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Bekenntnis zum dualen Gesundheitssystem

Vom Ausland immer wieder gelobt und bewundert, in seiner Heimat turnusmäßig an den Pranger gestellt. Trotz jahrzehntelangem erfolgreichen Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung (GKV und PKV), gerät das duale Gesundheitssystem hierzulande immer wieder unter kritisches Sperrfeuer. Unbezahlbar wären die Prämien der privaten Krankenkassen im Alter. Zudem würden sich durch das PKV-System all die jungen Gutverdiener der GKV-Solidargemeinschaft entziehen und dieses damit entscheidend schwächen. Bei alledem und dazu spätestens seit Niedrigzins und Überalterung der Gesellschaft habe sich das duale System zwischenzeitlich selbst überholt und sei unkorrigierbar fehlerbehaftet. Stimmt das?

Es klingt mitunter paradox. Das deutsche Gesundheitssystem zählt unstrittig zu den Besten weltweit. Allen Versicherten steht ein flächendeckendes Netz von renommierten Kliniken und erstklassigen Ärzten bei schneller Versorgung zur Verfügung. Diese internationale Spitzenposition verdanken wir nicht zuletzt dem eingespielten Nebeneinander von GKV und PKV. Und so verwundert denn auch nicht weiter, dass etwa jüngster Allensbach-Umfrage zufolge die Zufriedenheit der Bürger mit medizinischer Versorgung bei historischen Spitzenwerten liegt. Zudem sind laut neuester Continentale-Studie 71 % der privat Versicherten mit dem Preis-Leistungsverhältnis des Gesundheitswesens absolut zufrieden.

Bei alledem festige nach Meinung der meisten Menschen dabei ausgerechnet das bestehende duale Gesundheitssystem unser erstklassiges Versorgungsniveau. Dennoch kritisieren insbesondere Befürworter einer Einheits-Bürgerversicherung wiederholt die private Krankenversicherung, da sie unfair, riskant und zudem nicht reformierbar sei. Folgt man dieser folgenschweren Bewertung, könne man im Grunde genommen gleich ganz auf die PKV verzichten.

Voreingenommenes ‚Kaputtreden‘ gilt nicht

Was bei aller Kritik immer wieder gerne außen vor gehalten wird: Im Gegensatz zum hiesigen zweigliedrigen System tendieren Länder, in denen die Krankenversicherung durch ein Einheitssystem reglementiert ist, zu einer deutlicheren Rationierung. Dort findet man in der Regel eine medizinische Grundversorgung auf vergleichsweise niedrige(re)m Niveau. Spitzenmedizin bewegt sich dabei oft genug außerhalb der Einheitsversorgung und ist nur gegen kräftig Extra-Cash zu bekommen. Das Resultat: Eine echte Zwei-Klassen-Medizin.

Doch trotz all dieser Vergleichsmöglichkeiten um uns herum, wollen die Negativschlagzeilen hierzulande kein Ende nehmen. Noch im August dieses Jahres ließ etwa Karl Lauterbach, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD, verlauten, dass sich die Beiträge für NichtBeamte in den nächsten 10 Jahren verdoppeln würden. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung seien – nebst steigender Ausgaben für Gesundheit auf der Kostenseite im Allgemeinen – insbesondere die derzeitigen, durch die EZB getriebenen Zinsauswirkungen auf der Einnahmeseite der Krankenversicherer. So müsse sich die Versicherungswirtschaft immer mehr anstrengen, um den üblichen Kalkulationszinssatz von 2,75 % zu erzielen. Zudem verursache der Niedrigzins schrumpfende Nettorenditen betreffend Altersrückstellungen.

Robust trotz angespanntem Umfeldes

Soweit richtig, aber bei alledem steht die PKV mit dem derzeitigen – und wohlgemerkt, nicht durch sie verursachten – Zinsproblem beileibe nicht alleine da. Auch die gesetzlichen Kassen mussten in der Vergangenheit Beitragssteigerungen verzeichnen – und dies, obwohl sie mit Zuschüssen aus der Staatskasse gefördert werden. Hinzu kommt, dass speziell die ansteigende Beitragsbemessungsgrenze bei freiwillig gesetzlich Versicherten quasi einer indirekten Beitragserhöhung gleichkommt. Experten der Branche rechnen sogar vor, dass sich die Anpassungen der PKV im Verhältnis zu den Beitragssteigerungen der gesetzlichen Krankenkassen als vergleichsweise moderat erweisen.

