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Was wird aus der Zusage der DZ Bank, eine Holding zu schaffen?

Im Rahmen unserer ausführlichen Berichterstattung über die unterschiedliche Handhabe von Provisionen einerseits und Gewinnausschüttung andererseits innerhalb der Genossenschaftlichen FinanzGruppe wurde von unseren Lesern der eng damit zusammenhängende Aspekt, inwiefern die Primärstufe tatsächlich noch das Sagen hat, in besonderer Weise hervorgehoben. 'Bi' hat versucht darzulegen, wie die Institute derzeit am Erfolg der Verbundunternehmen partizipieren (vgl. 'Bi' 29 u. 30/2018). Um das Gesamtbild darzustellen, haben wir zusätzlich den Vergleich zur S-Finanzgruppe gezogen ('Bi' 31/2018).

Zur Abrundung ist unerlässlich, sich jetzt im Einzelnen anzusehen, wie zukünftig die Primärstufe an den Gewinnen der Verbundunternehmen teilnimmt. Zunächst wollen wir dabei den Blick auf die Genossenschaftliche FinanzGruppe richten. Und hier haben die Primärinstitute nur zu genau in Erinnerung, welche Zusagen 2016 im Zuge der zuvor (auch wegen fehlender Zusagen in diesem Bereich) mehrfach gescheiterten Fusion von WGZ Bank und DZ Bank gemacht wurden. Damals hatten sowohl Hans-Bernd Wolberg wie Wolfgang Kirsch zugesichert, die Verbundbeteiligung innerhalb der neuen Zentralbank dahingehend umzustrukturieren, eine Holding mit unmittelbarer Primärbanken-Beteiligung anzustreben. Seither sind zwei Jahre vergangen. Und die Primärinstitute fragen sich, ob die DZ BANK noch zu ihrem Wort steht oder ob aus der Idee einer unmittelbaren Primärbanken-Stärkung lediglich eine reine Organisationseinheit der DZ BANK wird.

'Bi' nimmt diese Sorge der Primärinstitute naturgemäß ernst. Aus diesem Grunde haben wir der DZ BANK einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt. U.a. wollten wir wissen: ++ Wird der 2016 ausgerufene Plan der Umstrukturierung der Verbundbeteiligung aktuell noch aufrechterhalten?  ++ Konnte inzwischen die interne Diskussion darüber abgeschlossen werden, ob die angestrebte Umstrukturierung zu einer Holdinglösung zugunsten der Primärinstitute oder lediglich zu einer Organisationseinheit der DZ BANK führt?  ++ Welche Lösung präferiert die DZ BANK? ++ Wie sieht das weitere Verfahren aus?  ++ Gibt es bereits für die eine oder andere Lösung Gremienentscheidungen?  ++ Können Sie uns ein Zeitfenster nennen, bis zu dem die eine oder andere Lösung umgesetzt werden soll?

Um es vorweg zu sagen, konkrete Antworten auf unsere Fragen ist die DZ BANK schuldig geblieben, möglicherweise der Hitze oder der Urlaubszeit geschuldet. Der Pressesprecher hat uns lediglich zwei Interviews geschickt, die Finanzvorstand Dr. Cornelius Riese, bzw. damalige Aufsichtsräte, nämlich Helmut Gottschalk und Werner Böhnke, vor geraumer Zeit an anderer Stelle gegeben haben. Allerdings gibt uns der Presssprecher die definitive Zusage, dass die Aussagen auch heute exakt den Standpunkt und den aktuellen status quo zum Thema 'Holding-Modell' wiedergeben. Insofern tragen wir die Essenz aus den Fremd-Interviews zusammen, basierend auf der festen Überzeugung, dass die Primärinstitute ein Recht darauf haben zu erfahren, ob ihre Interessen wahrgenommen werden und ob und wie Ihre Interessen wahrgenommen werden.

Riese, zukünftig neben Uwe Fröhlich einer der beiden CEOs der DZ BANK, scheint, ähnlich wie sein Ziehvater Kirsch, kein Befürworter einer (schnellen) Aufspaltung von Holding und Geschäftsbank zu sein. Wörtlich heißt es „Zunächst einmal ist es mein Glaubensbekenntnis, dass es sinnvoll wäre, die Geschäftsaktivitäten der DZ BANK bei einem Konzern, bei dem 60 bis 70 % der Aktivitäten bei Töchtern liegen, auch in einer eigenen Einheit zu führen“. Die juristische Trennung, so Riese, würde drei Jahre dauern und vermutlich 200 bis 300 Mio. € verschlingen. An anderer Stelle spricht Riese von einem „Komplexitätsberg“, der sich möglicherweise „in zwei oder drei Jahren“ reduziert habe.

Anstatt eine konkrete Antwort zu geben, stellt Riese die Frage: „Ist der rechtliche Schritt einer finalen Trennung in den Jahren 2020 sachgerecht?“. Riese gibt dabei offen zu, das er wisse, dass die Primärstufe befürchte, in dieser vagen Voraussage ein klares 'Nein' zum Holding-Modell zu erkennen, unterstreicht aber seine Sicht: „Das ist genau der richtige Weg zwischen Abgesang und Aktionismus“.

Differenzierter sehen wir die Positionen bei Gottschalk und Böhnke, wenngleich wir in Erinnerung rufen müssen, beide gehören dem AR heute nicht mehr an. Gottschalk meint, für beide Modelle mit der Fusion die Voraussetzungen geschaffen zu haben, will die Entscheidung (wie Riese) aber den Nachfolgern in Vorstand und Aufsichtsrat in zwei oder drei Jahren überlassen. Böhnke indes bleibt klar bei seiner altbekannten Auffassung, „dass eine Einheit, die selbst operativ tätig ist, keinen direkten Zugriff auf die Ergebnisse von Tochterunternehmen haben darf, die ihr nach der Fusion praktisch allein gehören“. Das Kosten-Argument von Riese relativiert Böhnke mit dem Hinweis darauf, dass man sich mit einem Holdingmodell möglicherweise weniger Blessuren geholt hätte.

'Bi'-Fazit: Halten wir fest: Das 2016 mit der Fusion gegebene Versprechen, die Verbundbeteiligung umzustrukturieren, ist heute, gut zwei Jahre später, noch nicht umgesetzt. Riese, den wir für einen kühlen Zahlenmenschen und Strategen halten, scheint allerdings kein direkter Befürworter der Holdinglösung mit direkter Beteiligung der Primärstufe zu sein. Ex-AR-Chef Gottschalk, jahrzehntelang Primärbanker, scheint an diesem Punkt auf Linie von Riese zu liegen. Böhnke ist raus aus dem AR und kann seinen Einfluss nicht mehr für ein 'Holding-Modell der Primärbanken' geltend machen. Umso mehr brauchen die Primärinstitute einen Verstärker ihrer Interessen. 'Bank intern' ist dazu bereit und plant bereits konkret die nächsten Schritte.

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