Bi – Aktuelle Themen

Bayerische Volks- und Raiffeisenbanken sind Stabilitätsanker

"Bei ausgereichten Krediten, Kundeneinlagen und Bilanzsumme konnten die genossenschaftlichen Institute im Freistaat erneut zulegen", fasste Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern/GVB, die Bilanzzahlen der 197 bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken anlässlich der Bilanzpressekonferenz in München zusammen. Doch kommen wir vor der Analyse und weiteren Themen, die (nicht nur) Scheller am Herz liegen, zunächst zu den nackten Zahlen:  ++ Die addierte Bilanzsumme aller bayrischen Genossenschaftsbanken stieg um 3,9 % auf 208,9 Mrd. €  ++ Bedingt durch die Fusionen und die damit sinkende Gesamtzahl der Institute kletterte die durchschnittliche Bilanzsumme je Bank noch stärker um 9,7 % auf 1,1 Mrd. € mit der bekannt breiten Spanne  ++ Die Kundeneinlagen wuchsen in Summe um 4,2 % auf 157,9 Mrd. €  ++ Die ausgereichten Kredite legten um 7,8 % auf insgesamt 136,8 Mrd. € zu. Dabei war die Nachfrage der Firmenkunden mit einer Zunahme von 8,2 % auf 72,8 Mrd. € stärker als die der Privatkunden mit +7,3 % auf 60,4 Mrd. €. Mit Bürgschaften in Höhe von 3,9 Mrd. € und Krediten der Verbundpartner über 23,9 Mrd. € (+10,7%) ermitteln sich sogar ein Plus von 8,1 % auf insgesamt 164,6 Mrd. €.

++ Der Zinsüberschuss sprang nicht zuletzt aufgrund der Leitzinserhöhungen um 9,5 % oder 273 Mio. € auf 3,145 Mrd. €. Endlich kann mit Geld wieder Geld verdient werden  ++ Der Provisionsüberschuss blieb hier mit einer Zunahme von lediglich 2,1 % bzw. 28 Mio. € auf insgesamt 1,357 Mrd. € zurück  ++ Deutlich stiegen auch die Betriebskosten der Geno-Banken um 5,2 % oder 138 Mio. € auf 2,796 Mrd. € ++ Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit stieg dennoch um gute 246 Mio. € auf insgesamt 1,81 Mrd. € und  ++ die bereits gute Cost-Income-Ratio/CIR der bayerischen Genobanken verbesserte sich nochmals um -1,9%Punkte auf 61,2 %  ++ Heftig ins Kontor schlugen die Abschreibungen auf die selbst gehaltenen Wertpapiere: Betrugen diese in 2021 noch -98 Mio. €, sprangen die Wertminderungen in 2022 auf 1,644 Mrd. € hoch  ++ Dennoch hielt sich der Jahresüberschuss erstaunlich stabil und ging nur um 19 Mio. € auf noch insgesamt 391 Mio. € zurück  ++ Das harte Kernkapital legte gar um rd. 800 Mio. € auf 19,2 Mrd. € zu und  ++ die Kernkapitalquote stieg auf 15,85 %. Und auch das gehört zu den Zahlen:  ++ Mit 45,4 % der Bevölkerung ist fast jeder zweite Bayer Kunde einer Volks- bzw. Raiffeisenbank  ++ 2,6 Mio. Menschen sind Mitglied einer Genobank in Bayern und  ++ 14,4 Mio. € haben die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern allein in 2022 gespendet.

"Die Banken haben in einem anspruchsvollen Umfeld solide gewirtschaftet bei gleichzeitig nur moderaten Kostensteigerungen. Volksbanken und Raiffeisenbanken leisten damit einen nicht zu unterschätzenden stabilisierenden Beitrag zur Finanzierung von Mittelstand, Handwerk und Privatpersonen", erläuterte Scheller. Damit und auch mit Blick auf die Mitgliedszahlen und Spenden leisten alle Volks- und Raiffeisenbanken einen enormen Dienst zum Erhalt und der Stabilisierung der Gesellschaft, gerade auch in schwierigen Zeiten. Und das selbst dann, wenn die Zeiten für die Banken aufgrund enormer Wertverluste nach der Zinswende auf den ersten Blick nicht rosig wirken. "Bei den Abschreibungen handelt es sich aber um rein buchhalterische Werte", stellte der GVB-Präsident klar. Das gilt zumindest so lange, wie die Kunden ihre Einlagen nicht in großem Stil abziehen und die zumeist Anleihen nicht während der Laufzeit zu niedrigeren Kursen verkauft werden müssen. Dramatisch illustriert haben das einige amerikanische Regionalbanken wie die Signature Bank oder die Silicon Valley Bank. Mit dem Genossenschaftsmodell und der guten Kernkapitalquote kann das in Deutschland zumindest bei den Genobanken wohl kaum passieren!

Gefahr sieht Scheller daher vor allem an der (Über-)Regulierungsfront: l Mit der Entscheidung der BaFin, den sektoralen Kapitalpuffer in Höhe von 2 % für Wohnimmobilienfinanzierung anzuordnen, müssen Banken zusätzliches Eigenkapital zur Risikovorsorge bilden, welches dann bei der Kreditvergabe fehlt. "Die Risiken haben sich aber nicht erhöht. Die Banken prüfen ihre Kreditbücher fortlaufend auf Risiken. Eine Veränderung der Risikolage lässt sich nicht erkennen", betonte Scheller. Die NPL-Quote ist zwischen 2020 und 2022 rückläufig und steht aktuell bei 1,02 %. Mit Blick auf die gestiegenen Baukosten und die höheren Zinssätze fordert der GVB-Präsident steuerliche Erleichterungen für den Wohnungsbau l Ungemach droht auch durch ein mögliches Provisionsverbot bei Bankgeschäften, wie es derzeit in der Europäischen Kommission diskutiert wird (vgl. 'Bi' 08, 10, 12/23). "Ein solches Verbot würde eine große Gruppe von Sparerinnen und Sparern von Beratungsleistungen ausschließen und sie in beratungsfreie Angebote im Internet beziehungsweise im Schattenmarkt drängen. Anstatt staatlicher Reglementierung sollte es jedem freigestellt bleiben, ob er eine abschlussbasierte Beratung in Anspruch nimmt oder im Vorfeld für Beratungsleistungen zahlen möchte", sagte Scheller.  

'Bi'-Fazit: Trotz erheblicher Turbulenzen nach der Zinswende konnte Scheller für die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken wieder einmal eine blitzsaubere Bilanz ziehen. Dabei hat der GVB-Präsident die wahren Risiken infolge einer sich immer weiter drehenden Regulierungsschraube fest im Blick. Durch ihre Vor-Ort-Vernetzung und ihr einzigartiges Beteiligungsmodell leisten die Genossenschaftsbanken in ganz Deutschland enorme Unterstützung für die Wirtschaft und die Gesellschaft – gerade in Krisenzeiten.

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