Seit Beginn des Jahres müssen geschlossene Publikums-AIF statt den wAI ein PRIIPs-Basisinformationsblatt verwenden. Hat dies zu einer besseren Vergleichbarkeit von AIF mit anderen Anlageklassen oder auch von AIF untereinander geführt? Sind die neuen bzw. neu zu berechnenden Kennziffern (Durchschnittsrendite, Risikoindikator und Renditeminderung bzw. 'reduction in yield'/RIY) schon problemlos im Einsatz? Nach etwas über einem halben Jahr Praxis-Erfahrung haben wir 21 Basisinformationsblätter von aktuellen AIF (s. Tabelle) untersucht. Um es vorwegzunehmen: Die Branche hat mit PRIIPs u. E. noch ziemlichen Schluckauf bzw. ist auch bei der besseren Vergleichbarkeit von AIF untereinander noch viel Luft nach oben!
Hier die wichtigsten Punkte, bei denen es u. E. noch hakt bzw. auf die Sie als Vertrieb achten sollten, aufgezeigt anhand der betrachteten 21 aktuellen Produkte:
Kostenangaben: Hier herrscht ein fröhliches Durcheinander der Bezugsgrößen: ++ Die Prozentangaben zu laufenden und Initialkosten haben jeweils unterschiedliche Bezugsgrößen, oft sind dies die '(gezeichnete) Kommanditeinlage' und der 'Wert Ihrer Anlage' ++ Es kursieren allerdings auch andere Begriffe und Kombinationen: 'Anlagebetrag inkl. Ausgabeaufschlag', 'Anlagebetrag ohne Ausgabeaufschlag', 'Einlage', 'Zeichnungssumme', 'Nettoinventarwert', 'Ausgabepreis', 'Zeichnungsbetrag' – im Prinzip sind alle denkbaren Bezeichnungen und Varianten dabei ++ Teilweise wird auch keine Bezugsgröße explizit genannt ++ Vereinzelt werden auch nur absolute Beträge aufgeführt ++ Die Zuordnung von Transaktionskosten – ob initial oder laufend – ist teilweise nicht klar deutlich ++ Auch kann unklar sein, ob Zielfondskosten/Kosten der Objektgesellschaften bei den Kosten berücksichtigt wurden. Welche 'Notlösung' gibt es nun zur Herstellung einer Vergleichbarkeit: Näherungsweise sollte man die als absoluten Betrag angegebenen Gesamtkosten annualisieren und als Prozentangabe auf den Anlagebetrag inkl. Agio angeben. Hierbei ist natürlich zu berücksichtigen, dass Fonds mit kürzerer Laufzeit optisch teurer aussehen, da die Initialkosten sich auf weniger Jahre 'verteilen'.
Performance-Szenarien: Hier erschweren folgende Besonderheiten in der Darstellung die Vergleichbarkeit: ++ Die Grundlaufzeit wird entweder in Jahren angegeben oder nur mit einem Datum ++ Die empfohlene Haltedauer kann von der Gesamtlaufzeit abweichen ++ Die Performance wird in Euro dargestellt, obwohl die Fonds-Währung US-$ ist ++ Die sog. PRIIPs-Durchschnittsrendite wird entweder auf den Zeichnungsbetrag oder den Anlagebetrag ausgewiesen, auch je nach Agio-Staffelung. Wichtig: Die neue Renditeformel der PRIIPS-RTS ignoriert das Auszahlungsprofil einer Anlage, da alle Zahlungen an den Anleger als endfällig unterstellt werden, was die Rendite optisch 'drückt'. Einige Anbieter liefern daher auch 'höhere' und damit realistischere IRR-Werte für alle Performance-Szenarien mit, was aus unserer Sicht ein guter Service ist. Dies trägt u. E. auch dazu bei, bei Anlegern die falsche Vorstellung zu vermeiden, eine unternehmerische Beteiligung mittels der Verzinsungs-Methode mit einem Sparbuch zu vergleichen.
Reduction in yield/RIY: Bei dieser Kennziffer herrscht u. E. noch das größte Chaos vor. Zunächst ist die Kennziffer zur 'Renditeminderung durch Kosten' bzw. der 'Kosten im Zeitverlauf' ('Reduction in yield'/RIY) nicht als Kostenausweis an sich zu verstehen. Nach 'k-mi'-Berechnungen liegen bei den von uns betrachteten aktuellen 21 AIF die annualisierten Gesamtkosten im Mittelwert 0,81-%-Punkte unter der jeweiligen RIY-Kennziffer. Bei der RIY-Kennziffer handelt es sich um die Differenz der ++ IRR des mittleren Performance-Szenarios und der ++ IRR des sog. 'kostenfreien Szenarios'. Die PRIIPS-RTS geben im Prinzip drei Varianten zur Ermittlung des kostenfreien Szenarios vor. Sofern eine Variante gewählt würde, bei der alle Kosten – auch die laufenden – vom anfänglichen Anlagebetrag abgezogen werden, 'pusht' dies die RIY natürlich künstlich nach oben. Aus diesem Grund verbietet es sich aus unserer Sicht auch, die RIY als Kostenausweis zu verstehen und/oder sie der Durchschnittsrendite der Performance-Szenarien gegenüberzustellen. Bei den von uns betrachteten 21 Basisinformationsblättern wird bei keinem offengelegt, wie das sog. 'kostenfreie Szenario' ermittelt wird. Nur eine Minderheit weist immerhin die IRR-Werte zur Ermittlung der RIY aus, bei einigen werden die beiden Vergleichswerte zur Ermittlung als Durchschnittsrenditen bezeichnet, was u. E. ohne weitere Erläuterungen Irritationen hervorruft.
Risikoindikator: Geschlossene Publikums-AIF weisen – mangels monatlicher Preisfeststellung – fast alle den generischen Risikoindikator 6 (von 7) aus. Eine Ausnahme ist der AIF Patrizia Grundinvest Heidelberg-Bahnstadt mit der Risikoklasse 3. Zur Methode der entsprechenden Ermittlung in Kürze mehr in 'k-mi'. Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn der geschlossene Fonds mit neuen Methoden aus der 'babylonischen Gefangenschaft' der Risikoklasse 6 'befreit' werden könnte. Dies würde Anlegern auch die Ermittlung eines besseren Rendite-Risiko-Profils ermöglichen, auch gegenüber anderen Anlageklassen (vgl. dazu auch die dieswöchige 'k-mi'-Ausgabe).