In Teil 1 (vgl. ‚vt‘ 31/24) und Teil 2 (vgl. ‚vt 33/24) stellten wir Ihnen die von Canada Life beauftragte und vom Marktforschungsunternehmen YouGov Deutschland GmbH durchgeführte internationale Befragung zur Verbreitung und Auswirkungen von Finanzberatung vor. Feststellen konnten wir bisher u. a., dass ++ in den beiden Provisionsverbotsländern Niederlande (mit 44 %) und Großbritannien (mit 33 %) die geringsten Beratungsquoten vorliegen
++ sich im internationalen Querschnitt eine große Kluft beim Altersvorsorge-Sparen zeigt, bei denen die beiden Provisionsverbotsländer Niederlande mit 39 % und das Vereinigte Königreich mit 35 % die Schlusslichter bilden
++ Bürger mit Finanzberatung deutlich häufiger fürs Alter sparen als solche ohne
++ in den Provisionsverbotsländern weniger in die private Altersversorgung gespart wird als in den Ländern, in denen der Kunde weiterhin auf die Provisionsberatung zugreifen kann. Kommen wir damit zu einer weiteren wichtigen Frage, der Canada Life mit der Umfrage auf den Grund gegangen ist: Wie zufrieden oder unzufrieden sind die befragten Sparer damit, wie sich ihre private Altersvorsorge entwickelt hat? Unter denjenigen, die für das Alter sparen, sind in Irland und USA mit jeweils 71 % die meisten Menschen sehr oder eher zufrieden. Mit Abstand folgen die Menschen in Kanada (64 %), Deutschland (63 %) und den Niederlanden (61 %).
Zufriedenheits-Schlusslicht ist UK: Mit 58 % sind dort am wenigsten Menschen sehr oder eher zufrieden mit ihrer privaten Altersvorsorge (siehe nebenstehende Grafik). Auch hier können wir eine Tendenz festhalten, die möglicherweise gegen ein Provisionsverbot spricht: Die Zufriedenheit mit der privaten Altersvorsorge ist in den beiden Provisionsverbotsländern Niederlande und UK am niedrigsten.
Deutliche Zufriedenheits-Unterschiede ermittelt die Umfrage auch in Abhängigkeit davon, ob dem Investment eine persönliche Beratung zugrunde lag oder ohne eine solche investiert wurde. Im Detail sind unter den Altersvorsorgesparern mit Beratung (ohne Beratung) in den USA 81 % (51 %) mit ihrer privaten Altersvorsorge sehr oder eher zufrieden, in Irland 78 % (51 %), in UK 74 % (47 %), in Kanada 70 % (50 %), in Deutschland 68 % (52 %) und in den Niederlanden 64 % (57 %). Das ist ein klares Statement für die persönliche Finanzberatung: Menschen mit Beratung sind in allen Ländern deutlich häufiger zufrieden mit der Entwicklung ihrer privaten Altersvorsorge als Sparer ohne persönliche Beratung.
„Die Umfrage zeigt deutlich, welch fundamentale Bedeutung die Beratung für die private Altersvorsorge hat“, fasst Dr. Igor Radović, Vorstand bei Canada Life, die Ergebnisse zusammen (siehe auch nachfolgendes Schaubild mit Gesamtübersicht). „Menschen mit Finanzberatung sparen hier nicht nur häufiger und mit höheren Beiträgen. Sie sind auch zufriedener mit den Resultaten und fühlen sich besser über das Thema informiert. Finanzberatung sorgt dafür, dass Menschen sich nicht nur oberflächlich mit dem komplexen Thema Altersvorsorge befassen, sondern auch erfolgreich aktiv werden!“ Die persönliche Beratung, unabhängig davon, ob diese gegen Honorar oder eine Beratung und Vermittlung gegen Provision erfolgt, hat positive Folgen. In allen Ländern investieren Menschen mit persönlicher Beratung im Vergleich zu Menschen ohne Beratung deutlich häufiger in die private Altersvorsorge. Sie sparen höhere monatliche Beträge und sie sind zufriedener mit der Entwicklung ihrer privaten Altersvorsorge.
Persönliche Beratung hat also eindeutig eine wichtige Bedeutung und einen Wert! Darüber hinaus sehen wir mit den Umfrageergebnissen auch Erkenntnisse zu Ländern mit Provisionsberatung und Provisionsverbot. Seit 2013 herrscht durch Einführung des Provisionsverbots im Vereinigten Königreich eine amtlich konstatierte erhebliche Beratungslücke: Die ‚Retail Investments Product Sales Data‘, eine statistische Datenerhebung der britischen Aufsicht FCA, belegt immer wieder (vgl. ‚vt‘ 06/19, 34/20, 36/21, 29/22), dass das Provisionsverbot hinsichtlich der Beratungsquote negative Effekte hat. Denn diese sinkt seit Einführung des Provisionsverbotes.
Dies ist ein klarer Beleg für das Entstehen einer Beratungslücke im Vereinigten Königreich durch das Provisionsverbot! Während Wohlhabende sich eine qualifizierte Beratung gegen Honorar leisten können und diese in Anspruch nehmen, ist es bei Beziehern kleiner und mittlerer Einkommen, also gerade jenen, die verstärkt in die private Altersvorsorge investieren müssten, zu drastischen Rückgängen bei der Inanspruchnahme einer Finanzanlagenberatung gekommen.
Genau diese Problematik bestätigt die Umfrage: In UK haben nur 33 % eine persönliche Finanzberatung zur Altersvorsorge in Anspruch genommen. Die zweitschlechteste Quote unter den befragten sechs Ländern hat Niederlande mit 44 %. Und in eine private Altersvorsorge investieren monatlich 35 % der Briten und 39 % der Niederländer. Wiederum sind die Provisionsverbotsländer da die Schlusslichter.
‚vt‘-Fazit: Da, wo der Gesetzgeber die Beratung und Vermittlung gegen Provision 2013 verboten hat, wird seltener eine persönliche Finanzberatung in Anspruch genommen und wird weniger häufig in eine private Altersvorsorge gespart als in Ländern, in denen der Kunde weiterhin auf eine Beratung und Vermittlung gegen Provision zugreifen kann. Auch wenn es weitere länderspezifische Einflüsse gibt, so bestätigt die Umfrage in der Tendenz klar die Erkenntnis der FCA: Ein Provisionsverbot führt dazu, dass sich weniger Bürgerinnen und Bürger beraten lassen, und das wird durch die nicht persönlichen Beratungsmöglichkeiten sowie beratungsfreien Anlagemöglichkeiten bei Weitem nicht kompensiert.
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