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Neue Hoffnung für Debi Select-Anleger

Nach jahrelangen Sanierungsbemühungen vermeldet die Klumpe Rechtsanwaltsgesellschaft mbH mit Schreiben vom 08.10.2018 für die Anleger der Fondsgesellschaften Debi Select Classic Fonds GbR, Debi Select Classic Fonds 2 GmbH & Co. KG sowie Debi Select Flex Fonds GbR ein Restrukturierungskonzept mit der trag-fähigen Aussicht auf Rückflüsse für erhebliche Teile des investierten Kapitals. Daran dürfte mittlerweile kaum noch ein Anleger geglaubt haben, schließlich gerieten die Fonds in Folge der Teldafax-Pleite bereits 2011 selbst in höchste Not. Nun soll nach über sieben Jahren ein Konzept vorliegen, aber mit welchen Perspektiven? Grund genug, bei der Kanzlei Klumpe nachzuhaken.

Anleger und Vermittler der Debi Select Fonds  dürfte 2011 der Schlag getroffen haben, als sie erfuhren, dass große Teile ihrer investierten Mittel über eine Schweizer Gesellschaft in den Stromhändler Teldafax geflossen sind. Erstmals offenbar wurde die Verbindung zum Strom- und Telekommunikationskonzern, als Teldafax am 11.03.2011 die mehrheitliche Übernahme durch die Sigma Citation Capital Strategies Limited sowie die CPA Invest AG bekanntgab. Die CPA Invest AG gehörte zum Verbund der Swiss Factoring AG, die so rund 40 Mio. € der Debi Select-Anleger in die Teldafax Holding  investiert hatte. Mit dem Aktiendeal versuchte die Fondsgeschäftsführung  noch zu retten, was zu retten war – doch zu spät: Nur drei Monate später stellte Teldafax am 14.06.2011 Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bonn. Der Versuch, das Aktienpaket wieder zu veräußern, und so wenigstens einen Teil der Anlegergelder zurückzuholen, misslang.  Im Gegenteil: Der Insolvenzverwalter der Teldafax, RA Dr. Biner Bähr, klagte gegen Dienstleistungs- bzw. Beteiligungsgesellschaften der Fonds wegen weiterer Forderungen von insgesamt sechs Mio. € vor dem Landgericht Landshut. Wie hoch das Risiko für die Fonds war, kann man ermessen, wenn man weiß, dass Bähr von Bayer 04 Leverkusen, bei der Teldafax seit 2007 Hauptsponsor war, mehr als 16 Mio. € erfolgreich einklagte.

Doch das war nur eines von vielen Problemen. In Folge schaltete Fonds-Geschäftsführer Josef Geltinger 2012 den erfahrenen RA Werner Klumpe und dessen Kölner Kanzlei ein. "Wir kannten die Fonds bis dahin überhaupt nicht und waren weder in Konzeption noch Verwaltung eingebunden. Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung u. a. mit Fondsabwicklung und -restrukturierung hatten wir natürlich eine gewisse Einschätzung: Diese wurde aber von den nach und nach auftretenden tatsächlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Problemen um Längen übertroffen. Hätten wir damals gewusst, was uns erwartet, hätten wir das Mandat wohl nicht angenommen", so RA Klumpe gegenüber 'k-mi'. Auch aufgrund der Struktur musste erst einmal Basisarbeit geleistet werden. Da die Investitionen der Fonds von der schweizerischen Swiss Factoring AG selbständig abgewickelt wurden, musste bspw. erst einmal nachvollzogen werden  ++ in welcher Höhe Mittel durch die Anleger in die teils als Ansparfonds ausgestalteten Fonds gezahlt wurden  ++ wieviel davon in die Schweiz geflossen ist  ++ wohin diese weiterinvestiert wurden  ++ wie diese Investitionen ggf. besichert sind  ++ ob überhaupt Rückflüsse zu erwarten sind und natürlich auch  ++ wie mit den Ansparanlegern und den bereits geleisteten Ausschüttungen verfahren wird. Oft genug werden Ansparer gerade von Insolvenzverwaltern notfalls per Klage gezwungen, noch zu erbringende Raten in wirtschaftlich längst gescheiterte Fonds einzubringen. Diese, häufig Kleinanleger, erhöhen so die Masse und zahlen den Insolvenzverwalter, maxi­-mieren aber ihren eigenen Verlust. "Hier wurden bei den Debi Select-Fonds die noch ausstehenden Ratenzahlungen von insgesamt 29,5 Mio. € gestoppt, um den Anlegern nicht noch weiteren Schaden zuzufügen", erläutert RA Klumpe.

