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Hamburg Trust: Große Töne, nichts dahinter?

++ "Ein Investment für privilegierte Anleger"  ++ "Vorteil: Steuer- und Rechtssicherheit durch deutsche Fondslösung!"  ++ "Ein exklusives Angebot aus bestem Haus."  Seit dem Jahr 2007 legte der hanseatische Anbieter Hamburg Trust die US-Immobilien-Fondsreihe Finest Selection auf, mit bspw. "Minimum 8 % IRR p. a. vor Steuern" (Finest Selection) bzw. "Zielrendite 10 % IRR p. a." (Finest Selection 2). Es handelt sich um lukrativ angepriesene Investments: "Wer erfolgreich sein will, setzt auf Qualität. Mit Finest Selection bieten wir Ihnen die Möglichkeit, Ihre Immobilienanlage in die Hände eines der erfolgreichsten und erfahrensten Asset Manager New Yorks zu legen: In die Hände der Paramount Group." Diese konstruierte mit Paramount Group Real Estate Funds Anlagevehikel, in die neben den deutschen FS-Investoren auch die Familie Otto (bspw. beim PGRE Fund V mit über 50 Mio. US-$) auch noch weitere internationale Investoren ihr Kapital steckten. Bis ins Jahr 2014 fiel dann den 'privilegierten Anlegern' ihre getätigte Anlage nicht sonderlich mehr ins Auge, man vertraute schließlich neben Hamburg Trust als Initiator der Paramount Group als Asset Manager, die vor 48 Jahren von Werner Otto/Hamburg als Schwestergesellschaft des Otto Versand sowie der ECE Projektmanagement GmbH gegründet wurde und über ein stolzes Portfolio von über 10 Mrd. US-$ verfügt. Doch weder diese Historie noch das zur Schau gestellte Know-how schützt vor gewaltigem Ärger oder Kapitalverlust. Denn, wie inzwischen bekannt ist, entpuppt sich dieses Schlamassel als eine der größten Skandale der jüngeren Finanzgeschichte, der durch 'k-mi' im vergangenen Jahr ans Tageslicht gefördert wurde (vgl. u. a. 24, 25, 30, 32, 33 u. 51/15). Zum aktuellen und höchst brisanten Stand – insbe­sondere für Hamburg Trust:

Gesellschafter der Hamburg Trust HTG USA 4 GmbH & Co. KG/Finest Selection 2, die höchst wahrscheinlich mehr als 20 % des eingezahlten Kommanditkapitals vertreten, haben gegenüber Hamburg Trust die Einberufung einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung geltend gemacht. Mit Hinweis auf einen entstandenen Verlust in der Größenordnung von etwa 40–50 % des Net-Asset-Values fordern die Anleger von der Fondsgeschäftsführung, dass die Gesellschaft Schadensersatzansprüche gegen ihre eigene Geschäftsleitung geltend macht: "Der Beirat als Organ der Hamburg Trust HTG USA 4 GmbH & Co. KG wird zum besonderen Vertreter bestellt. Aufgabe des besonderen Vertreters ist es u. a., Ansprüche der Fonds-KG aus Schlechtgeschäftsführung gegen die Hamburg Trust Asset und Fonds Management HTAF GmbH und – nach Ermessen des Beirates – gegebenenfalls weitere Personen und Unternehmen geltend zu machen (…)." Mit Schreiben vom 5. Februar verneint die Hamburger Geschäftsleitung um Dirk Hasselbring einen wichtigen Grund für ein etwaiges Einberufungsverlangen mit dem Hinweis, dass das Beiratsmitglied Peter Sissovics im Parallelfonds FS bereits Klage auf Schadensersatz gegen den Fonds-Geschäftsführer erhoben habe, womit die Sach- und Rechtslage gerichtlich geklärt würde. Ganz abgesehen davon, dass die Klage eines Gesellschafters aus einem Parallelfonds keine unmittelbaren Ansprüche der Anleger des FS 2 absichern kann, erfolgt die lapidare Ablehnung von Hasselbring nach unserer Rechtsmeinung entgegen Recht und Gesetz, was die Möglichkeit eröffnet, dass dann in Analogie zu § 50 Abs. 3 GmbHG ein Minderheitsgesellschafter zur Gesellschafterversammlung laden darf.

