Aktuelles

Fonds Finanz Maklerservice: Gewinnsprung aus dem Nichts?

Die jüngst veröffentlichten Geschäftszahlen der Fonds Finanz Maklerservice (FF) für das Jahr 2023 lesen sich zunächst sehr positiv: ++ 292,4 Mio. € Umsatz, wovon 287,5 Mio. € auf Provisionseinnahmen entfallen (jeweils +15 % gegenüber Vorjahr) ++ 69,8 Mio. Rohergebnis (+15,8 %) und  ++ ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 11,1 Mio. € (+50 %). Insbesondere sticht der Sprung beim Ergebnis hervor, was auch auf den Anstieg des Jahresüberschusses (EAT) von zuletzt 7,0 Mio. € auf nun 12,7 Mio. € (+81,4) zutrifft. Norbert Porazik, Geschäftsführer der FF, hebt bei seinem Kommentar zur Bilanz für 2023 die Bedeutung der Partnerschaft mit der DEMV Deutschen Maklerverbund  GmbH/Hamburg hervor: "Die positiven Zahlen des Jahres 2023 bestärken uns in unserer Strategie. Die Kooperation mit dem DEMV hat sich als richtiger und wichtiger Schritt für die Fonds Finanz erwiesen. Sie stärkt unsere Marktführerschaft, setzt Synergien frei und hat uns technologisch enorm vorangebracht. Wir freuen uns sehr, dass wir für die kommenden Jahre bestens aufgestellt sind und unseren Maklern exzellente Lösungen wie das Maklerverwaltungsprogramm Professional works anbieten können." Könnte also in der von Porazik bezeichneten Kooperation mit dem DEMV der eigentliche Schlüssel für die sprunghaft angestiegenen Ergebniszahlen liegen?

Bereits in 'k-mi' 42/22, wenige Wochen nachdem der britische Private-Equity-Investor Hg Capital beim DEMV zuschlug, der sich zuvor Fonds Finanz mehrheitlich angelte, prophezeiten wir, dass der britische Finanzhai, damals mit 1 Mrd. € an neuen Mitteln für Investitionen im europäischen Raum ausgestattet, vermutlich ein Imperium im Bereich Vertriebskanäle samt IT-Anbieter aufbauen wird: "Die Investments sollen unter dem Dach von HG auf hohe Rendite gebracht werden. Das geht am einfachsten, wenn innerhalb des erworbenen Firmen-Potpourri Synergien schnell gehoben werden können." Ein Marktinsider berichtet uns in Anknüpfung an die vor zwei Jahren getätigte 'k-mi'-Vermutung nun: "Die Umsatzsteigerung beruht auf dem Erfolg, Vermittler bei den Vertrieben aggressiv herauszuholen, so wie es bspw. bei den Abwerbungen bei TELIS Finanz zu sehen ist. Die hohe Ergebnis-Steigerung erklärt sich auch mit dem Zukauf des DEMV. Dieser gibt sich als Verbund aus und hat es auf diese Weise geschafft, sich aus Differenzen zu finanzieren, die die Gesellschaften zusätzlich für die Direktvereinbarungen zahlen, ähnlich wie bei VEMA. Nach dem Erwerb wurden als erstes die Differenzen auf das Courtage-Niveau der Fonds Finanz angehoben.“

Zur besseren Einordnung: Sowohl Fonds Finanz als auch DEMV sind Tochtergesellschaften der im Vorfeld zum FF-Kauf seitens des Hg-Konzern im Oktober 2021 gegründeten INFITECH GmbH, mit Sitz und gleicher Adresse wie FF in München. Sowohl mit FF als auch DEMV besteht ein Gewinnabführungsvertrag gegenüber INFITECH. Beide Gesellschaften werden eigenständig voneinander geführt, was zum Geschäftszweck einer Private Equity-Gesellschaft gehört, um im Zeitpunkt der Exit-Lösung möglichst viel Geld im Markt für jedes Unternehmen erlösen zu können. Gerne gesehen ist deshalb auch, da meist werterhöhend, wenn zum Zeitpunkt des Zahltags die Firmengründer der übernommenen Zielgesellschaften aus dem operativen Geschäft ausgestiegen sind, die Gesellschaften auf dem Papier also nachgewiesen haben, gefestigt auf eigenen Füßen zu stehen. Bei FF sitzt noch Firmengründer Norbert Porazik in der Geschäftsführung, der dort den Part der Vertriebsankurbelung ausführt. Sein langjähriger Partner, Markus Kiener, ist zwar in die Geschäftsführung der Muttergesellschaft INFITECH gewechselt, doch in München pfeifen die Spatzen schon länger Abschiedsgedanken vom Dach, die jedoch unbestätigt sind. Bei DEMV begleitet weiterhin Karsten Allesch beim Maklerverbund Geschäftsführer-Tätigkeiten. Wie generiert nun dieses – wir bezeichnen es mal als Triumvirat – die erwähnten Mehrwerte?

