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Wie wefox mit Fakes und angeblich wahren Erfolgs-Aussagen in der Werbung wirbt

„Kompliziert war gestern. So geht Versicherung heute.“ Ein toller Spruch, mit dem die wefox Germany GmbH/Berlin auf ihrer Website Verbraucher umwirbt. „Eine Partnerschaft. Viele Vorteile. Ihr neuer 360°-Maklerpool.“ So lautet eine andere, an Versicherungsmakler adressierte Werbung. Doch was steckt hinter den markigen Werbeaussagen und Versprechungen des FinTechs?

Ein gerüttelt Maß an Lug und Trug, darf man u. a. mit Blick auf eine aktuelle Werbekampagne um Versicherungsmakler konstatieren: „Machen Sie es wie Christian – steigern Sie Ihren Umsatz mit dem Service von wefox“, wirbt wefox auf einer Facebook-Anzeige Anfang August um Versicherungsmakler. Abgebildet wird dabei ein Mann, der sich vorstellt als „Christian (33) Versicherungsmakler“. Der angebliche Versicherungsmakler wirbt für wefox mit der Behauptung: „Mit wefox habe ich meinen Umsatz verdoppelt.“

Allerdings ist Dr. Rainer Demski, Geschäftsführer des Branchendienstleisters für Content Marketing NewFinance Mediengesellschaft mbH, aufgefallen, dass das Bild des besagten Christian und angeblichen Versicherungsmaklers einer Bilddatenbank entstammt. Das Foto kann man bei der Bild-Börse Bigstock kaufen!

Umgehend hat ‚vt‘ wefox um Stellungnahme gebeten u. a. zu: ++ Gibt es diesen abgebildeten Versicherungsmakler Christian? Wenn ja: Wie lautet dessen Registrierungsnummer? ++ Arbeiten Versicherungsmakler mit wefox zusammen? ++ Wenn ja: Gibt es darunter welche, die seit der Zusammenarbeit mit wefox ihren Umsatz verdoppelt haben? ++ Wenn ja: Warum hat wefox nicht einen dieser Versicherungsmakler abgebildet? Wenige Stunden später erreicht uns ein Anruf.

Wir erhalten in dem auf Englisch geführten Telefonat ein paar Erläuterungen und das Angebot, einen mit wefox erfolgreichen Versicherungsmakler interviewen zu können. Letzterem stimmen wir zu und bitten um Kontaktdaten, zudem bestehen wir auf schriftliche Antworten in Deutsch auf unsere Fragen. Die erhalten wir dann auch von John Shewell, Director of Group Marketing & Communications:

„Wefox arbeitet mit Maklern, die ihre Einnahmen verdoppelt und teilweise sogar verdreifacht haben. Damit ist die Aussage im erwähnten Facebook-Post korrekt. Wir haben uns kurzfristig – wie in der Praxis üblich – für ein Stock-Foto einer Bilderagentur entschieden, das unseren Makler symbolisch in unserer Social-Media-Werbung darstellt. Inhaltlich stehen wir ganz klar hinter unserer Aussage.“ Kontaktdaten für ein Interview mit einem mit wefox erfolgreichen Versicherungsmakler erhalten wir nicht, aber Shewell kündigt an: „Wir nehmen das Feedback ernst und werden schon bald mit einer Kampagne live gehen, in der unsere Makler von ihren Erfolgen und Erfahrungen mit wefox persönlich berichten werden.“

Halten wir also fest: wefox sagt, dass Makler ihre Einnahmen verdoppelt und teilweise sogar verdreifacht haben. Grob geschätzt müsste das dann innerhalb von weniger als 2,5 Jahren erfolgt sein. Das dürfte nicht nur so manchem, sondern allen Pool-Geschäftsführern die Tränen in die Augen treiben. Jedenfalls soweit diese Versicherungsmakler ein betriebswirtschaftlich rentables Geschäftsmodell über hohe Umsätze erreichen.

Pool-Chefs dürften sich daher insbesondere fragen, ob diese wefox-Werbung korrekt oder irreführend ist und womöglich einen Verstoß gegen UWG darstellt. Die Behauptung von wefox zu Einnahmesteigerungen von Versicherungsmaklern entzieht sich unserer Überprüfung. Weder hat wefox konkrete Umsätze noch die dazugehörigen Namen der Versicherungsmakler geliefert. Bewiesene Tatsache ist allerdings, dass wefox mit einem nicht existenten Versicherungsmakler in der Werbung arbeitet. Der namentlich, mit Alter und einem Bild aufgeführte – angebliche – Versicherungsmakler soll Vertrauen und Glaubwürdigkeit schaffen.

