Das Vergleichsportal Check24 hat die noch laufende Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland zu einer großen Marketing-Kampagne genutzt. Dem Vernehmen nach wurden rund 5 Mio. Deutschlandtrikots mit den Logos von Check24 und Puma sowie dem Bundesadler verschickt. Kostenfrei, aber nur vermeintlich gratis.
Denn wer ein Trikot haben wollte, musste sich die Check24 App herunterladen und sich dort für das Tippspiel anmelden. Da damit verbunden Daten angegeben werden mussten, war das kostenfreie Trikot dann doch nicht gratis, sondern wurde mit persönlichen Daten bezahlt. Um davon möglichst viele zu generieren, stand ökologische Nachhaltigkeit nicht im Vordergrund. Wenn sich mehrere Familienmitglieder ein Trikot sichern wollten, musste jeder das Prozedere durchlaufen und seine Daten preisgeben, mit der Folge, dass jedes in Versand-Plastikfolie verpackte Shirt einzeln verschickt und zugestellt wurde.
„Seit über 20 Jahren übernehmen wir als Vergleichsportal Verantwortung gegenüber unseren Kunden. Dazu gehört auch, dass wir unser unternehmerisches Handeln konsequent nachhaltig ausrichten – für die Gesellschaft und die Natur, in der wir leben“, klopft Check24 sich auf der eigenen Website selbst auf die Schultern. Aber wenn es um einen großen Marketing-Coup geht, wird von der Nachhaltigkeit wohl mal eine Ausnahme gemacht werden dürfen. Während die Trikot-Versand-Aktion inzwischen beendet ist, läuft die Marketing-Maschinerie auf Hochtouren.
Ein großer Marketing-Erfolg dürfte nicht nur sein, wenn Hundertausende oder gar Millionen Fans in den Kneipen und den Fanmeilen für Check24 Werbung machen. Insbesondere die Datengenerierung ist kein Pappenstiel. Selbst unter Berücksichtigung, dass eine größere Anzahl Minderjähriger vertragstechnisch zeitnah nur in Teilbereichen interessant sein dürfte und eine ebenfalls nicht geringe Anzahl bereits für Flug- oder Stromtarifvergleiche u. Ä. schon bei Check24 registriert ist, dürfte eine ordentliche siebenstellige Anzahl neuer persönlicher Konsumentendaten mit Einwilligungserklärungen übrigbleiben. Das Gesamtpaket hat sich Check24 laut OnlineMarketing.de womöglich 100 Mio. € kosten lassen:
„Branchen-Insider schätzen, dass die Herstellungskosten bei etwa 50 Mio. € liegen könnten (...) Weitere Kosten für Versand, Logistik und Marketing kommen noch hinzu. Prominente Unterstützung erhält Check24 dabei von Ex-Nationalspieler Lukas Podolski, der in der Werbung für das Vergleichsportal auftritt. So wird der Gesamtbetrag der Kampagne auf rund 100 Mio. € geschätzt.“ Check24 wird die Investition in klingende Münze umwandeln wollen. Und das kann leider auch Sie im Sinne von Zusatzarbeit oder Mandantenverlust betreffen.
Denn wer als Neuregistrierter jetzt News erhält und sich, neugierig geworden, bei dem digital gut aufgestellten Portal mal für einen Versicherungsvergleich interessiert oder das virtuelle Versicherungscenter besucht, kann mit ein paar Klicks auch unbeabsichtigt einen Maklerauftrag erteilen. Und schon sind Sie erst einmal im Hintertreffen! Wie uns Versicherungsmakler berichten, hat es bereits erste Kollegen getroffen, die nun unbezahlte Nacharbeit leisten dürfen.
Dies verbinden wir mit einem Appell an Maklerversicherer: Eine erhöhte Anzahl neuer Betreuungswünsche sollte stutzig machen. Wir wiesen bereits vor über fünf Jahren auf die Möglichkeit hin, bei einem Rechtsgeschäft ohne Vollmachtsurkunde dieses unverzüglich zurückzuweisen und auf die Vollmacht gemäß § 174 BGB abzustellen, was Check24 vor große Probleme stellen dürfte.
Damals generierte Check24 mit einer computeranimierten Unterschrift eine handschriftähnliche Unterschrift unter die Vollmacht (vgl. ‚vt‘ 11/19: „Check24 simuliert handschriftliche Unterschriften unter Maklervollmachten“). Versicherer können Ihnen und sich selbst viel Arbeit ersparen, wenn sie in der aktuellen Situation mit erhöhter Wachsamkeit und geeigneten Maßnahmen reagieren.
‚vt‘-Fazit: Bei einem auf 100 Mio. € taxierten Budget für die Marketing-Kampagne dürfte klar sein, dass Check24 dies nicht macht, um noch bekannter zu werden, sondern um Neukunden zu gewinnen, mit denen dann Geld verdient wird. Dementsprechend wird die Check24-Maschinerie während und nach der EM auf Hochtouren laufen und alle Register ziehen. Millionen neue Verbraucherdaten mit Einwilligungserklärungen wollen mit Newslettern bespielt werden.
Die Verführungskraft ist groß, dass unwissentlich mit Häkchen und Einwilligungen eine Beauftragung und Bevollmächtigung einhergeht. Prüfen Sie daher, ob Sie proaktiv zeitnah Ihre Mandantschaft über die unbeabsichtigten Folgen von Häkchen in der Check24 App aufklären. Wenn Sie von einem Versicherer die Mitteilung erhalten, dass Sie nicht mehr der betreuende Versicherungsmakler sind, wissen Sie jetzt, was vermutlich dahintersteckt.
Lassen Sie sich keine Kunden ‚wegnehmen‘! In der Vielzahl der Fälle dürfte keine Unzufriedenheit des Mandanten mit Ihrer Leistung die Ursache sein. Meldungen gerne an die ‚vt‘-Redaktion, wenn Sie betroffen sind.
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