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SVWL-Präsidentin hat klare Vorstellungen

Prof. Dr. Liane Buchholz und Jürgen Wannhoff den Mut abzusprechen, mit Journalisten offen zu diskutieren, wäre eine böswillige Unterstellung. Dennoch waren in diesem Jahr, corona-bedingt, die ansonsten üblichen und regelmäßig spannenden (Hintergrund-)Dialoge mit den SVWL-Präsidenten nur aus der Distanz möglich – allerdings von den Botschaften her dennoch kaum weniger pointiert. Während Wannhoff ausnahmslos stabile Entwicklungen der 56 Sparkassen präsentierte – trotz aller Widrigkeiten dieser Zeit (dazu in Kürze mehr) –, richtete Buchholz ihren gewohnt scharfsinnigen Blick hinter die Fassade.

Einmal mehr appellierte sie in Richtung EZB, nun endlich die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und auf die anhaltende Inflation zu reagieren. Christine Lagarde müsse der Öffentlichkeit klarmachen, "dass sie in der Wiederherstellung der Preisstabilität die absolut höchste Priorität für ihr Handeln" sehe. Entgegen ihrer Ankündigung bei Amtsantritt, künftige Entscheidungen klar zu begründen, falle es ihr "sichtlich und hörbar schwer, ihre Maßnahmen überhaupt zu begründen". Und Buchholz wurde noch deutlicher: Lagarde erzeuge den Eindruck, "dass die EZB die Inflation erstens falsch einschätze, sie zweitens immer noch nicht ernst nehme und drittens jegliche Zinserhöhung am liebsten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben würde". Prof. Buchholz spricht den Sparkassen aus dem Herzen, wenn sie fordert: "So kann das nicht weitergehen. Die EZB muss ihre expansive Geldpolitik dringend beenden und den Leitzins anheben".

Dass Prof. Buchholz ihre Sparkassen richtig einordnet, zeigt ihr kritisches Verständnis angesichts einer Fülle von Imponderabilien im Innen- wie im Außenverhältnis. Die westfälisch-lippischen Sparkassen seien ein "gefragter, sicherer Hafen" und damit "eben so, wie sie es in ihrem Selbstverständnis nach in Transformationsgewittern sein müssen". Für Prof. Buchholz ist es überhaupt kein Widerspruch, etwa im Bereich von Provinzial NordWest und Provinzial Rheinland, einen kraftvollen Provinzial Konzern zusammenzustellen bzw. klarzumachen, dass ähnliche Fusionen auch im Bereich der LBSen dringend geboten seien. Und andererseits in Bezug auf die (längst wieder abgeebbte) Diskussion um ein Sparkassen-Zentralinstitut deutlich zu machen, was den Sparkassen wirklich hilft: "Professionalisierung".

'Bi'-Fazit: Prof. Buchholz zeichnet aus, die Balance im Auge zu behalten – einerseits klare Ansagen zu machen hinsichtlich unabdingbar zu erledigenden Veränderungen, und andererseits mit Blick auf die Situation der Sparkassen vor Ort gegenüber Land und Bund klarzustellen, dass die Transformation hin zu einer klimaneutralen Welt zwar Unsummen kostet, aber gleichzeitig deutlich mehr Innovationen freisetzt. Themen, die in Düsseldorf ebenso verfangen wie in Berlin.

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