Wie ernst Hamburg Trust die zu erwartende Klagewelle nimmt, zeigt auch, dass man sich dort offenbar abzusichern versucht: Aus gut informierten Kreisen ist 'k-mi' zugetragen worden, dass die HTAM (Hamburg Trust Asset Management) der in die Prospektierung der Finest Selection Fonds eingebundenen Anwaltskanzlei den Streit verkündet habe. Auf Anfrage in Hamburg bekamen wir bis Redaktionsschluss zu diesem Sachkomplex keine Antwort von Hasselbring. Ob jedoch von den Rechtsanwälten hier etwas zu holen ist, steht auf einem ganz anderen, weil ungewissen Blatt. So umstritten dies aus unserer Sicht sein dürfte, so nervös scheint Hamburg Trust zu sein. Jedenfalls scheint man dort wohl selbst zu befürchten, in die Haftung genommen zu werden. Und die Dimensionen wie auch die personellen Verflechtungen in diesem Skandalfall, um die es sich hier dreht, sprengen die Vorstellungskraft eines normalen Anlegers:

Ende 2014 brachte Paramount Group-Boss Albert P. Behler die Paramount Group Inc. als REIT an die Börse. Zur Überraschung der FS-Gesellschafter wanderten auch die Assets der deutschen Fondsanleger plötzlich in diesen REIT. Und wie es die Zufälle so wollen, war zu jenem Zeitpunkt Behler auch mittelbarer Hauptgesellschafter von Hamburg Trust geworden. Interessenkonflikt hin oder her, der eigentliche Clou dabei war, dass sich das eingebrachte Eigenkapital in Höhe von 2,743 Mrd. US-$ unmittelbar vor dem IPO um sagenhafte 1,223 Mrd. US-$ unter dem Oberbegriff von Rekapitalisierungskosten (u. a. interne Kosten und Wertabschläge) reduzierte. Sodann wurden bei Neu-Aktionären rd. 2,6 Mrd. US-$ eingeworben. Entsprechend reduzierte sich dadurch das Kapital der FS-Fonds um prozentual anteilige rd. 45 %! Dieser weshalb auch immer bewusst herbeigezauberte Verlust wurde den FS-Anlegern mit einer bevorstehenden REIT-Story schmackhaft gemacht:  ++ 24 % Wertzuwachs p. a. im ersten Jahr  ++ 11 % Outperformance und 13 % REIT-Marktperformance in den restlichen Jahren. Der Emissionspreis des REITS betrug 17,50 US-$ , aktuell ist der Kurs auf 14,38 US-$ abgeschmiert. Ein doppeltes Desaster für die deutschen Anleger. Denn neben den üblichen Immobilienrisiken sind die Anleger nun den zusätzlichen Börsenwirren ausgesetzt – ganz zu schweigen von der unfassbaren Kostenbelastung! Wo jedoch Verlierer sind, finden sich üblicherweise auch Gewinner. Welches genau waren die Pläne von Hamburg Trust, Albert P. Behler und nicht zuletzt der Familie Otto?

'k-mi'-Fazit: Der Mrd.-Skandal rund um Paramount Group und Hamburg Trust dürfte noch gewaltige Wellen schlagen. Nicht nur auf juristischer Ebene. Jedenfalls würde es uns nicht überraschen, wenn es nun für den Hamburger Fondsanbieter Hamburg Trust eng wird, sollte eine Klage-Lawine losbrechen. Wie lange interessiert sich außerdem noch Behler für diesen Initiator? Denn wenn diese Gesellschaft eher ein Mittel zu seinen Zwecken war, könnte sein Interesse an dieser auch schnell wieder verblassen.

 

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