Bi – Aktuelle Themen

DZ BANK-Gruppe: R+V hui, BSH pfui?

Über die konsolidierten Daten der DZ BANK-Gruppe und das erfreuliche Ergebnis der Halbjahresbilanz hatten wir Sie in 'Bank intern' 37/23 informiert. Da die in verschiedenen Bereichen engagierten Tochtergesellschaften sehr unterschiedlich zum Ergebnis beigetragen haben, lohnt sich ein Blick auf deren Zahlen, legen diese doch auch für die Zukunft die Basis, was Volks- und Raiffeisenbanken an Ausschüttungen zu erwarten haben. Ob des wunderbaren Gewinnsprungs im ersten Halbjahr auf 1,95 Mrd. €, rechnet der DZ-Bank-Co-Vorstandsvorsitzende Cornelius Riese für das gesamte Jahr 2023 mit einem Vorsteuerergebnis "jenseits von 2,5 Mrd. €" und schiebt die Latte auch für künftige Jahre in einen erwarteten Bereich von 2 bis 2,5 Mrd. €. Klar, dass dies in den Vorstandsetagen der Volks- und Raiffeisenbanken gut ankommt, nachdem doch auf der Hauptversammlung am 24.05.2023 auf die Ausschüttung für 2022 auch aufgrund der deutlich gefallenen Kapitalquote schmerzlich verzichtet wurde. Hauptverantwortlich dafür war das 2022er Ergebnis der Versicherungstochter R+V. Die Abhängigkeit von den Erträgen der einzelnen Töchter ist also durchaus bestimmend, für das was in Ihrer Volks- oder Raiffeisenbank ankommt. Blicken wir nun also auf den Beitrag der mehr oder weniger schönen Töchter:

War die R+V mit ihrem Versicherungsgeschäft und einem Verlust von -233 Mio. € im 1. HJ 2022 noch das Sorgenkind, ist sie im 1. HJ 2023 mit einem Ergebnis vor Steuern von +762 Mio. € der Ertrags-Star. Zwei Positionen zeigen, in welcher Dimension die R+V mit dem gesamten DZ BANK-Ergebnis Aufzug fährt:  ++ Das Ergebnis aus Kapitalanlagen und sonstiges Ergebnis der Versicherungsunternehmen betrug in den ersten sechs Monaten 2022 einen Verlust von 3,576 Mrd. €, in 2023 schlägt ein Ertrag von +2,104 Mrd. zu Buche, macht unterm Strich eine Veränderung von 5,680 Mrd. €  ++ Das versicherungstechnische Finanzergebnis betrug im 1. HJ 2022 hingegen +2,367 Mrd. € und im Vergleichszeitraum 2023 -2,496 Mrd. €. Auch hier eine gegenläufige Veränderung von -4,863 Mrd. €. Hier rauschen Beträge von absolut über 10 Mrd. € mal hoch oder runter und bestimmen das Ergebnis der DZ BANK. Ach ja, Versicherungsgeschäft gab es auch noch: Die gebuchten Bruttobeiträge bewegten sich mit 11,4 Mrd. € auf dem Vorjahresniveau von 11,3 Mrd. € im Vergleichszeitraum.

Auf Platz 2 der Ergebnisbeiträge liegt die DZ BANK – Verbund- und Geschäftsbank/VuGB, die ihr Ergebnis vor Steuern zum 30.06.2023 auf 697 Mio. € (1. HJ 2022: 369 Mio. €) steigerte. Ein um 38,8 % höherer Zinsüberschuss von 658 Mio. € und ein mit 584 Mio. € um 68,3 % deutlich verbessertes Handelsergebnis waren hier die Ergebnistreiber. Das Firmenkundenkreditgeschäft verzeichnete zum Halbjahr ein gutes Wachstum auf ein zugesagtes Kreditvolumen von 83,6 Mrd. € (31.12.2022: 79,3 Mrd. €). Im Gemeinschaftskreditgeschäft mit den Genossenschaftsbanken erhöhte sich das Kreditvolumen auf 17,6 Mrd. € (31.12.2022: 16,9 Mrd. €). Die Erträge im Cross-Selling mit Kapitalmarktprodukten stiegen um fast 40 % auf 202 Mio. €. Die Anzahl der Transaktionen im Zahlungsverkehr stieg auf 4,8 Milliarden (30.06.2022: 4,5 Milliarden). Das Volumen in der Wertpapierverwahrung stieg auf 312,2 Mrd. € (31.12.2022: 297,3 Mrd. €) und sicherte der DZ BANK hier Platz 3 in Deutschland ein.