Mit Anhebung der Overheadprovisionen bei DEMV auf die – so wie 'k-mi' aus vertraulicher Quelle hört – Höchst-Courtage-Stufe von FF, geniert der Maklerverbund zunächst ein leicht verdientes Zusatzgeschäft. Was wir vermuten, jedoch nicht wissen können, ist, ob DEMV zumindest einen Teil dieser Zusatzeinnahmen über wechselseitig eingegangene Verpflichtungen an FF abführt. Der Muttergesellschaft könnte es schließlich gleich sein, aus welchem Topf der Töchter ihr das Geld am Ende des Tages zufließt, doch dürfte FF die strategisch wichtigste aller INFITECH-Unternehmungen sein. Seitens FF bzw. DEMV haben wir auf Nachfrage hierzu bislang keine Stellungnahme erhalten. Doch das allein würde u. E. noch nicht den gewaltigen Ergebniszuwachs bei FF im Vorjahr erklären. Denn es gibt noch einen weiteren Hebel, an dem unter Einbindung der Versicherungspartner der Fonds Finanz kräftig gezogen werden soll. Einerseits klagen die Versicherer hinter vorgehaltener Hand über die Höchst-Courtagen, die man an Fonds Finanz zu zahlen hat. Andererseits soll nun DEMV, mit der FF im Rücken, den Druck auf der Kostenseite bei den Versicherungspartnern zugunsten des eigenen Ergebnisses noch konsequenter erhöhen, wie wir vertraulich aus Versicherer-Kreisen hören: "Fonds Finanz schiebt systematisch seine Makler mit deren Direktvereinbarungen zur DEMV herüber. Dadurch bleibt der Umsatz beim Makler zwar fast gleich, denn der findet ja weiterhin für die Direktvereinbarungen an DEMV bzw. Fonds Finanz vorbei statt, aber man erhält nun auch noch für die Direktvereinbarungen der herübergeschobenen Makler einen kräftigen Schnaps obendrauf. Das heißt nichts anderes, als dass die Versicherer hier indirekt einer Poolgesellschaft eine Sonderunterstützung gewähren. Die Ertragsexplosion dürfte bei Fonds Finanz in 2024 deshalb noch höher als zuletzt ausfallen!" Auch hierzu erhielten wir auf Nachfragen keine Antworten aus München bzw. Hamburg.

Doch wenn sich einer – wie hier Hg Capital – über solch lukrative Aktivitäten freut, wird zwangsläufig auf der anderen Seite – dort die Versicherer – jemand die Faust in der Tasche machen. Spätestens jetzt rächt es sich für die Versicherungskonzerne, dass sie sog. Branchenverbünden recht schnell einen Overhead gewährten, ohne dass dem immer eine herausstechende Wertschöpfung entgegenstünde. Genau dies nutzt nun Fonds Finanz geschickt aus, die aufgrund ihres teuren Arbeitsmarktumfeldes in München gegenüber den meisten Konkurrenz-Pools eigentlich einen Wettbewerbsnachteil haben. Hinzu kommt beim Münchner Pool, dass dieser sich mit 498 Mitarbeitern (+7 %) einen gewaltigen Kostenapparat offensichtlich ganz gut leisten kann, wobei hier die Mitarbeiter der Tochtergesellschaften mit rund  ++ 70 bei VersOffice  ++ 50 bei Softfair und sicherlich  ++ ca. 30 bei weiteren Töchtern noch nicht mal berücksichtigt sind. Von den kostspieligen Vermittler-Anwerbungen, die Porazik seit Jahren unternimmt, wollen wir an dieser Stelle gar nicht sprechen.

'k-mi'-Fazit: Wir würden uns wundern, wenn die Pool-Konkurrenz dem Treiben bei Fonds Finanz bei deren nächsten Courtage-Gesprächen tatenlos zusehen würde, was zu weiteren Wohltaten in Richtung der Pools führen könnte, zum Vorteil deren Gesellschafter. Versicherungsmaklern mit Direktanbindung ohne Verbund im Rücken kann diese Entwicklung nicht gefallen. Denn die Versicherer können jeden Euro eigentlich nur einmal ausgeben. Einem 'kleinen' und einzeln verhandelnden Makler kann es sodann passieren, dass bei ihm die Courtage seitens der Unternehmen demnächst gedrückt wird. Eine brandgefährliche Entwicklung – insbesondere auch für die Versicherungsunternehmen selbst, deren Abhängigkeit von großen Vertriebsabsatzkanälen weiter zunimmt. Doch unser Mitleid hält sich in Grenzen, schließen dulden alle bei Fonds Finanz gelisteten Versicherungsunternehmen seit Jahren das seitens des Pools betriebene Blindpooling, bei dem der Versicherer nicht erfährt, wer der eigentlich hinter einer Police stehende Vermittler ist.

Teilen Sie diese Neuigkeit in Ihrem Netzwerk