Die Kanzlei stellt in ihrer Pressemitteilung dar, dass Scope-Analysten die MS Deutschland-Anleihe mit einem Volumen von ursprünglich 50 Mio. € mit A bewerteten. Sie hätten ihr damit im offiziellen Ratingbericht „eine gute Qualität [...] mit geringem Risiko“ bescheinigt. Mit dieser Einschätzung wurde im Prospekt der Emittentin um Anleger geworben. Die Emittentin sei von Scope nur mit der Note C, der „niedrigsten Bonitätsbewertung für noch solvente Unternehmen mit einem sehr hohen Ausfallrisiko“ bewertet worden.
Weiter heißt es bei Schirp Neusel & Partner: „Das gute Ratingurteil der Anleihe begründete Scope mit der bestehenden Vollbesicherung durch eine Schiffshypothek an der MS Deutschland, die als ‚Traumschiff’ aus der ZDF-Fernsehserie bekannt ist. Es basierte auf dem in einem Schiffsgutachten ermittelten Wiederbeschaffungswert von 76,6 Mio. €. Angesichts des durch den Gutachter des Insolvenzverwalters festgestellten Zerschlagungswertes von ca. 18 Mio. € äußerte der Insolvenzverwalter, dass es sich dabei mutmaßlich um ein ‚Gefälligkeitsgutachten’ gehandelt haben muss. Und auch die Emittentin ging offenkundig nicht von dieser Werthaftigkeit aus, da sie das 2010 für 24 Mio. € erworbene Schiff lediglich mit einem Betrag in Höhe von 42,86 Mio. € versicherte.“
In 2014 insolvent
Die Anwälte kommen zu dem Schluss, dass die Analyse der Scope Ratings AG im Rahmen ihres Ratings weder den Anschaffungspreis der MS Deutschland noch die Höhe der Versicherung noch den bilanziellen Wert des Schiffes berücksichtige. Dies spreche dafür, dass das Rating fehlerhaft war und nicht auf einer ordnungsgemäßen Prüfung der Geschäftsunterlagen beruht habe.
Über das Vermögen der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH wurde im November 2014 das Insolvenzverfahren eröffnet. Anleihegläubiger haben laut den Rechtsanwälten gegenüber der Emittentin Forderungen von etwa 54 Mio. €.
„Mit dieser Fehlleistung stellt sich die Scope Ratings AG in eine unrühmliche Reihe weiterer Ratingagenturen, die sich durch Fehl- und Gefälligkeitsratings im Segment der Mittelstandsanleihen zurechnen lassen müssen, mitverantwortlich für den immensen Vertrauensverlust der Anleger in Finanzprodukte mittelständischer Unternehmen zu sein. Solange Scopes Analysen nicht dazu geeignet sind, zu fundierten Investitionsentscheidungen beizutragen, solange wird das Unternehmen auch nicht als gleichwertige europäische Alternative zu den amerikanischen Marktführern angesehen werden“, meint Rechtsanwalt Wolfgang Schirp von Schirp Neusel & Partner.
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