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Weiß Ökonomie-Professor Südekum eigentlich, was er da sagt?

Uns stockte  zugegebenermaßen der Atem, als wir in 'Capital' (H. 14/2021) gelesen haben, was Ökonomie- Professor Jens Südekum zu der Frage antwortet, ob es "möglich und sinnvoll" ist, "Minuszinsen für Verbraucher durch Banken einfach zu verbieten oder zumindest gesetzlich stark einzuschränken". Ja, sagt der Hochschullehrer "natürlich sei dies möglich". Ob diese kühne Einschätzung allerdings juristisch tatsächlich umsetzbar wäre, müsste vermutlich schlussendlich das Bundesverfassungsgericht entscheiden, würde ein solcher Eingriff die Vertragsautonomie doch im Kern erschüttern. In dem Zusammenhang erinnern wir an die  aktuelle Entscheidung des BVerfG zum festgesetzten Berliner Mietendeckel. Auch hier wurde die Zuständigkeitsfrage geprüft.

Doch der eigentliche professorale Hinweis des Ökonomen, und der entstammt unmittelbar seinem Spezialgebiet, ist der eigentliche Hammer: Südekum gibt 'Capital' die Empfehlung, noch vor dieser Deckelung sollte "man damit anfangen, dass die Banken besser begründen (müssten), ob die Minuszinsen für Ihre Verbraucherinnen und Verbraucher wirklich mit den negativen Einlagezinsen bei der EZB zusammenhängen". Wobei die nachgereichte Begründung dem Fass den Boden ausschlägt: Südekum stellt nämlich offen die Frage, ob "nicht viele Banken einfach das Zinsumfeld" nutzten, "um ein bisschen abzukassieren, obwohl eigentlich die Belastungen für sie selbst durch die negativen EZB-Einlagezinsen ziemlich gering" seien. Was mit anderen Worten nur heißen kann, in den Banken und Sparkassen sitzen (gelinde gesagt) Gewinnmaximierer, die jeden Hebel nutzen, um sich auf Kosten ihrer Kunden zu bereichern. Klassische Abzocke also, so jedenfalls verstehen wir den Düsseldorfer Professor.

Da wieder einmal weder DSGV noch BVR gegenüber diesem professoralen Generalangriff ihren Instituten den Rücken stärken, will 'Bank intern' einmal mehr den zu Unrecht Gescholtenen zur Seite springen und dem Herrn Professor darlegen, wie die Realität wirklich aussieht, wobei wir nicht gedacht hätten, einem gestandenen Ökonomen vor Augen führen zu müssen, wie die Faktenlage bei den Instituten tatsächlich ist. Aber bitte:

++ Seit Jahren sind die Betriebsergebnisse der Institute vor Steuern rückläufig, trotz konsequenter Sparpolitik ++ Selbst die Bundesbank schreibt, "in der Gesamtbetrachtung hat sich die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr verschlechtert … In der Gesamtbetrachtung brach der Jahresüberschuss vor Steuern um mehr als zwei Drittel auf 5,7 Mrd. € ein! (Sept. 2019). Oder: "Bei gleichzeitig erneut gestärkter Eigenkapitalbasis ging die Eigenkapitalrentabilität um 2,66 Prozentpunkte auf nur noch 1,07 % zurück" ++ Die Zinserträge der Institute sinken Jahr für Jahr, was durch Provisionssteigerungen nicht ansatzweise kompensiert werden kann ++ Fakt ist auch, dass traditionelle Banken für deren Kreditgeschäft und die resultierenden Risiken Eigenkapital vorhalten müssen ++ Die (aufsichts-)erforderliche Planungssicherheit für Erträge aus dem Kundengeschäft wird durch bankaverse Rechtsprechung und permanente Klagen der sog. 'Verbraucherschützer' ad absurdum geführt und vernichtet Infrastruktur (Filialen) und Kapital, während FinTechs und nur mäßig kontrollierte Neo-Banken traditionellen Banken von Politik und Medien vorgezogen werden, obwohl sie keine harten EK-Erfordernisse, sondern nur Fremdkapital-Fundings haben.

'Bi'-Zwischenfazit: Professoren sind bekanntlich auch nur Menschen und haben hin und wieder auch das Bedürfnis, an die Öffentlichkeit zu treten. Das Recht hat selbstverständlich auch Ökonomie-Professor Südekum. Allerdings, wenn ein Gelehrter mehr oder weniger unverhohlen hiesigen Banken/Sparkassen unterstellt, auf Kosten ihrer Kunden 'Reibach zu machen', sollte er wenigstens die Faktenlage kennen, über die er spricht. Zumal, wenn er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums ist und womöglich sogar auf Vorschlag der SPD in den Sachverständigenrat einrücken sollte. – Das gebietet nicht nur der wissenschaftliche Anstand!

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