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Bayerische Volks- und Raiffeisenbanken weiter auf solidem Wachstumspfad

Mit seinen 180 Volks- und Raiffeisenbanken hat Bayern auch Ende 2024 noch die höchste Dichte an sehr eng regional verwurzelten Genossenschaftsbanken von allen Bundesländern. Im gesamten zurückliegenden Jahr ist die Zahl der Institute durch Fusionen lediglich um drei gesunken, so dass hier weiterhin große Stabilität herrscht. Doch zahlt sich deren enge Verzahnung mit der Region auch in den Zahlen der vom Genossenschaftsverband Bayern (GVB) präsentierten Zahlen aus? Antworten auf diese Frage gaben erstmals der in 2024 berufene neue GVB-Präsident Stefan Müller und sein Team:

++ Die Bilanzsumme kletterte zum 31.12.2024 im Vergleich zum Vorjahresstichtag um 3,1 % auf 210,3 Mrd. € weiter an. Das Bilanzwachstum und die leicht geschrumpfte Zahl der Volks- und Raiffeisenbanken führte bei der durchschnittlichen Bilanzsumme je Institut zum Anstieg um 4,8 % auf 1,2 Mrd. € je Bank  ++ Der Kreditbestand wuchs in der Bilanz um 2,7 % auf 142,3 Mrd. €. Getragen wurde die Erhöhung stärker von den Firmenkunden, deren ausgereichte Kredite um 3,2 % auf 76,5 Mrd. € anstiegen. "Dieses Wachstum belegt das Vertrauen des bayerischen Mittelsands in die regionalen, genossenschaftlichen Hausbanken", kommentierte GVB-Präsident Müller die Zahlen. Auch die Kredite an Privatkunden legten um 1,7 % auf 61,5 Mrd. € zu. Besonders der Bereich der Wohnimmobilienkredite verzeichnete einen deutlichen Aufschwung. Das Neugeschäft im Wohnungsbau belief sich auf circa 13,3 Mrd. € – ein Zuwachs von rund 17 % gegenüber dem Vorjahr, aber absolut immer noch deutlich unter der Niedrigzinsphase. "Die Talsohle bei Wohnungsbaukrediten dürfte durchschritten sein. Das Thema Wohnungsbauförderung bleibt weiter auf der Agenda. Wir brauchen mehr Dynamik im Wohnungsbau. Sonderabschreibungen, eine Senkung der Grunderwerbsteuer und der Abbau bürokratischer Hürden im Baugewerbe sind dringend notwendig, um die in Deutschland benötigten neuen Wohnungen zu verwirklichen", forderte Alexander Leißl, Mitglied des GVB-Vorstands.

++ Als Vertrauensbeweis in die Institute legten die bilanziellen Kundengelder um 3,5 % auf 161,2 Mrd. € zu. Hier kamen 76,5 Mrd. € (+3,2 %) von Firmen- und 61,5 Mrd. € (+1,7 %) von Privatkunden. Dabei setzte sich die Umschichtung von Sicht- in Termineinlagen, die aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus 2023 deutlich zu sehen war, Anfang 2024 noch fort, kam aber im Jahresverlauf immer mehr zum Erliegen  ++ Weiter beschleunigt hat sich der Trend zu Wertpapieren, denn die bei den Verbundpartnern angelegten Kundengelder nahmen um 8,1 % auf 123,1 Mrd. € zu. So wurden 2024 rund 126.000 Wertpapierdepots bei den Banken und ihren Verbundpartnern neu eröffnet, knapp 19.000 mehr als im Jahr zuvor. "Die Deutschen verlieren zunehmend ihre Scheu vor Wertpapieren. Diese gedeihende Aktienkultur gilt es weiter zu fördern, insbesondere mit Blick auf die private Altersvorsorge. Hier wäre ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot der richtige Weg", begrüßte Müller die Entwicklung.

