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BlackFin: Welches Spiel treibt der Fonds mit der Bonnfinanz?

Zum 1. Januar kaufte die französische BlackFin Capital Partners, mit Sitz in Paris und Standort in Frankfurt, den Strukturvertrieb Bonnfinanz AG von der Zurich, wie wir bereits in 'k-mi' 04/19 zu berichten wussten. Erstaunlich daran, bis heute haben wir von beiden Vertragsseiten dazu keinerlei offizielle Aussagen vernommen. Auch unsere Presseanfragen vom 24. Januar an die französische Heuschrecke als auch an den Versicherer adressiert, blieben unbeantwortet. Was hat dieses Abtauchen zu bedeuten? Verwunderlich in dem Zusammenhang ist auch, der 1970 gegründete und damit älteste deutsche Allfinanzvertrieb wird auf der Bonnfinanz-Homepage immer noch als Unternehmen der Zurich Gruppe geführt. Hat der Innendienst die Pflege der eigenen Seite längst eingestellt? Seit über einem Jahr gibt es im Übrigen keine neuen Presse-informationen aus dem Hause der Bonnfinanz dort mehr zu lesen, was bezeichnend für die fehlende Dynamik dieser Vertriebsgesellschaft sein dürfte. Denn die Glanzzeit der Bonner Strukkis, bezogen auf Größe und Umsatz – leider weniger auf Beratungsqualität – liegt sehr, sehr lange zurück:

Die ehemalige Deutsche Herold-Tochter, die zwischenzeitlich auch unter dem Dach der Deutschen Bank auf Kundenfang ging, erreichte nach der Aufbauarbeit durch Prof. Reinfried Pohl (danach DVAG) sowie Klaus-Dieter Trayser (danach Plansecur) und Helmut Maier (danach ForumFinanz) schließlich bis Mitte der 90er Jahre mit rund 2.500 Vertriebsmitarbeitern ihren Höhepunkt. Unter der fast zehnjährigen Regentschaft von Reinhard Schutte, die im Jahr 2006 endete, stemmte sich die Bonnfinanz noch mit ihren jährlichen Provisionserlösen, die zwischen 85 und 105 Mio. € pendelten, gegen ihren Bedeutungsabfall, während die schrumpfende Beraterzahl in Richtung 1.100 zunehmend den unaufhaltsamen Abwärtstrend zementierte. Der Zurich gelang es jedenfalls nicht mehr die Bofi nochmals zu reaktivieren. Die Provisionserlöse schrumpften im Geschäftsjahr 2017 schließlich auf 59,6 Mio. € (- 8 % gegenüber 2016). Laut 'k-mi' vorliegenden Zahlen aus gewöhnlich gut informierten Kreisen soll in den kommenden 5 Jahren gar rund die Hälfte der heutigen Beraterzahl altersbedingt ausscheiden. Auch sei die Unternehmens-IT in einem bemitleidenswerten Zustand und den heutigen Ansprüchen kaum noch gewachsen. Ein gewaltiger Investitionsstau soll sich dort aufgetürmt haben, mit dem die Zurich offenbar nichts mehr am Hut haben wollte.

Doch was plant der französische Investor, dessen Spielwiese bei FinTech-, Insur- und RegTech-Unternehmen liegt, nun ausgerechnet mit der Bofi anzufangen? Zu den jüngeren Errungenschaften von BlackFin gehört mit der Plattform finanzen.de ein Finanzportal, das in den Bereichen  ++ Berufsunfähigkeit  ++ Private Krankenversicherung  ++ Altersvorsorge  ++ Rechtsschutzversicherung  ++ KFZ-Versicherung und  ++ Geld-anlage auf Kundenfang geht. Jedenfalls offeriert man dort auf Wunsch auch "einen Experten in Ihrer Nähe" und stellt "die bestmögliche Beratung" in Aussicht. Ob auf der Beratungsseite zukünftig die Bonnfinanzler eine Online-Lücke zu schließen haben? Deren Leistungs-Performance liest sich wenig zuversichtlich, wie wir anhand einer Datenerhebung von 61 vermittelten deutschen Immobilienfonds in 'k-mi' 45/07 ausführlich aufdeckten: Demnach leisteten seinerzeit 24 Fonds und damit 39% gar keine Ausschüttungen, bei einer kümmerlichen durchschnittlichen Jahresausschüttung von 2,4 % – unberücksichtigt der erlittenen Vermögensverluste.

'k-mi'-Fazit: Ob BlackFin mit der Bonnfinanz die Vertriebsgesellschaft gefunden hat, die man im Markt gesucht hat und strategisch gebrauchen kann, bezweifeln wir stark. Einerseits ist die Bofi im Innendienst inzwischen eng mit der Zurich verzahnt, was wohl kaum von heute auf morgen auf die Schnelle wieder aufzulösen ist. Andererseits dürfte der Investitionsbedarf so hoch sein, bei einer weit überdurchschnittlichen Altersstruktur sowohl auf Berater- als auch Kundenseite, dass man sich fragt, welchen Mehrwert kann dieser Strukturvertrieb bei der eigenen Expansion überhaupt unter Berücksichtigung des Kaufpreises leisten.

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