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NÜRNBERGER und die Bayerische: Wer ist in dieser Koalition eigentlich der Junior-Partner?

Mit der Kooperation zwischen der NÜRNBERGER Versicherung und deren neuer Anteilseignerin die Bayerische (knapp 3 % Aktienanteile, vgl. 'k-mi' 38/21), stellt sich zwangsläufig die Zukunftsfrage: Ist die NÜRNBERGER als eigenständiger Versicherer noch überlebensfähig?

Zum Hintergrund: Die NÜRNBERGER übernimmt die fondsgebundene Investmentrente der pangaea.life aus dem Haus der Bayerischen als Konsortialpartner für die eigenen Vertriebsaktivitäten und wird zudem im Rahmen ihrer konventionellen Kapitalanlage in diesen Nachhaltigkeitsfonds investieren. Des weiteren planen beide Häuser einen nachhaltigen Fonds in der Assetklasse Immobilien, bei der die Bayerische ebenfalls Konsortialführer sein soll.

Aus Sicht des Münchener Versicherers liegen dabei die Vorteile auf der Hand, wie uns Martin Gräfer, Vorstand die Bayerische, erklärt: "Als mittelständische Versicherungsgruppe sind wir offen für strategische Koalitionen und Kooperationen, die uns bei der Erreichung unserer ambitionierten Unternehmensziele unterstützen. Dabei achten wir darauf, dass für alle Partner einer Kooperation sinnvolle Mehrwerte entstehen. Das zeichnet beispielsweise unsere Zusammenarbeit mit der Barmenia, der PAX Lebensversicherung in der Schweiz, der Merkur Versicherungsgruppe in Österreich und auch mit der Nürnberger in Deutschland aus. Mit der Nürnberger planen wir, unsere nachhaltige Produktmarke pangaea.life gemeinsam voranzubringen. Hier planen wir ein gemeinsames Konsortialprodukt sowie gemeinsame Aktivitäten bei der Kapitalanlage in den Fonds der pangaea.life. Beide Häuser werden dasselbe Produkt vertreiben und so sinnvolle Mehrwerte für beide Häuser realisieren und gleichzeitig die Investition in nachhaltige Projekte voranbringen. Hier freuen wir uns insofern auch über die Investition der Merkur. Gleichsam bereiten wir eine Kooperation in definierten Geschäftsfeldern der gewerblichen Kompositversicherung vor. Im Bereich der biometrischen Versicherungen nutzen beide Häuser eine Gesundheits-APP, die wir als Bayerische mit BayFit kürzlich in den Markt eingeführt haben. Für die Bayerische bleibt sowohl die Altersvorsorge als auch die biometrischen Versicherungen Kern unserer Angebote.“

In Richtung einer gemeinsamen Vertriebsorganisation zusammen mit der NÜRNBERGER oder gar einer gemeinsamen Zukunft unter einem Versicherungsdach, daran scheint die Bayerische (noch) nicht zu denken. Jedenfalls verneint Gräfer gegenüber 'k-mi' derartige Gedankenspiele: "Über die geschilderten Kooperationsansätze hinaus planen wir keine weitere Zusammenarbeit." Welche strategischen Überlegungen die NÜRNBERGER mit dieser Kooperation verfolgt, wird unter den eigenen Mitarbeitern heiß diskutiert, wie 'k-mi' weiß. Denn einerseits fragen sich die Produktkonzeptionäre der NÜRNBERGER, wofür sie noch gebraucht werden, wenn auf externe Versicherungslösungen zugegriffen wird. Schließlich gehört zu den Kernelementen eines Versicherers darüber hinaus die Verwaltung von Verträgen samt dem damit verbundenen Service gegenüber den Versicherungsnehmern. Naheliegend ist, dass diese Vorgänge bei pangaea.life-Produkten die Bayerische übernimmt.

Welche Rolle bzw. Daseinsberechtigung als Versicherer nimmt unter diesen Aspekten die NÜRNBERGER neben ihrer Vertriebsleistung an dieser Stelle überhaupt noch ein? Apropos Vertrieb: Auch hier stoßen wir auf dünnes Eis. Denn vor einigen Jahren zählte die NÜRNBERGER noch eine rund 1.300 Außendienstler starke Ausschließlichkeit. Heute ist die Truppe nach unseren Kenntnissen auf ca. 350 bis 500 zusammengeschmolzen. Summenmäßig zwar nicht ähnlich dramatisch scheint die Zahl der in Autohäusern geparkten NÜRNBERGER-Verkäufer gesunken zu sein (von rund 700 auf 500–600), doch die Produktivität dieser im Angestelltenverhältnis zur NÜRNBERGER stehenden Mitarbeiter soll in den zurückliegenden Jahren weiter nachlassend sein.

Die Erosion mit allen Wirren im Maklergeschäft der NÜRNBERGER ist von 'k-mi' bereits ausführlich aufgedeckt worden. In dieser – was die Zukunft dieses Versicherers betrifft – wenig Zuversicht ausstrahlenden Gemengelage sei an das jüngste abrupte Vorstands-Ausscheiden von Dr. Martin Seibold bei der NÜRNBERGER aufgrund "unterschiedlicher Vorstellungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens" erinnert (vgl. 'k-mi' 39/21).

'k-mi'-Fazit: Quo vadis NÜRNBERGER? Ob NÜRNBERGER-Boss Armin Zitzmann eigentlich eine ungefähre Vorstellung davon hat, wohin er seinen Konzern seit Jahren führt, scheint bei der Entwicklung eher ungewiss zu sein. Jedenfalls erhielten wir auf unsere Fragen zum Komplex 'die Bayerische' statt konkreter Antworten nur den Verweis auf eine offizielle Pressemeldung. Jeder Grundschüler lernt bereits frühzeitig, dass Sprachlosigkeit die schlechteste aller Antworten ist.

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