Die Entwicklung spiegelt sich auch in der Gewinn-und Verlustrechnung wider:  ++ Die Zinsüberschüsse lagen nur noch um 2 Mio. € über dem Niveau 2023 und kamen auf dennoch sehr gute 3,525 Mrd. €  ++ Die Provisionsüberschüsse kletterten hingegen ordentlich um 3,4 % bzw. 45 Mio. € auf 1,381 Mrd. €  ++ Die Betriebskosten erhöhten sich ebenfalls um 33 Mio. € auf 2,948 Mrd. €  ++ Unterm Strich verbesserte sich das Gesamtbetriebsergebnis nochmals um 2,8 % bzw. 56 Mio. € auf 2,061 Mrd. €  ++ Das Bewertungsergebnis belastete die Erträge jedoch mit einem um -268 Mrd. € höheren Betrag, da sowohl die Rückstellungen auf Forderungen mit -371 Mio. € um -88 Mio. € vorsichtiger angesetzt wurden als auch die Zuschreibungen auf Wertpapiere mit 144 Mio. € rund 180 Mio. € niedriger ausfielen als im Folgejahr der Zinswende 2023. Die höheren Rückstellungen dürften vermutlich wohl auch auf die massive Krise der BayWa AG zurückzuführen sein, bei der etliche Volksbanken (mittelbar) einerseits Eigner und andererseits Kreditgeber sind.

++ In Summe liegt daher das Vorsteuerergebnis trotz des höheren operativen Ergebnisses um 251 Mio. € niedriger als 2023 und bei immer noch sehr guten 1,835 Mrd. €  ++ Der Jahresüberschuss nach Steuern liegt denn auch nur noch um 32 Mio. € niedriger bei 454 Mio. €  ++ Die Aufwand/Ertrag Relation (CIR) reduzierte sich erfreulicherweise um 0,5 Prozentpunkte auf 59,8 %  ++ Und das gute Ergebnis wird auch zur weiteren Stärkung des harten Kernkapitals auf 20,9 Mrd. € genutzt. Damit steigt die harte Kernkapitalquote auf 17,21 %. Zum Vergleich: Ende 2020 lag diese noch bei 15,89 %. "Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken stehen für Stabilität und Verlässlichkeit. Sie wirtschaften solide, sind gut kapitalisiert und können auch in schwierigen Zeiten die Kunden in Bayern weiter mit Krediten versorgen", betonte denn auch der GVB-Präsident. Mit Blick auf einzelne Fälle von Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland, die in den vergangenen Monaten in Schwierigkeiten geraten waren, plädierte Müller für eine differenzierte Betrachtungsweise: "Ja, es gibt einzelne Problemfälle innerhalb unserer Gruppe. Diese gilt es aufzuarbeiten und daraus zu lernen. Die aktuellen Fälle zeigen aber auch: Wir haben ein funktionierendes Sicherungssystem. Die Genossenschaftliche FinanzGruppe ist stark und solide. Sie kann und wird ihre Problemfälle selbst lösen. Das können nicht alle Banken in Deutschland und Europa von sich behaupten.“

Mit Blick auf die in den Sondierungsgesprächen von Union und SPD vorgeschlagene Reform der Schuldenbremse und das Sondervermögen für Investitionen warnte der ehemalige CSU-Bundestagsabgeordnete und parlamentarischer Staatssekretär Müller davor, auf dringend notwendige Strukturreformen und Einsparmaßnahmen zu verzichten: "Der Eifer zum Geldausgeben scheint größer als der Reformeifer. Nur weil plötzlich ein neuer Geldtopf da ist, darf das kein Grund sein, auf Reformen zu verzichten." Hier liegen nicht nur die 36 konkreten Maßnahmen zum Bürokratieabbau bei Banken des GVB auf dem Tisch (vgl. 'Bi' 40/24), sondern auch weitere Forderungen für einen politischen Neuanfang wie z. B.  ++ Schuldenfinanzierte Investitionen müssen mit Strukturreformen und Einsparprogrammen einhergehen  ++ Gute Rahmenbedingungen für alle schaffen, statt Subventionen für Einzelne  ++ Die Arbeitsproduktivität muss steigen, vor allem durch den Abbau von Bürokratie  ++ Vereinfachungen in Nachhaltigkeitsberichterstattung: Bankenregulierung an Vorschläge aus Omnibus-Direktive anpassen.

'Bi'-Fazit: Auf seiner ersten Jahrespressekonferenz konnte der neue GVB-Präsident Stefan Müller nicht nur hervorragende Zahlen als Leistungsnachweis der 180 bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken verkünden, sondern auch mit der Erfahrung seiner politischen Vergangenheit gleichzeitig mahnende Worte, konkrete Forderungen und dringende Maßnahmen zum politischen Neuanfang für Deutschland formulieren.

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