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Bayerische Volks- und Raiffeisenbanken trotzen den Krisen

Die 197 bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken blicken zufrieden auf ein herausforderndes, aber unterm Strich weitgehend stabiles erstes Halbjahr 2023 zurück, wie die vom Genossenschaftsverband Bayern/GVB veröffentlichten Zahlen zeigen. Die Gesamtausleihungen stiegen zwar noch gegenüber dem Stand vom 31.12.2022 um 1,4 % auf 138,7 Mrd. €, aber im Vergleich zu den Vorjahren verlangsamte sich das Kreditwachstum aufgrund der schwierigen Lage sowohl beim Wohnbau als auch beim Gewerbe. Bei den Wohnbaukrediten legte das Bestandsvolumen noch leicht um 1,3 % bzw. 1 Mrd. € auf 81,6 Mrd. € zu, das Neugeschäft brach im Vorjahresvergleich jedoch mit -53,3 % bzw. 6,3 Mrd. € um mehr als die Hälfte auf nur noch 5,7 Mrd. € massiv ein. "Die gestiegenen Baukosten und die Zinswende der EZB treffen Baugewerbe und potenzielle Häuslebauer hart. Damit wird die Frage, wer sich künftig noch ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung leisten kann, zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung. Das gilt es gemeinsam zu meistern", mahnte Gregor Scheller, Präsident des GVB. Es wäre daher dringend notwendig, zumindest bei den Baunebenkosten und dem Aufwand für Genehmigungen für Entlastung zu sorgen. "Derartige Entlastungsimpulse fehlen bislang weitgehend. Es ist zu hoffen, dass die Bundesregierung diese Aspekte in ihre weiteren Planungen aufnimmt", ergänzt Scheller.

Ähnlich, wenn auch nicht ganz so dramatisch, zeigt sich die Lage beim Gewerbekreditgeschäft. Auch hier stieg der Bestand leicht um 1,9 % bzw. 1,4 Mrd. € auf 74,2 Mrd. €. Das Neugeschäft sank jedoch um -23,4 % bzw. 2 Mrd. € auf 6,3 Mrd. € im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei den Firmenkunden der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken, in erster Linie Selbstständige, Handwerk und Mittelstand, nimmt die Investitionsbereitschaft deutlich ab. Gründe sind die negativen Konjunkturaussichten, die Energiepreise und der Fachkräftemangel, aber auch die bürokratischen Hemmnisse in vielen Bereichen. "Die Wirtschaft braucht Wachstumsimpulse, und zwar über alle Branchen und Größenklassen hinweg. Gerade angesichts des Fachkräftemangels und des geringen Wachstums sollten wir dafür sorgen, dass die verfügbaren Arbeitskräfte mehr Zeit für produktive Tätigkeiten haben. Damit das gelingt, muss sich die Politik wieder stärker an der Praxis orientieren", betont Scheller. Bürokratieabbau, schnellere Genehmigungsverfahren und weniger Verwaltungsaufwand lauten hier die Forderungen des GVB.

Nicht nur bei den Krediten, sondern auch bei den Einlagen reagierten die Kunden rasch auf den Zinsanstieg. "Die Kundinnen und Kunden nehmen die Beratung der Volks- und Raiffeisenbanken gerne in Anspruch, um ihr Geld in attraktive, renditestärkere Anlagen zu investieren. Vertrauen sowie lange und enge Geschäftsbeziehungen zahlen sich hierbei für die Banken und ihre Kunden aus", erklärt Scheller. Hier agieren die Volks- und Raiffeisenbanken kundenorientiert und uneigennützig, wie die Zahlen zeigen. Das Volumen der Gesamteinlagen bei den bayerischen Genobanken und deren Verbundpartnern ist um 1,7 % bzw. 4,5 Mrd. € auf 267,4 Mrd. € gestiegen. Dies wurde vor allem durch das starke Wachstum beim außerbilanziellen Kundenanlagevolumen von 7,0 % bzw. 7,3 Mrd. € auf 113,0 Mrd. € getrieben. Das bei den Genobanken selbst bilanziell wirksame Einlagenvolumen verringerte sich jedoch um -1,8 % bzw. 2,8 Mrd. € auf 154,4 Mrd. €. Neben dem Trend zu renditestärkeren Anlagemöglichkeiten, insbesondere bei den Verbundpartnern, schichten viele Kunden ihr Guthaben auch in längerfristige Einlagen um. So hat sich das Volumen in Termineinlagen in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 18,8 Mrd. € verdoppelt.

Insbesondere in Folge der Umschichtung der Kundeneinlagen sank die aggregierte Bilanzsumme der 197 Institute gegenüber Ende 2022 um -2 % bzw. 4,2 Mrd. € auf 204,7 Mrd. €. Das Eigenkapital entwickelte sich jedoch weiter positiv und die Eigenmittelquote stieg im Durchschnitt im ersten Halbjahr um 0,67 Prozentpunkte auf sehr gute 17,6 %. "Aufgrund ihrer soliden Aufstellung, ihres besonnenen Agierens und der äußerst erfolgreichen zurückliegenden Jahre sind die Banken für die derzeitigen Heraus­forderungen gut gewappnet. Die Volks- und Raiffeisenbanken haben immer die langfristige Perspektive im Blick. So sind sie auch in schweren Zeiten für ihre Mitglieder da – solide, verlässlich und persönlich vor Ort", resümiert der GVB-Präsident Scheller. Und auch die Aussichten bis Ende 2023 sind solide: Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken erwarten eine erneut verbesserte Cost-Income-Ratio/CIR – zum Ende des Jahres 2022 lag diese bei 61,2 %. Konsequenterweise dürfte daher auch das Gesamtbetriebsergebnis bis Dezember 2023 leicht über dem Vorjahreswert von 0,88 % liegen, sofern von den Finanzmärkten keine neuen Belastungen kommen.

'Bi'-Fazit: Die abrupte Zinswende, Inflation und zahlreiche Krisen sowie viele verschleppte Probleme, u. a. bei der zunehmenden Bürokratie, belasten insbesondere den Mittelstand. Diese Probleme ist die Politik noch nicht konkret angegangen. Gut, dass die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sich einmal mehr auch in schwierigen Zeiten als verlässliche Partner in ihrer Region zeigen. Die solide Aufstellung der zurückliegenden Jahre, das regionale Konzept und die hohe Beratungskompetenz der Genobanken vor Ort bewähren sich nun auch in Zeiten multipler Krisen, wie die aktuellen Zahlen des GVB untermauern.

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