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AXA schmeißt kurzfristig zum Jahresende Gebäudepolicen raus

„Hiermit machen wir von unserem Recht Gebrauch und kündigen die unter obiger Versicherungsscheinnummer bestehende Wohngebäudeversicherung, Glasversicherung und Haftpflichtversicherung zum Ablauf, dem 01.01.2025. Nach diesem Zeitpunkt bestehen für Sie und uns keine Rechte und Pflichten aus dem Vertragsverhältnis mehr“, trennt sich die AXA Versicherung AG von einem BOXflex-Vertrag für Mehrfamilienhäuser.

Während eine fristgerechte Kündigung üblicherweise nicht für Kritik sorgt, sorgt der Vorgang beim Versicherungsmakler für Zornesröte: Das Schreiben stammt vom 18.11.2024, der Versicherungsmakler legt es uns am Tag des Erhalts am 25.11. auf den ‚vt‘-Redaktionstisch.  Neben dem üblichen Stress im Jahresendgeschäft nun auch noch kurzfristige Umdeckungen dank AXA! Rechtlich ist die unüblich kurze Kündigungsfrist im Kleingedruckten der Versicherungsbedingungen geregelt. Doch eine kurzfristige Ablaufkündigung auszusprechen ist eine „Sauerei“, sind Versicherungsmakler sich einig. Kein Einzelfall. Läuft hier eine Kündigungswelle? Was ist los bei der AXA?

Wir haken bei Konzernboss Dr. Thilo Schumacher nach und wollen von ihm wissen: ++ Warum werden in größerem Umfang Gebäudebestände gekündigt?  ++ Wurden die betroffenen Versicherungsmakler frühzeitig über die geplanten Kündigungen informiert? Wenn ja, wann und wie? Wenn nein, warum nicht? Seit wann hat AXA geplant, sich von diesem Bestand zu trennen, und wann wurde dies beschlossen?  ++ Wurden die Schadenlisten mit Blick auf den geringen Zeitraum für die Neueindeckung den Kündigungen beigefügt? Wenn nein, warum nicht?  ++  Wann erhalten die betroffenen Versicherungsmakler eine Schadenübersicht?  ++ Wurden gut verlaufende Verträge bestehen gelassen? Wenn nein, warum nicht?  ++ Wurde für schlecht verlaufende Verträge ein Sanierungsvorschlag unterbreitet? Wenn nein, warum nicht? Die Antwort der deutschen Statthalter des französischen Konzerns:

„Insgesamt sehen wir im Wohngebäudegeschäft neben der anhaltenden Inflation und vermehrt auftretenden Elementarereignissen einen steigenden Großschadentrend und verschlechterte Rückversicherungsbedingungen. Hiervon ist auch unser WH-Konzept betroffen. Wir managen unseren Bestand professionell. Dazu gehört es, neue Risiken zu bedarfsgerechten Prämien einzukaufen, sowie vorhandene Risiken nachhaltig zu sanieren. Um uns zukunftssicher aufzustellen und Verluste zu vermeiden, werden in Einzelfällen Sanierungen vorgenommen. In den meisten Fällen wird hierbei ein Angebot zur Fortführung des Vertrages ausgesprochen. Wird dieses nicht angenommen, sprechen wir fristgerecht die Kündigung aus. In sehr wenigen Ausnahmefällen müssen wir uns auch von Verträgen trennen. Die betroffenen Maklerinnen und Makler wurden bereits im Sommer über die geplanten Maßnahmen informiert, um frühzeitig mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch gehen zu können. Insbesondere wurden hier auch bereits einzelvertragliche Detailinformationen mitgeliefert.“

Inflation, kräftig steigende Handwerkerkosten, vermehrt Unwetterschäden – das sind alles bekannte und unerfreuliche Entwicklungen, die zu steigenden Prämien führen. Doch es geht um die Vorgehensweise der AXA, denn die hat Achim Finke, Geschäftsführer con4b GmbH/Düsseldorf, in mehreren Punkten ganz anders erlebt als es die AXA uns schildert. Finke sind ebenfalls Kündigungen – „die hatten meine Mandanten sogar vor mir, was für zusätzliche Verärgerung geführt hat“ – für alle Objekte eines Rahmenvertrages ins Haus geflattert. „Wir können verstehen, dass viele Versicherer die Gebäudeversicherungen aufgrund der branchenweiten Defizite neu bewerten, die Beiträge erhöhen und Änderungen der Verträge durchführen“, weiß der con4b-Geschäftsführer um die weit verbreitete Branchenproblematik.

Aber es geht um das ‚Wie‘: „Die Kündigungen erfolgten ohne vorherige Ankündigung. Unsere Maklerbetreuung hatte uns auch nicht informiert, auch auf der DKM wurde das Vorhaben mit keiner Silbe erwähnt. Man hätte vorzeitig mit den Maklern sprechen können, gut verlaufende Verträge bestehen lassen und für schlecht verlaufende Verträge Sanierungsvorschläge unterbreiten können. Aber Sanierungsvorschläge oder Umstellungsangebote haben wir nicht bekommen“, listet Versicherungsmakler Finke die AXA-Versäumnisse auf und moniert: „Diese Vorgehensweise empfinde ich als charakterlos und ehrenrührig für die gesamte Branche. Es zeigt die Unfähigkeit der AXA-Vorstände, mit bestehenden Policen vernünftig umgehen zu können und auch wie kundenunfreundlich sich dieser Konzern präsentiert.“

Auch Peter Leibold, Leibold Versicherungsmakler e.K./Rheinstetten, 1. stellv. Vorsitzender der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler e.V. (IGVM), kritisiert die Vorgehensweise der AXA und legt uns ein Beispiel vor: ++ Gebäudeversicherung Vertragsbeginn 01.01.2020  ++ Feuerschaden im August 2021 in Höhe von ca. 7.800 €  ++ Seither schadenfrei  ++ Bezahlte Nettoprämie bisher ca. 16.000 € ++ Alte Prämie 3.290 € netto, jetzt neu: Anpassung zur Hauptfälligkeit am 01.04.2025 mit Erhöhung um 1.676 € auf 4.966 € netto! Wie soll einem Mandanten eine Prämienexplosion von über 50 % erklärt werden, ohne dass der Kunde an der Kompetenz des Versicherungsmaklers zweifelt? Welche Kalkulation für eine auskömmliche Prämie steckt hinter einer solchen Beitragsexplosion? Soll das eine Sanierung darstellen oder Vorschub leisten für eine Kündigung? Tatsächlich bleibt dann wohl nur die Umdeckung.

‚vt‘-Fazit: Jedem Versicherer ist bekannt, dass das letzte Quartal im Jahr für Vermittler besonders stressig ist. Da sind vertragliche Regelungen, die eine Kündigung mit einem Monat Frist zum Jahresende zulassen, bereits kunden- und maklerunfreundlich. Die AXA toppt dies offensichtlich mit der kurzfristigen Nutzung der Kündigungsfrist ohne vorherige Ankündigung, Sanierungsvorschlag oder Umstellungsangebot.

Das sollte die AXA schleunigst auf den Prüfstand stellen. Q 1, Q 2, Q 3, Q 4: Versicherungsmakler sollten in eigenem Interesse und dem der Kunden quartalsgetriebenes Denken und Handeln vieler Konzerne auf dem Schirm haben! Die von der AXA geschilderte Vorgehensweise weicht erheblich vom Erleben auf der Versicherungsmaklerseite ab.

Welche Erfahrungen machen Sie aktuell mit der AXA, speziell beim Wohngebäudegeschäft und beim WH-Konzept?

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