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Reizthema 'Fusion': Wem bringt eine Fusion am Ende was?

Wenn Banken fusionieren, werden regelmäßig zwei Argumente zur Begründung vorgelegt: ++ Der Druck der Regulatorik und ++ das anhaltende Niedrigzinsniveau. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, spielen in der offiziellen Begründung wirtschaftliche Fragen kaum eine Rolle. Daraus müsste man schlussfolgern können, dass die Institute nach einer Fusion stabiler dastehen als jedes einzelne Institut zuvor alleine. Bevor wir uns dieser Frage näher zuwenden, noch ein anderer Aspekt: Wem nutzt eine Fusion von Banken? In Betracht kommen ++ die Eigentümer (bei Kreditgenossenschaften), bzw. die Träger (bei Sparkassen) ++ die Kunden ++ die Mitarbeiter und/oder ++ die Region mit ihren Bürgern und Unternehmen. Doch kommen wir zurück zur Rentabilität vor und nach einer Fusion.

Dazu gibt es eine aktuelle Studie von Dr. Rolf Beike und Dr. Niklas Lach/beikelach aus Stuttgart, die sich die Mühe gemacht haben, spezifische Daten von insgesamt 1.266 Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken auszuwerten. Unter dem Gesichtspunkt der Rentabilität wurden für den Zeitraum 2015 bis 2017 insgesamt 200 Fusions-Häuser aus dem Kreis der Sparkassen und GenoBanken analysiert. Die vormals eigenständigen Häuser gingen im Zuge der Verschmelzung am Ende in 94 Fusionsinstituten auf. Die beiden Analysten haben sich gefragt, ob Fusionen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Häuser beitragen. Der gedankliche Ansatz war, wie sich die fusionierten Banken im Vergleich zu den übrigen Instituten entwickelt haben. Zu diesem Zweck wurden sowohl Effizienz wie Resistenz vor und nach erfolgter Fusion mit einem Effizienz-Resistenz-Index, kurz ERIX, gemessen. Dabei stellten sich erstaunliche Auffälligkeiten heraus:

Im Jahr des Zusammenschlusses rutschen die betroffenen Häuser auf der Rangliste um volle 7 %-Punkte ab, was in etwa 100 Rangplätzen (!) entspricht. Auch unter Berücksichtigung der Größe der Institute durch eine Gewichtung des ERIX-Wertes mit der Bilanzsumme beträgt nach der Studie der Rückgang immer noch fast 5 %-Punkte. Ein Grund hierfür, so die Analysten, könnte in der besseren Absorptionsfähigkeit größerer Häuser für die Fusionsbelastungen liegen. Selbst bei dieser differenzierten Größen-Betrachtung bleibt festzuhalten, dass ein Rückgang bei fast zwei Drittel aller Fusionsfälle feststellbar ist.

Die Studie hat sich auch das Jahr nach der Fusion angesehen und bewertet. Zwar steigt hier der ERIX bei den  kleineren Instituten leicht an – legt man den gewichteten ERIX zu Grunde, so ist dieser nochmals leicht rückläufig, kann aber den Rückgang aus dem Fusionsjahr nicht wettmachen. 

'Bi'-Fazit: Welche Schlussfolgerungen sind zu ziehen? ++ Aus Sicht der fusionierten Bank: Fusionen sind längst nicht per se ein Gewinn – jedenfalls unter dem Gesichtspunkt steigender Rentabilität. Nach der beikelach-Studie zeigt sich sogar eine spürbar schlechtere Rentabilität nach einer Fusion ++ Dafür, dass Kunden tatsächlich profitieren, hat 'Bi' keine Erkenntnisse. Im Einzelfall mag es sein, dass höhere Kreditzusagen möglich sind ++ Mitarbeiter bleiben regelmäßig auf der Strecke, gehen entweder selbst, sobald Fusionsgerüchte aufkommen oder verlassen das Haus frustriert, sobald sie sich in ihrem Fortkommen eingeschränkt sehen ++ Ob Träger bzw. Eigentümer/Mitglieder profitieren, ist ebenfalls zweifelhaft. Dividenden jedenfalls steigen im Durchschnitt nicht, wie unsere eigenen Beobachtungen belegen (vgl. bspw. Volksbank Köln Bonn, 'Bi' 12/2019) und Mitbestimmungsrechte der Mitglieder  sinken eher, wenn anstelle von Mitgliedern Vertreterversammlungen treten, weil naturgemäß die Vertreter für mehr Mitglieder stimmberechtigt sind.

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