Zweiter Schritt war die wegen vieler verschachtelter Gesellschaften, die hinter der Swiss Factoring hingen, schwierige Nachforschung nach dem Verbleib der Fondsgelder. Insgesamt hatten die drei Fonds 140,6 Mio. € (inkl. Agio) eingeworben, 13,7 Mio. € waren an die Anleger zurückgeflossen, verbleibt ein Saldo von 126,9 Mio. €. Neben weichen Kosten und den mittlerweile faktisch wertlosen Investitionen, wie bspw. in die Teldafax, flossen rd. 35 Mio. € im Wege des Factorings über Schweizer Gesellschaften und deren Holding- und Projektentwicklungsstrukturen in Energiegesellschaften in Weißrussland, Russland und Italien. "Zu unserer Überraschung waren diese Investitionen keine Potemkinschen Dörfer, sondern es gab sie wirklich. Doch die Fonds hatten durch das Factoring nur mittelbare schuldrechtliche Ansprüche und die Gesellschaftsanteile waren in Schweizer Händen. Hier galt es, sowohl die noch in der Entwicklung befindlichen Projekte und die zugehörigen Gesellschaften zu stabilisieren als auch mögliche Rückflüsse der Anleger zu sichern, sollte das Geld der Anleger nicht auch hier völlig verloren sein. Und das alles in einem höchst heiklen internationalen Geflecht zwischen Deutschland, der Schweiz, Russland und Weißrussland", beschreibt RA Klumpe den jahrelangen Kampf. Alles, um eine Basis zu legen, auf der eine Restrukturierung aufbauen kann.

Als wäre dies noch nicht Herausforderung genug, gab es eine Vielzahl von Prozessen gegen die Vermittler, die Fondsgeschäftsführung aber auch die Fonds und deren Gesellschaften selbst. In fast allen Fällen gelang es Vergleiche zu schließen, so gab sich bspw. der Insolvenzverwalter statt der geforderten  6 Mio. € mit insgesamt 150.000 € zufrieden. 2015 musste nach Erklärung seiner Vermögenslosigkeit auch noch der Initiator Geltinger als Geschäftsführer ausscheiden, und zu allem Überfluss ging den Fonds auch noch das Geld aus. 567 der insgesamt 9.200 Anleger stellten in dieser Situation als freiwillige Umlage auf Darlehensbasis 129.520 € zur Verfügung. Hilfreich, aber bei weitem nicht ausreichend. Die sich ständig vergrößernde finanzielle Lücke für Fondsgeschäftsführung, die Fonds- und Anlegerverwaltung, die steuerliche und rechtliche Beratung sowie die Anwalts- und Gerichtskosten konnten nicht aus Fondsmitteln geschlossen werden, sondern wurde durch Dienstleistungsgesellschaften von Fondsinitiator Geltinger, der mittlerweile in die Schweizer Verwaltung eingetretenen REAG AG oder von Dienstleistungsgesellschaften von Werner Klumpe bzw. ihm persönlich übernommen. "Wir haben immer daran geglaubt, dass wir die Investitionen wieder flott bekommen und Rückflüsse für die Anleger generieren können. Doch die Fondskassen waren leer und Ausschüttungsrückforderungen oder Ansparraten gegen die Anleger gerichtlich einzufordern, war u. E. nicht angezeigt. Doch der Weg war länger als gedacht, und immer wieder musste hier oder da noch etwas investiert werden. Zuletzt fehlten im Oktober 2017 der REAG bzw. der Projektgesellschaft Trostenetz/Weißrussland noch 240.000 € für einen Motor und dessen Standort. So habe ich im Lauf der Zeit der REAG AG für die Fortführung der Investitionen liquide Mittel von insgesamt rd. 7 Mio. € zur Verfügung gestellt. Das geschah für einen Sanierungserfolg im Sinne der Anleger, als auch in eigenem unternehmerischen Interesse", schildert RA Klumpe den Weg, wie er selbst als Kapitalgeber in eine ähnliche Position wie die Anleger rutschte.

