welchen fragwürdigen Anpreisungen seine Fonds gutgläubige Kleinanleger in Totalausfall-Investments angeworben hatten? Vielleicht ist für Rieck der Rechtsstreit auch ebenso von hoher Bedeutung, um mögliche Neugeschäftsaktivitäten anzukurbeln (vgl. u. a. 'k-mi' 11/21 "HELENA: Achtung – Kay Rieck trommelt neues Anlegergeld ein!"). Gleichwie, wir behalten für Sie die weitere Entwicklung im Auge.

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