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Bringt der A380 Dr. Peters in schwere Turbulenzen?

Hoch hinaus wollte der Dortmunder Anbieter Dr. Peters mit dem Airbus A380. Neun Riesenflieger haben die Dortmunder über Privatanleger finanziert, vier Maschinen für Singapore Airlines sowie fünf Maschinen für Air France. Aktuell befindet sich die Fondsserie allerdings in schweren Turbulenzen: Singapore Airlines hat die Leasingverträge der vier Dr. Peters-Maschinen nicht verlängert und stellt diese den Dr. Peters-Anlegern quasi 'auf den Hof'. Laut Angaben von Dr. Peters-CEO Anselm Gehling gegenüber 'k-mi' ist die Rückgabe für die ersten beiden von den Dortmundern finanzierten A380 bereits fix, für die Flugzeuge Nr. 3 und 4 bereits absehbar, aber noch nicht endgültig. Betroffen davon sind die Dr. Peters-Fonds DS 129, DS 130 (jeweils ein A380) sowie DS 131 (zwei A380), die alle im Jahr 2008 aufgelegt wurden, wobei die Maschinen zwischen Oktober 2007 und Juni 2008 an Singapore Airlines ausgeliefert wurden.

Die Dimension ist angesichts der Eckdaten bedrohlich für die Dortmunder: Betroffen sind über 12.200 Investoren in den drei Fonds DS 129–131, überwiegend Privatanleger. Das Gesamtinvestitionsvolumen für vier A380 beträgt stattliche 871 Mio. US-$, davon knapp 390 Mio. US-$ Anlegergelder und 481 US-$ Fremdkapital. Ganz akut betroffen ist der erste Fonds, der Serie DS 129. Dessen A380 wurde bereits im Juni 2017 von Singapore Airlines aus dem Liniendienst genommen! Obwohl schon vor einem Jahr bekannt wurde, dass Singapore die Verlängerungsoption für ihren ersten A380 nicht ausüben wird (vgl. 'k-mi' 37/16), liegt nach Angaben von Dr. Peters aktuell immer noch kein finalisiertes Angebot für den Abschluss eines Anschluss-Leasingvertrages vor. Dies zeigt, wie zäh sich die Gebraucht-Vermarktung des A380 gestaltet. Das Kuriose an der Situation ist zudem, dass Singapore Airlines ihre A380-Flotte nicht etwa dadurch reduziert, dass man die Leases der Dr. Peters-Flieger nicht verlängert. Durch fünf Neubestellungen, die in Kürze ausgeliefert werden sollen, hält Singapore ihre A380-Flotte auch ohne die Dr. Peters-Jets sogar konstant. Demnach ist also nicht der Flugzeugtyp an sich unattraktiv, sondern für Singapore ist es offenbar im Gesamtpaket viel attraktiver, eine nagelneue Maschine zu den heutigen günstigen Kapitalmarktkonditionen zu refinanzieren als die Optionen für eine 10 Jahre alte Maschine zu verlängern.

Was heißt dies nun zunächst für den Fonds DS 129 und seine über 2.600 Anleger? Grundsätzlich heißt es wohl, dass auch ein geschlossener Fonds sich mittelbar nicht einer relativ lange anhaltenden Niedrigzinsphase entziehen kann. Konkret beginnt nun für die Anleger der Nervenkrieg: Der DS 129 sollte bis 2025 einen stattlichen Gesamtrückfluss von 195 % nach Steuern erwirtschaften, allein ca. 135 % aus laufenden Ausschüttungen. Für das Jahr 2018 sollte die jährliche Ausschüttung von 7,25 % auf 8 % steigen. Dieses Ergebnis rückt u. E. jedoch jetzt in weite Ferne! Denn die Prognose beruht auf der Prämisse, dass der nun beschäftigungslose Flieger inkl. Option 12 Jahre bei Singapore zu einer konstanten Rate von 1,713 Mio. US-$ pro Monat beschäftigt ist und bis zum Jahr 2025 ununterbrochen zu einer kalkulierten Anschlussrate i. H. v. 75 % der Erst-Rate weiterfliegt. Wie ist nun der Status Quo zum 3. Quartal 2017: Der DS 129 hat kumuliert ca. 60 % ausgeschüttet und muss noch Fremdkapital i. H. v. 38 Mio. US-$ tilgen (ca. 32 % des ursprünglichen FKs), ist also lange noch nicht im 'grünen Bereich' bzw. aus der Verlustzone geflogen!

