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Basler Versicherungen und Fonds Finanz: Teuflischer Pakt!

Kennen Sie folgendes hochbrisante Dokument? "Fragebogen zur Angebotserstellung eines Ausschließlichkeitsverhältnisses inkl. einer Duldung der Einreichung über Fonds Finanz" . Darin fragt der größte deutsche 'Makler'pool u. a. ab  ++ Abwicklungsprovisionen  ++ Höhe der Be-standspflegeprovisionssätze  ++ Bestandsgrößen in Euro  ++ Schadensquoten der letzten drei Jahre  ++ Produktionsergebnisse der letzten drei Jahre  ++ Beschreibung der Agentur, seit wann diese für die Gesellschaft arbeitet, wie das Backoffice aufgebaut ist, wie viel Bestand Sie selbst aufgebaut haben und wie viel Bestand wann übernommen worden ist  ++ Ob im Bestand "Sonderrisiken" – größtes Einzelrisiko mit höchster Prämie – enthalten sind. Außerdem will der 'Makler'pool wissen  ++ ob im Bestand "Rahmen-verträge" – Sondereinstufungen enthalten sind  ++ ob eine betriebliche Altersversorgung vorhanden ist und ab wann unverfallbar. Abschließend benötigt Fonds Finanz noch die Kündigungsfrist des Vermittlers. Ein echter Maklerpool, der auch ausschließlich mit Versicherungsmaklern zusammenarbeitet, würde sich wohl niemals wagen, derartige Schnüffelfragen nach den wichtigsten Unternehmensgeheimnissen eines Vermittlers zu stellen. Doch im Titel dieses Fragebogens ist auch gar nicht der Versicherungsmakler als Adressat der Auskünfte bezeichnet, sondern ein Ausschließlichkeitsvermittler, dem man sowohl ein Ausschließlichkeitsverhältnis anbietet als auch die Duldung der Einreichung über Fonds Finanz! Sofern Sie nun ganz verwirrt sind, wie denn ein 'Makler'pool derartige Offerten, so wie man sie bestenfalls von einem Versicherer erwarten würde, überhaupt abgeben kann, blicken wir kurz zurück:

In 'k-mi' 16/12 enthüllten wir, dass es bei der Fonds Finanz Maklerservice GmbH eine "Vereinbarung zur Ausschließlichkeit im Innenverhältnis" gibt. Demnach vereinbaren Vermittler mit Erlaubnis nach § 34 d Abs. 1 GewO, worunter sowohl gewerbsmäßige Versicherungsmakler als auch Versicherungsvertreter fallen können, mit dem Pool : "(…) sämtliche von ihm selbst vermittelten Produktverträge (aus PKV und/oder LV und/oder Sach) ausschließlich über die Fonds Finanz oder unmittelbar über einen Produktgeber, für den die Fonds Finanz die Zusammenarbeit mit dem Vermittler herbeigeführt hat, einzureichen (…)." Das ganze garniert mit einer Verschwiegenheitspflicht und den Kündigungsfristen à la Handelsvertreter nach § 89 HGB. 'k-mi' warnte bereits vor sechs Jahren vor einer ungeklärten Haftungsbombe in diesem Zusammenhang: Denn nach § 6 Abs. 1 VVG hat ein Versicherungsunternehmen den Versicherungsnehmer "(...) nach seinen Wünschen und Bedürfnissen zu befragen und, auch unter Berücksichtigung eines angemessenen Verhältnisses zwischen Beratungsaufwand und der vom Versicherungsnehmer zu zahlenden Prämien, zu beraten sowie die Gründe für jeden zu einer bestimmten Versicherung erteilten Rat anzugeben (…)." Verletzt nun ein Versicherer diese Verpflichtung, zu der auch gem. § 6 Abs. 4 VVG die Beratung nach Vertragsschluss gehört, ist er dem Versicherungsnehmer zum Ersatz des hierdurch entstehenden Schadens verpflichtet. Womit wir wieder bei der Fonds Finanz sind:

Dieser Pool führt auf den Policen bis heute – soweit uns bekannt – keinen Vermittlernamen auf. Unwahrscheinlich, dass dies mit den Mitteln der heutigen Technik nicht möglich ist. Jedenfalls erfährt der Versicherer so beim über die Fonds Finanz eingereichten Geschäft nicht, von wem dieses stammt. Von einem möglichen Schaden, sofern er die Pflichtverletzung nicht zu vertreten hat, kann sich der Versicherer dann freistellen, wenn der Vertrag von einem Versicherungsmakler vermittelt wurde (§ 6 Abs. 6 VVG). Laut Vertriebsvereinbarung der Fonds Finanz ist der Vermittler "(…) selbständiger Gewerbetreibender und vermittelt Geschäfte als selbständiger Handelsmakler gemäß § 93 HGB. Er ist als Sachwalter seiner Kunden nur diesen gegenüber verpflichtet (…)." Mangels anderweitiger Erkenntnisse mögen die Versicherer somit diesen Aussagen der Fonds Finanz Glauben schenken, dass reinrassiges Maklergeschäft hier abgewickelt wird. Entsprechend würde es uns nicht verwundern, wenn die Fonds Finanz sich diesen vertrieblichen Maklergeschäft-Mehrwert für die Versicherer über eigene Top-Provisionen von der Assekuranz vergolden ließe. Denn würde die Fonds Finanz, die vorgibt, mit 27.000 Vermittlern zu arbeiten, auch Policen von Versicherungsvertretern annehmen, so müssten wohl die Versicherer eine neue Risikoabschätzung vornehmen und im Zweifel einen Provisionseinbehalt vornehmen.