Doch die Risiken scheinen sich zu lohnen. Seit vier Monaten stottert die REAG die gewährten Darlehensmittel in kleinen Schritten ab, und auch die Anleger, die die freiwillige Umlage auf Darlehensbasis gaben, sollen bis Jahresende ihr Geld zurückbekommen. Operativ erwirtschaften also die ersten Projektgesellschaften Überschüsse. "Damit haben wir endlich auch eine belastbare ökonomische Basis für eine vernünftige Prognose. Jetzt können wir unter Einbindung der Fonds-Anleger eine Beschlussvorlage zur weiteren Restrukturierung und Gesamtbefriedung der Interessen von Anlegern/Fonds, REAG AG/Projektgesellschaften sowie weiteren Beteiligten wie Anwälte oder Mitinvestoren in Angriff nehmen", sieht RA Klumpe einen eminent wichtigen Zwischenschritt auch im Sinne der Anleger erreicht.

Ab 2021 sollen gemäß Restrukturierungskonzept 50 % der Liquiditätsüberschüsse der REAG AG an die Fonds-gesellschaften zu Kapitalrückführungen an die Anleger fließen. Bis 2030 sollen so mindestens 35 Mio. € an die Fonds zurückgeführt werden und in den anschließenden 15 Jahren nochmals mindestens 24 Mio. €. Bei Realisierung aller Projekte bis hin zum Wasserkraftwerk in Buratien/Russland hofft die REAG sogar, in den nächsten 25 Jahren den Anlegern ihre Beteiligung zu 100 % zurückzahlen zu können. Nicht vergessen darf man, dass vom ursprünglichen Kapital nur 25 % in die Energieprojektgesellschaften floss und die übrigen In-vestitionen durch die Teldafax-Insolvenz komplett wertlos wurden. In Abhängigkeit von der Anzahl der Projekte und deren Rückflüssen werden so in den nächsten 25 Jahren an die Anleger folgende Rückflüsse prognostiziert:  ++ ca. 30 % der individuellen Beteiligungshöhe bei jetzigem Fertigstellungsgrad  ++ ca. 50 % bei weiterem (geplanten) Ausbau des Portfolios und  ++ zwischen 85 % und 100 % bei Realisierung aller intiierten Projekte.  Der mit der REAG AG vereinbarte maximale Rückzahlungsbetrag mit rund 127 Mio. € entspricht dem von den Fondsgesellschaftern eingezahlten Kapital abzügl. erhaltener Ausschüttungen.

Doch vor dem Beschluss über den endgültigen Restrukturierungsplan stehen für die Anleger noch zwei Entscheidungen kurzfristig an. Erstens muss die Fonds-Geschäftsführung ausgetauscht werden, da die derzeitige geschäftsführende bzw. persönlich haftende Gesellschafterin Debi Select Verwaltungs GmbH sich in Liquidation befindet. Zweitens können die Anleger, die in der Vergangenheit gekündigt haben, entscheiden, ob sie lieber  ++ ihr Abfindungsguthaben von ca. 6 %, das dann in Raten ausgezahlt werden könnte, mitnehmen  ++ ein Kaufangebot der REAG AG von 8 % (ggf. unter Anrechnung von Ausschüttungen) in Anspruch nehmen oder  ++ den Wiedereintritt in die Fondsgesellschaft – mit der Chance auf deutlich höhere Rückflüsse bis hin zum komplett eingezahlten Kapital in den nächsten 25 Jahren – beantragen wollen.

'k-mi'-Fazit: Ob Insolvenzverfahren oder Sanierung, die Wegstrecke bis zu einer endgültigen Entscheidung dauert mit häufig fünf bis fünfzehn  Jahren viel länger als gedacht. Dass dabei die Abwickler die Anleger oftmals ein weiteres Mal über Ausschüttungsrückforderungen oder die Einzahlung (künftiger) Rateneinlagen zur Kasse bitten, ist leider traurige Realität. Dennoch kommt unterm Strich in aller Regel für die Investoren nichts raus und die Anleger werden sogar noch gezwungen, gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen. Dass dies bei den Debi Select-Fonds anders lief, ist vor allem der eingebundenen Kanzlei Klumpe zu verdanken. Jetzt besteht ausgerechnet mit dem kritischsten Teil der Investitionen – trotz zahlreicher Hindernisse wie der internationalen Verflechtungen und der lediglich schuldrechtlichen Ansprüche der Fonds – die Chance, doch noch einen erheblichen Teil der Einlage, günstigsten Falles sogar alles, zurückzuerhalten, wenn auch auf lange Sicht.

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