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Die besten Aktienfonds 2016 - Eine Langzeit-Beobachtung der 'finanztip'-Redaktion


Trotz des kräftigen Jahresendspurts von rund 7 % beim DAX fiel die Ernte bei deutschen Aktien im vergangenen Jahr mager aus. Insgesamt kommt der DAX auf einen Wertzuwachs von 6,9 %, analysiert M.M. Warburg, wobei etwa die Hälfte des Zuwachses von Dividendenzahlungen stammt. Noch mehr Schonkost verabreichten die auf deutsche Aktien spezialisierten Fondsmanager. Nach Angaben des Bundesverbands Investment und Asset Management e. V. (BVI) erzielte diese Fondsgattung nur ein mageres Plus von durchschnittlich 2,8 %. Anleger müssen also ganz genau hinschauen, welchem der (vermeintlichen) Börsenprofis sie ihr Geld anvertrauen. Denn neben den erfolglosen, gibt es auch sehr erfolgreich agierende Fondsmanager, die den Index und die angeblich so preiswerten passiven Finanzprodukte wie ETFs deutlich schlagen.

Tabellarischer Überblick:  Von der 'finanztip'-Redaktion bewertete Aktienfonds in unserer Beilage ’finanztip-Langzeit-Beobachtung: Die besten Aktienfonds 2016' im PDF-Format

Etwa die Hälfte aller 30 DAX- und MDAX-Werte beendeten das Jahr mit einem Verlust. Noch enttäuschender haben die europäischen Aktienmärkte abgeschnitten. Der EURO STOXX 50-Index beendete das Jahr mit einem kleinen Plus von 0,7 %. Die aktiven Aktienfonds schafften gerade einmal ein Plus von 0,2 %. Knapp 7 % legten die Aktienkurse weltweit 2016 zu, wenn man den MSCI World Index als Maßstab nimmt. Nach Einschätzung der Credit Suisse war mit internationalen Aktien auf Euro-Basis einschließlich der Dividende eine Rendite von gut 10 % möglich. Doch den international anlegenden Aktienfonds-Managern gelang 2016 mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 5,6 % ein schwächeres Ergebnis. Woran das liegt? Weniger erfolgreiche Fondsprofis verhalten sich oft zu passiv, erkennen die Trends nicht rechtzeitig und setzen auf die falschen Pferde. Andere jedoch sind auf der Höhe der Zeit und erwirtschaften kräftige Renditen, die die Kosten und Ausgabeaufschläge vergessen machen, wie Sie unserer Tabelle entnehmen können.

Top-Renditen brachten 2016 Fonds mit den Anlageschwerpunkten Brasilien, Russland und Ungarn, bei denen Kursanstiege in € von 73 %, 87 % bzw. 36 % erzielt werden konnten. Branchenseitig boten Energie- und Rohstoff-Fonds die richtige Mischung. Die Schwellenländer erlebten 2016 ein Comeback. Hier kletterte das Kursbarometer um 12 % (€-Basis). Der weit­aus größte Aktienmarkt der USA brachte gemessen am Dow-Jones-Index immerhin 13 % Kursgewinn. Hinzu kommen gut 4 % Währungsgewinne für europäische Sparer und noch etwa 2 % an Dividendenerträgen. Insgesamt konnte mit nordamerikanischen Aktien ein Zuwachs von 19 % erzielt werden. Fonds mit dem Schwerpunkt USA kamen aber gemäß der BVI-Auswertung nur auf ein Plus von knapp 11 %. Für uns ist der Hauptgrund für die Renditeschwäche die hohe Passivität der Manager und ihre relativ schlechten Riecher für Aktien-Trends. Auf das schwache Abschneiden vieler Fonds – speziell der auf Nordamerika konzentrierten Fonds – weisen wir unsere Leser seit Jahren immer wieder hin. Hier gilt es zu prüfen, wem man sein Geld anvertaut.

In der 'finanztip'-Beilage 09/16 „Langzeit-Lupe: Die besten Aktienfonds im Jahr 2015“ warnten wir vor den vielen Fonds mit schwachem Leistungsausweis und geringem Fondsvolumen . Wie flach die Lernkurve bei einigen Fondsmanagern verläuft, zeigt die Entwicklung des 2008 aufgelegten D&R TA Deutsche Aktien P (ISIN: DE000A0NEKH7) der Hanseatische Investment GmbH (Hansainvest). Er verlor bereits in 2015 relativ hohe 3,7 % seines Wertes, obwohl der DAX um etwa 9 % zugelegt hatte und zählt auch 2016 zum Schlechtesten, was Anleger kaufen können. Ergebnis: Während der DAX um fast 7 % zugelegt hat, rauschte der Fonds erneut 6 % in den Keller. Die Fondsgesellschaft hat noch mehr Rohrkrepierer im Angebot: So verlor der D&R TA Deutsche Aktien I (ISIN: DE000A1H44F0) im vergangenen Jahr 5,7 % an Wert.