Womöglich liefen aufgrund dessen die Geschäfte jüngst – wie Assekurata berichtet – für das Gros privater Krankenversicherer unterm Strich wieder merklich besser. Die Ratingagentur geht zudem davon aus, dass sich die Gewinnsituation 2017 im Zuge dessen ebenfalls deutlich zum Besseren wenden wird. Einhergehend hierzu waren zuletzt 96 % der Vollversicherten grundsätzlich mit ihrem Versicherer zufrieden. Abgesehen davon zeigen Rechengrößen, dass die PKV weiterhin über sehr viele Rückstellungen verfügt. Selbst im aktuell schwierigen Umfeld bildet die PKV jährlich mehr als 10 Mrd. Euro zusätzliche Alterungsrückstellungen. Rein rechnerisch könnten hierdurch etwa alle gängigen Leistungen an die neun Jahre lang finanziert werden. Zum Vergleich: Die derzeitige Reserve der GKV reicht für gerade einmal eineinhalb Monatsausgaben.

Gesunder Wettbewerb stärkt beide Versichertenlager

Ob lebenslange Leistungsgarantie, Wahlfreiheit der Versicherten, Verzicht auf Budgets, Therapiefreiheit der Ärzte, Beförderung von Innovationen und medizinischer Fortschritt: All diese Strukturprinzipien der PKV lassen ihr auch künftig eine unverzichtbare Rolle als Systemwettbewerber zur GKV zuteil kommen. So fließen durch Privatversicherte pro Jahr mehr als 30 Mrd. Euro ins Gesundheitssystem. Dank dieser Einnahmen können Ärzte und Krankenhäuser investieren und so den hohen medizinischen Standard sichern, von dem letztlich alle nachweislich profitieren.

Wären im Umkehrschluss all die Privatversicherten künftig in der GKV versichert, verblieben zum Beispiel jeder Arztpraxis in Deutschland, Stand 2016, durchschnittlich 49.000 Euro weniger im Budget, die sie in Personal oder Ausstattung hätte investieren können. Und nicht zuletzt macht auch die Alterung unserer Bevölkerung die PKV zu einer unverzichtbaren Säule im Gesundheitssystem. Denn die junge und arbeitende Generation muss in der GKV immer mehr Geld für den wachsenden Anteil der Älteren aufbringen. Da erscheint es mitunter grob fahrlässig, ausschließlich auf die demografieanfällige Umlagefinanzierung zu setzen.

Qualifizierte Beratung und Makler-Expertise gefragter denn je

Sollte sich nunmehr doch noch eine große Koalition herauskristallisieren, könnte auf Drängen der SPD – Stichwort: Bürgerversicherung – nunmehr ernsthaft am Fortbestand der PKV gekratzt werden. Umso wichtiger ist es in der Zwischenzeit, nochmals unmissverständlich die Vorzüge des dualen Gesundheitssystems nach vorne zu tragen. Es gilt, ein jahrzehntelang bewährtes System nicht ideologiebehaftet und vorschnell schlechtzureden, sondern stattdessen fundiert und ohne Vorbehalte aufzuklären. Denn, jegliche Veränderungen dieses Systems von solidarischer Versicherung und eigener Vorsorge würden dem Erfolgsmodell mitunter irreparablen Schaden zufügen.

Der interne Wettbewerb zwischen beiden Systemen untereinander sichert die herausragende Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitswesens insgesamt. So gesehen sollte uns allen an dessen Erhalt und Funktionstüchtigkeit weiter gelegen sein. Für gute Vermittler heißt dies in der Praxis – wie gehabt – exzellente Aufklärungsarbeit beim Kunden zu leisten und weiterhin auf die Qualität des ausgewählten PKV-Tarifs zu achten.

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