Naturgemäß richtet sich die Aufmerksamkeit unserer Leser vor dem Hintergrund des wirecard-Skandals neben der Frage, welche Konsequenz die Pleite des DAX-Senkrechtstarters auf die im Depot A liegenden Aktien hat, vor allem auf die Rolle der BaFin. Wie jetzt bekannt wurde, führte die BaFin 2017 und dann Mitte 2019 zwei 44er Prüfungen bei der wirecard Bank AG durch. Finanz-szene.de beruft sich in diesem Zusammenhang auf den Berliner Anwalt Dr. Marc Liebscher, der angab, die 2017er Prüfung habe sich auf das Kreditgeschäft bezogen. Zu vermuten ist, dass bereits bei dieser Prüfung, die immerhin vom 3. Juni bis zum 21. Juli andauerte, u. a. auch das Risikomanagement und das Meldewesen geprüft wurden.
In der Befragung vor dem Finanzausschuss des Bundestages am 1.7.2020 hat Noch-BaFin-Chef Felix Hufeld nach 'Bi'-Erkenntnissen allerdings keinerlei Angaben zu diesen beiden Prüfungen gemacht. Insofern auch nichts dazu gesagt, ob und welche Schlüsse seine Prüfer aus der Bank-Prüfung auf die inzwischen insolvente Mutter gezogen haben. Ein Insider sagt 'Bi', es habe nahegelegen, auf den Gedanken zu kommen, dass die entscheidenden kreditrechtlichen Vorgänge bei der wirecard AG zu suchen seien. Angesichts des Gesamtschadens, den Anleger und Banken erlitten haben, werden sicherlich findige Anwälte ihrerseits auf den Gedanken kommen, vor diesem Hintergrund auch Staatshaftungsansprüche gegen die BaFin zu prüfen.
Fabio De Masi/MdB Die Linke ist von Anfang an akribisch damit befasst, die wirecard-Hintergründe auszuleuchten. Gegenüber 'Bi' stellt er jetzt fest: "Die BaFin mauert, wo sie kann! Ich hatte diese Sonderprüfungen bereits vor einiger Zeit abgefragt und sie wurden der Geheimhaltung unterworfen. Jetzt gibt die BaFin die Prüfungen zu. Es bleibt auch weiterhin fraglich, ob überhaupt die relevanten Sachverhalte geprüft wurden, wenn man nichts gefunden hat!"
Wie das wirecard-Desaster von Seiten der Wirtschaftsprüferkammer gesehen wird, lesen Sie im Text "Ein Weiter-so ist nicht möglich"