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'Bi'-Interview mit Fraspa-VV Dr. Ingo Wiedermeier

Noch bevor die Frankfurter Sparkasse den Reigen ihrer Geburtstagsfeierlichkeiten eröffnet, legt ein Historiker bereits einen braunen Schatten darüber. Hintergrund ist eine Breitseite, die im 'Spiegel' (H. 12/2022) unter der Headline  "Unter Räubern" abgefeuert wird. Darin wird dem amtierenden Vorstand "völliges Versagen" im Zusammenhang mit der Bewältigung der Nazi-Epoche innerhalb der 200jährigen Geschichte der 1822er vorgeworfen. Darüber hat `Bi` mit Fraspa-VV Dr. Ingo Wiedermeier gesprochen:

 

'Bi'-Frage: 'Der Spiegel' wirft Ihnen vor, die Nazi-Zeit in der Retrospektive der 200 Jahre Ihres Hauses bewusst unterbelichten zu wollen. Was genau steckt dahinter?

Dr. Wiedemeier: "Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums hat die Frankfurter Sparkasse geplant, die langjährige Geschichte des Instituts und seiner Vorgängerinstitute auf Basis einer wissenschaftlichen Arbeit in einer übersichtlichen Chronik mit einem Umfang von ca. 200 Seiten zusammenfassen. Diese Chronik soll der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, damit man sich ein auf wissenschaftlicher Erkenntnis basierendes Bild und eine eigene Meinung über die 200-jährige Geschichte der Frankfurter Sparkasse machen kann. Da die Frankfurter Sparkasse selbst nicht über die entsprechende Expertise und auch über kein eigenes historisches Archiv verfügt, hat sie bereits im August 2019 das renommierte Institut für Bank- und Finanzgeschichte e.V. (IBF) damit beauftragt, eine solche Chronik wissenschaftlich fundiert, und vollkommen unabhängig zu erstellen. Dazu hat das IBF zwei Wissenschaftler beauftragt, die in den zwei Zeiträumen 1822-1970 und 1971-2022 die Geschichte der Bank in einer Gesamtchronik zusammenzufassen. Das IBF ist damit auch für die Beauftragung der entsprechenden wissenschaftlichen Expertise sowie für die Qualitätssicherung mit den durch das IBF beauftragen Wissenschaftlern verantwortlich. Die vertragliche Vereinbarung mit dem IBF sieht u.a. vor, dass die Jubiläumschronik insgesamt 200 Seiten umfassen soll. Die Entscheidung, welcher Zeitabschnitt welche Aufmerksamkeit erhält, obliegt allein dem IBF bzw. den Historikern. Aber dass das düsterste Kapitel unserer Geschichte hier zentrale Berücksichtigung finden muss und finden wird, ist doch selbstverständlich."

 

'Bi'-Frage: Ist zutreffend, dass das mit der inhaltlichen Planung des Jubiläumsbuches beauftragte, banknahe Institut für Bankgeschichte & Finanzgeschichte/IBF den Historiker Prof. Roth beschnitten und am Ende sogar gegen einen willfähigeren Autor ausgetauscht hat?

Dr. Wiedemeier: "Die Frankfurter Sparkasse hat zu keinem Zeitpunkt Einfluss auf die Auswahl der Historiker genommen. Wir verlassen uns auch in diesem Punkt auf die zweifelsfreie Expertise des IBF."

 

'Bi'-Frage: Hat die Frankfurter Sparkasse ein Problem mit ihrer eigenen Geschichte?

Dr. Wiedemeier: "Bislang erfolgte noch keine umfassende historische Dokumentation der Geschichte der Frankfurter Sparkasse. Unser 200-jähriges Jubiläum ist für uns ein guter Anlass, sich mit der gesamten 200-jährigen Geschichte auseinanderzusetzen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dies aktiv anzugehen! Die 200 Jahre sind eine große Erfolgsgeschichte – aber um das düsterste Kapitel machen wir keinen Bogen."

 

'Bi'-Frage: Welchen offensiven Lösungsweg will die Fraspa jetzt gehen?

Dr. Wiedemeier: "Unsere Erwartung ist, dass die Chronik der breiten Öffentlichkeit einen transparenten Blick auf die 200-jährige Geschichte der Frankfurter Sparkasse ermöglichen wird – ohne etwas zu verschweigen oder zu beschönigen. Uns ist sehr daran gelegen, dass sich die Leserinnen und Leser der Chronik ein objektives Bild machen und sich auf dieser Basis eine eigene Meinung über die 200-jährige Geschichte unseres Hauses bilden können."

 

Düsseldorf, 22. März 2022

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