Erschwerend kommt für die Investoren hinzu, dass nach Prospektprognose bisher alle Ausschüttungen nicht etwa Gewinne, sondern handelsrechtlich Eigenkapitalrückzahlungen darstellen. Auf Anfrage von 'k-mi' betont Dr. Peters jedoch, dass die Möglichkeit von Ausschüttungsrückforderungen beim Fonds DS 129 gegenüber den Anlegern im Innenverhältnis "stets begrenzt ist auf die (Außen-)Haftung nach § 172 Abs. 4 HGB". Diese sei begrenzt auf ca. 1 % des Kommanditkapitals: "Durch die erheblich geringere Hafteinlage der Kommanditisten in Flugzeugfondsbeteiligungen ist die Vergleichbarkeit zu Rückforderungen bei Schiffsfonds nicht gegeben. Als Folge einer aber trotzdem nicht ausschließbaren Rückforderung hätten Anleger mithin lediglich einen kleinen Teil der bisher erhaltenen Auszahlungen zurückzugewähren", so Dr. Peters gegenüber 'k-mi'. Es drohe also kein Szenario, mit dem Dr. Peters schon bei Schiffsfonds verbrannte Erde hinterlassen hat: Der Anbieter hatte seinen eigenen Investoren teilweise unerbittlich, aber letztlich erfolglos auf Ausschüttungsrückforderung verklagt (vgl. 'k-mi' 11/13). Aktuell bastelt Dr. Peters dagegen an Plan B. Der Anbieter lädt die Investoren am 28.09. zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung ein, um diese um Zustimmung zu bitten, die Triebwerke des A380 zu verleasen, um die ggf. lange beschäftigungslose "Übergangszeit" bis zum Abschluss eines neuen Leasingvertrages zu überbrücken. Denn allein das Parken eines A380 kostet schätzungsweise ca. 94.000 US-$ im Monat! Der Triebwerkslease soll zu-nächst bis Ende 2018 bzw. März 2019 gehen und gewährleisten, dass der Kapitaldienst zumindest teilweise gedeckt werden kann. Anstatt 8 % p. a. sollen die Ausschüttungen für die Anleger ab 2018 aber zunächst auf 0 zurückgefahren werden!

'k-mi'-Fazit: Als die ersten A380-Fonds platziert wurden, wurde u. a. diskutiert, dass der Gesamterfolg wesentlich vom Verkaufserlös bei Laufzeitende sowie den damit zusammenhängenden Rekonfigurierungskosten abhängt. Dass die Prognose aber schon viel früher auf diese Weise in die Binsen geht, hatten wohl nur die wenigsten auf dem Zettel. Auch andere Anbieter wie WealthCap, Lloyd Fonds, Hannover Leasing und Doric sind potentiell betroffen, da sie A380-Fonds mit Singapore haben, wobei bei diesen die Restlaufzeit des Erstleases überwiegend noch etwas länger andauert. Für den Dortmunder Anbieter Dr. Peters wird die aktuelle Situation u. E. angesichts der Dimensionen und des schlechten Timings allerdings zu einer Bewährungsprobe mit ungewissem Ausgang! Nach Angaben der Ratingagentur Moody's könnten mit fünf Maschinen von Singapore sowie sechs Flugzeugen von Malaysia Airlines bald elf beschäftigungslose A380 auf dem Markt landen, was den Marktwert des Fliegers erheblich unter Druck setzt.

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