Aktuelles

BaFin: Deutsches Finanzsystem trotz internationaler Turbulenzen robust

Trotz der Turbulenzen auf den internationalen Bankenmärkten erweist sich das deutsche Finanzsystem aus Sicht der BaFin bisher als robust. Das betonte Präsident Mark Branson bei der BaFin-Jahrespressekonferenz in Frankfurt. "Seit März durchlebt das weltweite Finanzsystem eine Art Stresstest in Echtzeit“, so Branson. Dabei sei eigentlich immer klar gewesen, dass der Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik Turbulenzen auslösen würde. Im Fokus der Rede von Branson stand daher nicht zuletzt, wie kleinere und mittlere Institute den Zinsänderungsrisiken und der Gefahr von beschleunigten Liquiditätsabflüssen begegnen: Dass aus Zinsänderungsrisiken durchaus Tatsachen werden können, habe man in den USA gesehen. Mehrere mittelgroße Banken sind dort betroffen. Auch mehrere kleinere deutsche Institute hatten größere offene Zinsrisikopositionen. Der Zinsanstieg habe starke Wertberichtigungen in diesen Wertpapierportfolien ausgelöst. Insgesamt waren es bei den kleineren Instituten knapp 13 Mrd. €. Für den Zinsschock im vergangenen Jahr hatten diese Institute ausreichend hohe Reserven oder Kapitalpolster, um Verluste auffangen zu können. Aber die stillen Reserven seien nun aufgebraucht. "Eine Handvoll kleiner Institute mit geringen Reserven und Kapitalpuffern und aktuell hohen Zinsänderungsrisiken begleiten wir besonders eng. Bisher sehen wir hier aber keine Gefahr für eine systemische Krise. Trotzdem sollten wir uns überlegen, wie diese Risiken noch besser eingedämmt werden könnten“, mahnte der BaFin-Präsident. Bank-Runs und Liquiditätskrisen entstehen zudem heutzutage viel schneller als früher, so Branson: "In der Finanzkrise 2007/2008 floss die Liquidität mitunter über Monate ab. Jetzt ist das innerhalb von Stunden möglich.“ Bei deutschen Instituten gibt es keine rationalen Gründe für eine Liquiditätskrise. Aber es gibt auch irrationale Ängste. Diesen psychologischen Faktor sollte man nicht unterschätzen: "Wir müssen es schaffen, dass die Schieflage eines kleineren oder mittelgroßen Instituts keine unnötigen Ansteckungsängste mehr auslöst. Das ist kein einfaches Unterfangen. Gerät eine Bank in Schieflage, scheint der Markt zu glauben, dass ihr andere Banken nachfolgen“, so der BaFin-Präsident zum politisch heiklen Thema des Abwicklungsregimes für kleine Institute: Im Ernstfall sei man z. B. in den USA auch mit relativ kleinen Banken so umgegangen, als seien sie systemrelevant, was aber dann zu mehr oder weniger improvisierten Rettungsaktionen führe: "Teure, improvisierte staatliche Rettungsaktionen können nicht der richtige Weg sein. Andererseits: Für alle Institute zu planen, dass sie im Notfall abzuwickeln sind, wäre vermutlich unverhältnismäßig teuer. Bei kleineren Instituten müssen auch schnelle Marktaustritte möglich sein. Alle kleinen Institute abzuwickeln, ist genauso falsch, wie große systemrelevante Banken nicht abzuwickeln.“

Weitere Themen, die bei der BaFin-Jahrespressekonferenz in dieser Woche in Frankfurt im Blickpunkt standen: Der verbleibende Stress im Markt für Gewerbeimmobilien-Finanzierungen, Geldwäscheprävention, Greenwashing, neue Mystery-Shopping-Ergebnisse sowie natürlich die Pläne der EU-Kommission für ein Provisionsverbot: Zum aktuell kursierenden Entwurf einer 'Retail Investments Strategie' der Kommission wollten sich das BaFin-Direktorium nicht äußern, die BaFin-Vertreter betonten aber, sie seien skeptisch gegenüber einem Provisionsverbot.

Teilen Sie diese Neuigkeit in Ihrem Netzwerk