Aus der Rubrik 'überflüssige Fonds' stammt auch der von der Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A. gemanagte HAIG MB S Plus Fonds (ISIN: LU0354946856). Dessen Fondsmanager können weltweit anlegen, konzentrieren sich aber mit rd. 80 % auf deutsche Titel, wobei Industrie- und IT-Werte Schwerpunkte bilden. Im vergangenen Jahr schaffte das Fondsmanagement bei einem nach oben laufenden Gesamtmarkt eine Minusrendite von mehr als 7 %.  Das ist jedoch kein einmaliger Ausrutscher. Auch in den vergangenen drei Jahren (DAX: +17 %) fuhren die Fondsspezialisten jedes Jahr ein durchschnittliches Minus von über 4 % ein. Aufgelegt wurde das Underperformer-Produkt im Frühjahr 2009 – eigentlich ein idealer Zeitpunkt. Ab diesem Datum starteten die Börsen eine Aufholjagd, an deren Ende der DAX bis heute etwa 120 % zugelegt hat. Der Fonds schaffte dagegen nicht mal 10 % Zuwachs. Weiterer Verlustbringer: Nicht schlimm, wenn Sie noch nie von dem Black Ferryman World Basic Fund gehört haben. Der Fonds (ISIN: LU0607298758) wurde Ende 2011 aufgelegt. Das Luxemburger Axxion S.A.-Management glänzt seither mit einer konstanten Fehlleistung von durchschnittlich 6 % jährlich. Der DAX hat sich in dieser Zeitspanne verdoppelt. Die Unfähigkeit lässt sich Axxion mit einem Ausgabeaufschlag von über 5 % und einer hohen Gesamtkostenquote von 4,87 % versüßen. Dagegen glänzen Fonds wie der Siemens Global Growth Fund (ISIN: DE0009772657), der im Vergleichszeitraum um mehr als 100 % zugelegt hat. In den zurückliegenden zwölf Monaten holten die Kapitalmarkt-Experten der Siemens Fonds Invest GmbH immerhin eine Rendite von über 12 %. Aber auch einige auf lange Sicht gut abschneidende Fondsmanager hatten im letzten Jahr Schwierigkeiten. So konnte einer der langfristig besten Fonds in unserer Tabelle, der MainFirst Germany der Gesellschaft MainFirst Affiliated Fund Managers S.A., am Aufschwung des deutschen Aktienmarktes nicht teilhaben. Wie die von anderen langfristig überzeugenden Fonds, hatten MainFirst-Manager im letzten Jahr kein glückliches Händchen. Wir gehen davon aus, dass sie 2016 ein schlechtes Timing hatten und die Schwerpunkte der Aktienauswahl falsch setzten.

Bereits vor zwölf Monaten warnten wir davor, auf die in den Massenmedien übermäßig präsenten vermeintlichen Börsenexperten zu setzen. „Wie kann man gleichzeitig in fast allen Medien präsent sein und dann quasi nebenberuflich noch einen Fonds managen, Bücher veröffentlichen und dazu noch Bilanzen analysieren?“, fragen uns immer wieder Leser. Oft steht dabei der 'Börsenprofessor' Max Otte im Mittelpunkt. Fondsmanagement und gleichzeitige intensive Medienarbeit funktionieren aber schlecht zusammen. Des Börsenprofessors im Juli 2013 aufgelegte Max Otte Vermögensbildungsfonds AMI, hinter dem die Ampega Investment GmbH steht, schaffte nach einer Nullrunde in 2015 im vergangenen Jahr ein mageres Plus von 3 % und kommt seit dem Start auf einen bescheidenen Anstieg von etwa 15 %. Ein wirklich gut arbeitender Fonds, wie der Siemens Global Growth Fund, kommt ohne mediales Getöse auf eine viermal so hohe Wertsteigerung.

Nicht viel besser schneidet der von Dirk Müller („Mr. Dax“) vermarktete Fonds Dirk Müller Premium Aktien (ISIN: DE000A111ZF1) ab. Hier arbeiten Fondsmanager der Warburg Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH im Hintergrund. Der Fonds vernichtete 2016 etwa 6 % an Wert und verlor seit Auflage rund 11 %. Medienpräsenz ist bei der Geldanlage kein Garant für Erfolg. Wie man es besser macht, zeigt der von Hans-Peter Schupp seit 2008 erfolgreich verwaltete Fidecum SICAV – Contrarian Value Euroland (ISIN: LU0370217092) mit einem Anstieg im abgelaufenen Jahr von 14,2 %. Fondsmanager Schupp hat bei der Auswahl der Branchen und Einzelwerte langfristig einen guten Riecher. Energie, Rohstoffe und Industrie waren mit jeweils rund 20 % stark gewichtet. Der Fonds kam damit in 2016 einmal mehr wieder auf Erfolgskurs. Seit der Auflage 2008 konnten etwa 70 % hinzugewonnen werden.

Unterscheiden Sie bei Ihrer Fondsauswahl zwischen vermeintlichen Anlageexperten und den wirklichen Rendite-Stars! Werfen Sie lahme Enten und Renditebremsen aus Ihrem Depot! Unsere Tabelle gibt Ihnen dabei eine gute Orientierung.

Foto: waqas anees/flickr

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