Wie von BVR-Vorständin Tanja Müller-Ziegler auf der BVR-Jahrespressekonferenz angekündigt (vgl. 'Bi' 12/24), hat die von 12 Banken(verbänden) und zwei Zahlungsdienstleistern getragene European Payment Initiative (EPI) das Zahlsystem Wero in diesem Jahr fürs Publikum an den Markt gebracht und aktuell am 02.07.2024 scharf geschaltet. Die teilnehmenden Institute wollen damit eine europäische Alternative zum US-dominierten Marktführer Paypal sowie den Kreditkartenanbietern Mastercard und Visa aufbauen und den Boom von Apple Pay und Google Pay etwas eindämmen. Auch für die Einführung des Digitalen Euros durch die EZB will man sich mit dem länderübergreifenden Bezahlsystem wappnen. Doch bis dahin wird es noch ein gutes Stück des Weges sein.
Zum Start ermöglichen die allermeisten Volks- und Raiffeisenbanken und die Sparkassen ihren Kunden in Deutschland Zahlungen von einem Handy auf das andere. Statt der IBAN kann man für die Geldübertragung in Echtzeit eine Mobilfunknummer oder eine E-Mail-Adresse nutzen, vorausgesetzt der Empfänger hat diese bei seinem onlinefähigen Konto hinterlegt. Dann ist die Überweisung in 10 Sekunden vollzogen. Dafür benötigen die Beteiligten keine neue App, da die Funktion in der jeweiligen Banking-App aktiviert werden muss. Vorbild dafür ist die Smartphone-Bezahllösung Twint, die in ihrer Schweizer Heimat sehr beliebt ist. "Wir freuen uns, den Start von wero bekannt zu geben, der mit dem Start des Dienstes auf dem deutschen Markt beginnt. Um Verbraucher mit Wero vertraut zu machen, beginnen wir mit Transaktionen von Person zu Person. Ziel von Wero ist es jedoch, in Zukunft alle Arten von Zahlungen über ein einziges Wallet anzubieten, das die Einfachheit, Unmittelbarkeit und Sicherheit der Banken vereint“, sagte Martina Weimert, CEO von EPI.
Natürlich lebt das System von möglichst vielen Teilnehmern. Zum Start ist das EPI-Mitglied Deutsche Bank (mit seiner Tochter Postbank) noch nicht dabei, dürfte aber noch in diesem Jahr folgen. Nicht dabei sind die Commerzbank sowie die Neobanken, die sich auch nicht an EPI oder Wero beteiligen. Ab Ende Juli an Bord ist die belgische KBC-Group, so dass Wero frühzeitig grenzübergreifende Erfahrungen sammeln kann. "Der Start von Wero ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der finanziellen Unabhängigkeit Europas. Weitere Schritte und Funktionalitäten werden folgen, um Wero nach und nach als zentrale Lösung für alle Transaktionen zu etablieren. Unser Ziel ist es, diese innovative Lösung nachhaltig aufzubauen und den Weg für eine sichere und effiziente digitale Zahlungszukunft in Europa zu ebnen", erläutert Dr. Joachim Schmalzl, Aufsichtsratsvorsitzender von EPI und Vorstandsmitglied im DSGV. Daher sollen natürlich auch die Funktionalitäten ausgebaut werden: Ab 2025 soll man mit Wero online und ab 2026 auch im stationären Einzelhandel zahlen können.
'Bi' Fazit: Nach dem Ende von Giropay (vgl. 'Bi' 25/24), das die in das Bezahlsystem gesteckten Erwartungen nie erfüllen konnte, verfolgen die an EPI beteiligten Institute aus sieben europäischen Ländern mit Wero einen neuen Ansatz. Vor dem Hintergrund der amerikanisch dominierten Konkurrenz sowie den viele Banken in ihrer Existenz gefährdenden aktuellen Planungen der EZB zum digitalen Euro, ist dem Projekt nur Erfolg zu wünschen. Doch um auf europäischer Ebene ein echtes Gegengewicht zu bilden, müssen kurzfristige weitere Teilnehmer und zusätzliche Funktionalitäten folgen.