Wenn es diesen Makler aber gar nicht gibt, halten wir das für eine Irreführung der umworbenen Klientel Versicherungsmakler. Für uns steht fest, dass wefox mit dieser Methode Versicherungsmakler hinters Licht führt, auch wenn die Umsatzbehauptung bei einem tatsächlich mit wefox zusammenarbeitenden Versicherungsmakler stimmen sollte. Doch ist das auch juristisch so?

wefox meint offenbar, es kommt nicht auf die gefakte Darstellung an, sondern nur den Wahrheitsgehalt der Umsatz-Aussage. Rein juristisch betrachtet liegt wefox damit gar nicht mal so falsch, wie die Wettbewerbsrecht-Expertin RAin Dr. Aline Stocks, Rechtsanwaltskanzlei Dr. Stocks – Kanzlei für gewerbliche Schutzrechte und Presserecht/Düsseldorf, auf ‚vt‘-Anfrage erläutert:

„Der Hinweis, dass der abgebildete ‚Christian‘ ein Versicherungsmakler ist, ist zwar falsch. In wettbewerbsrechtlicher Hinweis dürfte dies allerdings nicht angreifbar sein, da es für den angesprochenen Verkehrskreis belanglos ist, wie ‚Christian‘ aussieht. Hauptfokus der Werbeaussage ist die Verdoppelung des Umsatzes. Diese Aussage muss wahr sein.“

Hätte ein Wettbewerber Zweifel am Wahrheitsgehalt der wefox-Aussage, trüge dieser als Kläger im Falle eines Wettbewerbsprozesses allerdings die Beweislast. Ob wefox mit dieser Vorgehensweise Vertrauen bei Maklern schafft, mit diesem FinTech zusammen zu arbeiten und Bestände anzuvertrauen, muss jeder Versicherungsmakler für sich selbst beantworten. Das Sprichwort ‚Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht‘, hat zumindest viele Freunde.

Eine mit Stock-Fotos gefakte Werbung scheint bei wefox Methode zu sein. So verweist Shewell auf die Verwendung des Stock-Fotos einer Bilderagentur „wie in der Praxis üblich“. Dies aber nicht nur im B2B-Bereich, sondern auch im B2C-Bereich, wie zwei Beispiele zeigen: „Starte jetzt mit deiner privaten Altersvorsorge & geh‘ früher in Rente!“, fordert ein von wefox Deutschland gesponserter Facebook-Post. Abgebildet ist eine junge Frau, die den Lesern als „Nina (28)“ präsentiert wird und sagt: „Dank meiner privaten Altersvorsorge geh‘ ich früher in Rente. Arbeiten bis 67 kommt für mich nicht in Frage.“ Eine andere Werbung betrifft die private Krankenversicherung.

Hier wird über einen vermeintlichen VN „Klaus (43)“, der als „Filialleiter“ ausgegeben wird, behauptet: „Spart 229 € monatlich mit der privaten Krankenversicherung.“ Aufgefordert wird der Leser: „Jetzt Angebot anfordern.“ Doch beide Bilder sind Stock-Fotos: Eine Lizenz für das Bild des Damen-Modells kann bei Adobe Systems Software Ireland Limited gekauft werden.

Das „Portrait of a smiling happy handsome man“, also ‚unser‘ vermeintlicher Klaus, gibt es bei Dreamstime LLC. Damit werden nach unserem Verständnis Verbraucher insoweit in die Irre geführt, als dass es die abgebildeten Personen mit diesem Namen und Alter als wefox-Kunden gar nicht gibt.

‚vt‘-Fazit: Authentische Werbung ist glaubwürdig. Diese Authentizität spielt wefox aber nur vor. Warum basieren Werbungen von wefox auf Fakes? Unsere Frage, warum das FinTech nicht einen der mit wefox erfolgreichen Versicherungsmakler abgebildet hat, hat uns wefox-Director John Shewell nicht beantwortet. Eine Vertrauensbasis als Maklerpool für Versicherungsmakler schafft wefox damit nicht.

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