Noch auf den dritten Podestplatz geschafft hat es die Union Investment mit einem gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum um 71 Mio. € erhöhten Ergebnis vor Steuern von 442 Mio. €. Der Nettoabsatz im Privatkundengeschäft zeigte sich mit 6,2 Mrd. € (1. HJ 2022: 8,1 Mrd. €) schwächer und auch bei den institutionellen Kunden waren Abflüsse von 0,5 Mrd. € zu verzeichnen, während im 1. HJ 2022 noch Zuflüsse von 1,5 Mrd. € erfolgten. Die Assets under Management stiegen wohl aufgrund der Kurserholung um 4,6 % auf 432,3 Mrd. €.

Als Nr. 4 im konzerninternen Ranking verbucht die DZ HYP mit einem Ergebnis vor Steuern von 212 Mio. € einen Rückgang von -36,7 % gegenüber dem 1. HJ 2022 mit noch 335 Mio. €. Ebenfalls um rd. ein Drittel sank das Neugeschäft mit der Immobilienfinanzierung gegenüber dem Vorjahreswert auf 3,4 Mrd. € (1. HJ 2022: 5,0 Mrd. €). Der Gesamtbestand blieb mit 56,8 Mrd. € nahezu unverändert und die Risikovorsorge bewegte sich mit Zuführungen von 20 Mio. € auf einem unauffälligem Niveau.

Doch nun dünnt es aus: Die TeamBank erreicht Platz 5 mit einem Ergebnis vor Steuern von 57 Mio. €. Maßgeblich für den Rückgang um -16,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum waren geringere Provisionserträge aus der Vermittlung von Restkreditversicherungen. Infolge des eingetrübten Konsumklimas ging auch das Neugeschäftsvolumen auf 1,6 Mrd. € (1. HJ 2022: 1,8 Mrd. €) zurück. Die Forderungen gegenüber Kunden blieben mit 9,7 Mrd. € zum 30.06.23 stabil (31.12.22: 9,6 Mrd. €). Die Zahl der Kunden stieg leicht um 21.000 auf 1,03 Millionen.

Erfreulich hingegen der Ergebnissprung der auf Platz 6 liegenden DZ PRIVATBANK auf 53 Mio. € (1. HJ 2022: 19 Mio. €). Steigende Zinsen und die Erholung am Kapitalmarkt spiegeln sich im operativen Ergebnis wider. Das Netto-Neugeld stieg auf 965 Mio. € (1. HJ 2022: 812 Mio. €) und auch die Assets under Management erholten sich auf 22,8 Mrd. € (31.12.2022: 21,2 Mrd. €). Das verwaltete Fondsvolumen der Privatbanker stieg um gut 10 Mrd. € auf 178,1 Mrd. €.

In die Verlustzone rutschte die VR Smart Finanz mit einem Ergebnis vor Steuern von -6 Mio. € (1. HJ 2022: 3 Mio. €), trotz eines um 30 % verbesserten Neugeschäfts mit 605 Mio. €. Dabei kletterte sowohl bei der Mietkauflösung VR Smart express (271 Mio. €) sowie beim Unternehmerkredit VR Smart flexibel (210 Mio. €) das Neugeschäft deutlich. Maßgeblich für den Verlust war eine erhöhte Risikovorsorge infolge des eingetrübten wirtschaftlichen Umfelds.

Das Schlusslicht der DZ Liste bildet die Bausparkasse Schwäbisch Hall (BSH) mit einem Verlust vor Steuern von -14 Mio. €, nach dem im 1. HJ 2022 noch +168 Mio. € als positives Ergebnis standen. Der Zinsüberschuss ging um -41,8 % auf nur noch 244 Mio. € zurück und wurde von den Verwaltungsaufwendungen von -269 Mio. € übertroffen. Der rapide Zinsschwenk schlägt hier noch einige Zeit zu Buche. Dabei erfreut sich das Bausparen im Zuge höherer Zinsen steigender Nachfrage, wie die um 11,2 % höhere Bausparsumme von 17,9 Mrd. € untermauert. Das Baufinanzierungsneugeschäft ging jedoch analog zur Entwicklung im Gesamtmarkt auf 6,7 Mrd. € (1. HJ 2022: 10,3 Mrd. €) zurück.

'Bi'-Fazit: Aufwertungen beim Versicherungsgeschäft der R+ V und eine weitgehend stabile Risikovorsorge sind die wesentlichen Treiber hinter dem stark verbesserten Ergebnis von 1,95 Mrd. € der DZ BANK. Das dürfte bei einem halbwegs stabilen Umfeld reichen, um die angestrebten 2,5 Mrd. € für 2023 zu erreichen. Da jedoch auch Einmaleffekte zum guten Ergebnis beigetragen haben, muss das Potenzial der Töchter für eine Zielgröße in ähnlichem Volumen der nächsten Jahre konsequent gehoben werden. Als Eigner haben die Volks- und Raiffeisenbanken darauf einen Anspruch, den Sie auch bei der DZ BANK anmahnen sollten!

Teilen Sie diese Neuigkeit in Ihrem Netzwerk