Bi – Aktuelle Themen

Wird es 2025 in Norddeutschland nur noch 17 GenoBanken geben?

BVR-Präsidentin Marija Kolak hat bei ihrer Premieren-PK beim BVR-Frühlingsfest deutlich gemacht, dass derzeit 915 selbständige Volks- und Raiffeisenbanken existieren (vgl. 'Bi' 12/2018). Perspektivisch meint sie zwar, der Fusionsdrang lasse langsam nach, aber klar ist auch, die äußeren Rahmenbedingungen mit Negativzins seitens der EZB und stetig steigendem Regulatorikwahn werden weiterhin zu einer Konzentration im Markt führen. Aktuell malt igenos, "die Interessengemeinschaft der Genossenschaftsmitglieder",  ein tiefschwarzes Szenario der Zukunft. Für Norddeutschland mit fünf Nordstaaten, in denen 18,19 % der Gesamtbevölkerung Deutschlands leben, sagen die Protagonisten unter Bezugnahme auf GenoLeaks voraus, 2025 würden nur noch 17 Institute existieren. Und die Voraussage wird sogar noch konkreter:  ++ In Schleswig-Holstein gäbe es 2025 nur noch die GenoBanken-Standorte Pinneberg, Husum, Kiel und Lübeck ++ in Mecklenburg Vorpommern würden vier genossenschaftliche VR Regionalbanken überleben  ++ in Niedersachen sieben und  ++ in den beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen jeweils nur eine VR-Genossenschaftsbank.

GenoLeaks geht davon aus, die kommende Stufe der Fusionswelle könne einfacher und schneller umgesetzt werden, weil sich Mitglieder von Vertreterversammlungen einfacher steuern ließen als "eine unkontrollierbare Generalversammlung", da "die Mitglieder durchschnittlich mindestens fünf Mal weitergereicht" würden. Interessant ist auch deren wirtschaftliche Betrachtung: Das gesamte "Genossenschaftsvermögen" per Stand heute wird mit einem dreistelligen Milliardenbetrag umschrieben.  Die Bankenkonzentration ließe keine "deut-liche Verschlechterung der Geldversorgung" in Norddeutschland erwarten, heißt es weiter, da immer mehr Supermärkte und Tankstellen "im Rahmen des Cash-Recycling" die Bargeldversorgung vor Ort übernähmen. Geradezu dramatisch klingt, wie die Analysten mit der Gründeridee einer Genossenschaft umgehen: Der als "schlecht zu bewertende Verlust der emotional verwurzelten, regionalen  Bindung" könne unter Bezug auf die Kostenersparnisse vernachlässigt werden. Mitgliederbetreuung und genossenschaftlicher Förderauftrag seien zudem "Relikte der Vergangenheit", die der Rechtsform eingetragene Genossenschaft geschuldet seien. Mitgliedern, die nicht mehr "mitspielen" wollten, stünde es frei, ihre Mitgliedschaft zu kündigen. Auch aus der demographischen Entwicklung werden Argumente gezogen, indem behauptet wird, "jedes durch Tod ausscheidende Mitglied ist ein Gewinn für Alle". Denn damit rücke die "herrenlose Genossenschaftskasse" in den Blick. Der nicht repräsentative durchschnittliche Wert eines Genossenschaftsanteils i. H. v. 100 €, gerechnet von ausgewählten 35 Fusionsbanken, würde rd. 950 € betragen. Und wie der BVR diese Entwicklung bewertet, mutmaßen die Verfasser der Studie auch: Möglicherweise sei der BVR darüber sogar erfreut, heißt es – ohne nähere Begründung.

Während igenos, "die Interessengemeinschaft der Genossenschaftsmitglieder", leicht zynisch den kommentierenden Hinweis gibt, dass die "Mitgliedschaft in diesen Monstergenossenschaften langfristig keine Rolle mehr" spielen werde, da die Mitglieder die Pflicht und Schuldigkeit erbracht hätten, wirft GenoLeaks ernsthafte rechtliche Fragen auf, bspw. "ob dieser enteignungsgleiche Eingriff a) mit den Mitgliederinteressen bzw. b) dem genossen-schaftlichen Förderauftrag zu vereinbaren" sei. Igenos nimmt Bezug auf das 'Schwarzbuch Raiffeisen Österreich' und stellt die Behauptung auf, dass sich auch in der Alpenrepublik der dort praktizierte Masterplan "gegen die wirtschaftlichen Einzelinteressen der Mitglieder" gerichtet habe. Für sich genommen, starker Tobak. Da hinter igenos allerdings ehemalige, gestandene Banker aus dem Volks- und Raiffeisensektor stehen, will 'Bi' deren Initiative nicht einfach abtun, sondern nutzen, mit den Lesern einen inhaltlichen Austausch zu pflegen. – Sagen Sie uns Ihre Meinung.

Teilen Sie diese Neuigkeit in Ihrem Netzwerk