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Banken machen gegen MiFID-Monster mobil

Überlagert von der unseligen Fusions-Debatte von Deutsche Bank und Commerzbank hat sich aktuell ein wirklich revolutionäres Ereignis in der Bankenwelt zugetragen: Der Bankendachverband Die Deutsche Kreditwirtschaft/DK zieht virtuell die 'Gelbe Weste' an und geht auf Konfrontationskurs zur Politik, 'Verbraucherschützern' und zur EU: Die Bank-Lobbyisten haben in einer Studie die Auswirkungen von MiFID II beleuchtet. Prof. Stephan Paul von der Ruhr-Universität Bochum hatte im Auftrag der DK rund 3.000 Kunden und über 150 Banken und Sparkassen in Deutschland befragt, mit verheerenden Ergebnissen.

Die Studie zeigt, dass Kunden vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen: Viele Anleger wollen selbst entscheiden, ob sie auf bestimmte Informationen (z. B. sich ständig wiederholende Kosteninformationen) verzichten. So zeigt sich, dass im Schnitt pro Institut rund 3,7 Mio. € Kosten angefallen sind, um die europäischen Regulierungsvorgaben zu erfüllen – die künftigen Kosten noch nicht mitgerechnet. Auf rund 1.600 deutschen Institute hochgerechnet, türmen sich die Gesamtkosten auf bis zu 6 Mrd. €. "Die starre Regulierung führt dazu, dass Beratung nur noch in ausgewählten Filialen angeboten wird. Gerade ältere und weniger mobile Kunden drohen so vom Wertpapiergeschäft abgeschnitten zu werden", bemängelt Prof. Paul.

Zu den Ergebnissen der Studie erklärt Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes: "Aus der Vermutung ist nun Gewissheit geworden: Mit der Wertpapierrichtlinie MiFID II ist der europäische Gesetzgeber deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Sie ist ein Ärgernis für die Kunden, ein Alptraum für Kreditinstitute und Berater und erweist dem Anlegerschutz und der Wertpapierkultur in Deutschland einen Bärendienst." Der Genossenschaftsverband weist in einer ergänzenden Stellungnahme darauf hin, dass das 'Taping' einen Irrweg darstellt: "Die verpflichtende Aufzeichnung von Kundentelefonaten kommt bei Kundinnen und Kunden ausgesprochen schlecht an (...) Über die Hälfte der Banken gibt an, diesen telefonischen Weg reduziert zu haben, mehr als ein Viertel hat ihn komplett eingestellt." Auch führe MiFID II verstärkt zu Produkt-Monokulturen: "Mit Inkrafttreten der MiFID II haben 31 % der Banken den Vertrieb verbundfremder Produkte ganz eingestellt und 35 % haben ihn teilweise eingestellt. Der Aufwand, der sich aus den Product-Governance-Regeln ergibt, erschwert es deutlich, ein breiteres Produktportfolio anzubieten."

'k-mi'-Fazit: Teuer, kompliziert, überwiegend nutzlos, schädlich und kontraproduktiv sowie von den Anlegern aufgrund der Bevormundung nicht gewollt, bringt die aktuelle Studie die Folgen von MiFID II auf den Punkt. Wir sind gespannt, ob Politik und Verbraucherschützer die aktuellen Ergebnisse als Anstoß nehmen, das Thema MiFID II neu zu überdenken, oder ob die Strukturen für die dringend nötigen Korrekturen schon zu verkrustet sind.

 

Die Studie zu MiFID II erhalten Sie online oder gegen Einsendung eines 'k-mi'-Service-Wertchecks.

Stichwort: 12-19-01

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