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Hamburg Trust: Neuer US-Investor – Zufällig jetzt?

Am vergangenen Donnerstag gab der Hamburger Anbieter Hamburg Trust bekannt, dass der US-amerikanische Immobilieninvestor Colony Capital, eine Immobilien-Private-Equity- und Anlageberatungsgesellschaft, mit einem Anteil von 50 % als Gesellschafter am Unternehmen eingestiegen sei. Bisheriger Alleingesellschafter war die HTH Hamburg Trust Holding GmbH/Berlin. Hinter dieser wiederum steht mehrheitlich der seit 23 Jahren für Paramount Group, Inc. (PGRE) tätige Fondsmanager Albert P. Behler. Erst in der vergangenen Woche hinterfragten wir die Rolle dieses Herrn Behler. Schließlich war er es, der im November 2014 als CEO von Paramount, einer Gesellschaft der Hamburger Otto-Dynastie, die PGRE als börsennotierten Public REIT mit 2,6 Mrd. US-$ an die New Yorker Wertpapierbörse brachte. Auffällig ist, dass dabei die Managementgesellschaft Paramount Group, Inc. für 300 Mio. US-$ in den REIT eingebracht wurde, dessen Erlös der Familie Otto zu Gute gekommen sei, so Behler auf der außerordentlichen Gesellschafterversammlung zum Finest Selection II. Gegenüber 'k-mi' teilt die Kommanditgesellschaft Curia Vermögensverwaltung G.m.b.H. & Co./Hamburg, in der Immobilienportfolien der Familie Otto gebündelt sind, mit, dass "die Familie Otto keinerlei Erträge vereinnahmt, sondern Beteiligungen in PGRE eingebracht hat". Während diese institutionellen Gesellschafter sicherlich ihren Profit aus dem Börsengang saugen wollen, wurde andererseits das Kapital der Fondsgesellschafter der Hamburg Trust Beteiligungen Finest Selection I und II, das bis dahin in Paramount-Fonds investiert war, per Beschluss der jeweiligen Paramount Komplementärgesellschaft in den REIT eingebracht. So weit so gut, wenn da Herr Behler als Paramount-CEO zwischenzeitlich nicht noch Hauptgesellschafter der Hamburger HT geworden wäre und so eine fragwürdige Doppelrolle ausübt, die Interessenkonflikte regelrecht heraufbeschwört. Und siehe da, nachdem das REIT-Business über die Bühne gegangen ist, und die Hintergründe durch 'k-mi' publik gemacht wurden, zieht sich Behler bei HT durch die Hintertür aus der Schusslinie. Denn diese ist nach wie vor gezogen:

Mit Schreiben vom 18.06. meldet sich bei 'k-mi' HT-Geschäftsführer Dirk Hasselbring und teilt uns mit großem Unverständnis in Bezug auf unsere Berichterstattung aus der vergangenen Woche mit: HT habe seine deutschen Anleger bereits am 30.09.14 erstmals über die REIT-Pläne, also sechs Wochen vor dem IPO, informiert: "Auf keinen Fall wurden somit die Fonds-Anleger vor vollendete Tatsachen gestellt, wie Sie behaupten", so Hasselbring. Ganz abgesehen davon, dass es zunächst höchst verwunderlich ist, dass HT die Information rd. ein halbes Jahr für sich behielt, bevor man erstmals die deutschen Investoren in die Pläne einweihte, teilte man in jenem Informationsschreiben, das uns unmittelbar vor Redaktionsschluss vertraulich zugespielt wurde, auch folgendes mit: "Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen auf Ihre Beteiligung sind uns derzeit noch nicht in vollem Umfange bekannt. Wir haben Paramount um Erteilung der entsprechenden Informationen gebeten und werden Sie nach Erhalt selbstverständlich auf dem Laufenden halten", so Hasselbring gegenüber den Fonds-Gesellschaftern im Herbst 2014. Lagen HT tatsächlich zu dem Zeitpunkt keine konkreten wirtschaftlichen Zahlen vor? Schließlich hätte man nur den HT-Hauptgesellschafter Behler fragen müssen, der als Paramount-CEO doch jederzeit in der ersten Entscheider-Reihe saß. Oder sahen die Zahlen für die deutschen Anleger zu schlecht aus, um sie im Vorfeld diesen preiszugeben, was für – evtl. den Börsengang – gefährdende Unruhe hätte sorgen können?