Kommen wir zum "Fragebogen zur Angebotserstellung eines Ausschließlichkeitsverhältnisses inkl. einer Duldung der Einreichung über Fonds Finanz" zurück. Nach 'k-mi' vorliegenden Informationen steckt hier die Basler Versicherungen dahinter. Bekannt ist, dass dieser Versicherer derzeit extrem aggressiv im Markt Agenturinhaber sucht und dabei mit hohen Abschlussprovisionen und sonstigen Vergütungen winkt. Auf der Hand liegt, dass hier die Basler Versicherungen bereit ist, teuer erkauftes Geschäft ins Haus zu holen, ohne dabei genau zu wissen, wie werthaltig dieses überhaupt ist. Ebenso bekannt ist, dass die Fonds Finanz per Roadshow "Jetzt Makler" in der ersten Jahreshälfte on tour geht: "Sie sind Ausschließlichkeitsvertreter und sind zunehmend unzufrieden aufgrund des steigenden Umsatzdrucks bei gleichzeitig fortschreitenden Provisionskürzungen? Sie fühlen sich abhängig und unter Druck gesetzt durch Vorgaben beim Produktvertrieb und einschneidende strukturelle Veränderungen bei den Gesellschaften?"

Eigentlich sollte man nun meinen, dass sowohl die Basler Versicherungen (Gewinnung von Agenturen) als auch die Fonds Finanz (Gewinnung neuer Makler aus Agenturen) ganz eigene, sich widersprechende Ziele verfolgen. Doch weit gefehlt: Wie 'k-mi' nach Marktrecherchen ermitteln konnte, besteht der Deal zwischen den beiden in einem sogenannten "Umdeckerkonzept": Die Fonds Finanz sucht Versicherungsagenturen, die sich offen für Veränderung zeigen. Deren Wechselbereitschaft fällt in der Regel um so höher aus, je mehr ihnen die Luftveränderung schmackhaft gemacht werden kann. Sprich – bei solchen Dingen reichen warme Worte meist nicht mehr aus. Wo wir wieder bei der Basler Versicherungen wären. Diese soll nach uns vorliegenden Informationen bereit sein, mit Cash-Argumenten zu winken. Jedoch nur dann, wenn die Agentur auch fest unter ihr Dach krabbelt. Und die Fonds Finanz wird insofern für ihre Arbeit belohnt, als die neue Agentur der Basler Versicherungen die Freigabe erhält, zukünftig im Bereich LV und KV Policen über den Pool abzuwickeln. Auf 'k-mi'-Nachfrage hat sich hierzu weder Dr. Jürg Schiltknecht, Vorstandsvorsitzender der Basler Versicherungen, noch Norbert Porazik, Geschäftsführender Gesellschafter der Fonds Finanz, geäußert.

Zu den möglichen Konsequenzen: Die Vermittler, die sich auf diesen Deal einlassen, begeben sich in höchst unsicheres Fahrwasser. Denn es ist schwer vorstellbar, wie sie ihr Geschäftsmodell als Agentur wie auch als unabhängiger Versicherungsmakler klar gegenüber ihren Kunden räumlich wie auch beratungsmäßig voneinander abgrenzen, ohne sich permanent haftungsrechtlichen Gefahren auszusetzen. Bei der Basler Versicherungen muss man sich fragen, welche Not jemanden zu einem derartigen Höllenritt veranlassen mag, bei dem man den Vermittler so ins offene Messer laufen lässt. Und bei der Fonds Finanz versagen offenbar alle klaren Gedanken. Gegenüber den übrigen Versicherungen blamiert man sich bis auf die Knochen, die obendrein Gift und Galle spucken dürften. Denn man kann schlecht Höchstprovisionen als scheinbar zuverlässiger Pool-Partner einfordern und hintenherum denen Agenturen abspenstig machen und zugleich der Konkurrenz zuführen. Auch dürften sich die Versicherer fragen, in welchem Maße eigentlich über die Fonds Finanz Nicht-Versicherungsmakler Geschäft einreichen mit erheblichen § 6 VVG-Risiken. Und der Versicherungsmakler sollte für sich entscheiden, inwieweit er akzeptiert, dass sein Name nicht an die Versicherer auf den Policen weitergegeben wird. Denn was sind sogenannte Bestandsgarantien wert, wenn im Insolvenzfall die Versicherer keinerlei Angaben darüber haben, von wem die Verträge eigentlich stammen. Bei den Produktpartnern findet sich laut Vertriebsvereinbarung der Fonds Finanz nur deren Pool-Vermittlernummer.

'k-mi'-Fazit: Auf der am 20. März 2018 in München stattfindenden 12. MMM-Messe der Fonds Finanz dürfte somit Gesprächsbedarf für alle Beteiligten bestehen. Sofern sich die Fonds Finanz-Macher noch diebisch über ihren Deal mit der Basler Versicherungen freuen sollten, groß einbilden braucht man sich jedenfalls nichts darauf. Die Basler Versicherungen musste sich im Markt mit ähnlichem Modellkonzept zuvor den Laufpass geben lassen, wie 'k-mi' vertraulich zugetragen wurde. Aber irgendeine dankbare Resteverwertung findet sich halt immer irgendwo. Leider mit kaum absehbaren Entsorgungsrisiken für den Markt.

Lesen Sie hierzu auch:

- 'k-mi'-10-2018: Totale Freiheit oder hoher Verkaufsdruck?

- 'k-mi'-16-2012: Fonds Finanz Maklerservice: Goodbye Maklerpool!

- 'k-mi'-12-2012: Wie viel Transparenz duldet der Marktführer?

 

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