Am 12.11.14 jedenfalls, also unmittelbar vor dem IPO, teilte Hasselbring abermals beschwichtigend den Fondsanlegern mit: "Laut Informationen von Paramount sind der Public REIT und die Operating Partnership alleinig für alle mit den Restrukturierungstransaktionen verbundenen Kosten und Aufwendungen des Public REIT, der Operating Partnership und der Paramount-Unternehmen verantwortlich. Es ist ferner davon auszugehen, dass die übrigen Feeder-Gesellschaften ihre eigenen Kosten und Aufwendungen tragen werden, wie es auch gegenwärtig der Fall ist." Das hört sich jedenfalls nicht zwingend aus unserer Sicht danach an, dass hier die Kostenbelastung für die deutschen Fonds besonders üppig ausfallen könnte. Und so sollte es vermutlich auch wirken, möglichst keinen Staub aufzuwirbeln. Umso größer fiel dann die Überraschung in Deutschland aus, als die Anleger nach dem IPO, als alles in trockenen Tüchern war, erfuhren, dass sich ihr Fondskapital nach Abzug von Transaktionskosten/Darlehensrückzahlungen, IPO Discount und internen Kosten (Management, Mitarbeitervergütung etc.) fast halbiert hat! In diesem HT-Schreiben wurde dann auch ausführlich erläutert, wie Hasselbring gegenüber 'k-mi' jetzt erwähnt, dass die Hamburger die IPO-Absichten vorher rechtlich umfassend haben prüfen lassen. Aber ob auch geprüft wurde, ob das alles ausschließlich auch zum Vorteil der Anleger geschah, erfahren wir leider nicht. Dass die Amerikaner dazu die Rechtsbefugnis hatten, mag das eine sein. Aber von einer wirklich kritischen Hinterfragung der ganzen Vorgänge seitens HT sind wir auch so ohne Weiteres nicht überzeugt. Denn dazu hätte Behler als HT-Hauptgesellschafter vermutlich auch nicht das ganz große Interesse gehabt, schließlich dürfte ihm an einem reibungslosen und erfolgreichen IPO wohl mehr gelegen gewesen sein.

Doch Hasselbring hält dagegen: "Was die Einschätzung der Wirtschaftlichkeit der Transaktion betrifft, verweisen wir auf die vor dem Börsengang erstellte 'Fairness Opinion' eines internationalen Bewertungs- und Beratungsunternehmens. Eine Einsichtnahme in diese wirtschaftliche Entscheidungsgrundlage der Paramount Group und Voraussetzung für die genannten 'Formation Transactions' bzw. den Börsengang haben wir ebenfalls mit dem Anlegerinformationsschreiben vom 23.02.15 angeboten. Allein dieses Vorgehen durch uns sollte zudem Ihre Spekulation nach einer 'Doppelrolle' von Herrn Albert Behler 'evtl. auf Kosten der Fondsanleger' obsolet werden lassen." Was überzeugend klingen mag, ist jedoch mit gewaltigen Einschränkungen verbunden, was die HT-Aussagen relativieren dürfte. Denn ob bislang auch nur ein Gesellschafter die Dokumente eingesehen hat, wissen wir nicht. Es wäre im Übrigen auch nicht ungefährlich. Denn, wie wir von einem gut unterrichteten Hamburger Insider aus internem Zirkel erfahren, muss man sich per Erklärung gegenüber HT verpflichten ++ das "streng vertrauliche" Dokument ohne ausdrückliche Zustimmung nicht an Dritte weiterzugeben ++ "keinen Rechtsanspruch gegen Hamburg Trust" und weitere Beteiligte daraus abzuleiten sowie ++ sich einverstanden zu erklären, HT und weitere Beteiligte "von allen Ansprüchen, die sich aus Beschädigung, Verlust, Kosten oder Haftung (Rechts- und andere Kosten) in Zusammenhang und/oder in Folge der Bereitstellung des Memos an mich ergeben, schad- und klaglos zu halten". Mit anderen Worten gesprochen, falls ein Anleger in den Dokumenten belastendes Material finden sollte, dies auch noch – gegen wen auch immer – verwenden oder gar verbreiten würde, droht ihm seitens HT eine Schadensersatzklage mit unabsehbaren wirtschaftlichen Folgen! 

Abschließend hebt Hasselbring in seinem Schreiben gar ausdrücklich hervor: "Wir haben uns von Anfang an und jederzeit klar positioniert und im Interesse der Anleger gehandelt. Mehr noch: Wir haben die auf der außerordentlichen Gesellschafterversammlung beschlossene Einführung eines Beirates mitgetragen, eben um wirklich auch die letzten Zweifel ausräumen zu lassen." Richtig davon ist, nach anfänglichem Widerstand hat HT der vehementen Forderung aus dem Gesellschafterkreis nach einem Beirat nachgegeben. Allerdings erst, als im Gegenzug die Gesellschafter die Drohung nach einer Sonderprüfung vorerst einmal zurückgestellt haben, bis weitere Klarheit aus den ihnen zugesagten Einsichtsrechten geschaffen ist. 

'k-mi'-Fazit: Mit der HT-Stellungnahme haben die Hamburger für keine Transparenz gesorgt. Im Gegenteil, die Antworten drehen sich um die eigentlichen Kernfragen. Inwiefern hat Behler seine eigenen Interessen beim IPO verfolgt und inwieweit hat die Familie Otto Profit daraus gezogen? 'k-mi' verfolgt weitere Spuren für Sie.

 

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