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softfair: Versicherungswirtschaft lässt Porazik auflaufen

"Porazik träumt von einer Zukunft ohne Datentransferprobleme – nur welche neuen, viel größeren Konzentrations-Probleme kommen dann auf den Markt und den einzelnen Vermittler zu, wenn eintritt, was sich der Fonds Finanz-Chef vorstellt (…) Knicken die Versicherer kraft- und widerstandslos nun vor ihm ein und zeichnen vermutlich überteuerte IT-Unternehmens-anteile oder zeigen sie etwa am Ende Porazik noch die lange Nase?", so fragten wir uns im 'k-mi'-Fazit 49/19 beim Anliegen der beiden mittelbaren softfair-Gesellschafter Norbert Porazik (60 % Anteile) und Markus Kiener (40 %), ihre Beteiligung an der Software-Schmiede für rund 50 Mio. € in kleinen 1-%-Päckchen an Versicherungsunternehmen abzustoßen. Die Anbieter haben den Ernst der Lage erkannt, sie haben sich nicht von den beiden Fonds Finanz-Geschäftsführern zu überteuerten Späßchen verführen lassen und letztendlich Porazik kalt auflaufen lassen, womit sie Rückgrat zeigten. Doch was ist passiert? 2017 kauften Porazik und Kiener das Unternehmen softfair über ihre Finanzsoft GmbH für vermutlich knapp über 12 Mio. €. Dieser Erwerb führte dazu, dass wichtige Alt-Kunden von softfair wie Swisslife Select bzw. BCA aus Wettbewerbsgründen dem Unternehmen den Rücken kehrten. Die Geschäftsaussichten bei softfair dürften durch Abgänge von wichtigen Großkunden sicherlich nicht heller geworden sein. Aber Porazik und dessen Kompagnon mögen vieles können, nur nicht verlieren. Also setzten sie auf ihre vermeintliche Vertriebsmacht in diesem Spiel und boten die Geschäftsanteile der softfair mal so eben zum ca. 3fach höheren Preis in Relation zu ihren vermeintlichen Erwerbskonditionen an. Wohl im Glauben, die Versicherer machen schon, was die Fonds Finanz-Bosse ihnen sagen. Unsere Kollegen vom 'versicherungstip' warnten Anfang des Jahres jedoch in 'vt' 04/20: "Ein (Anteil-)Preis, der weit über der Unternehmensbewertung liegt, löst nicht nur kräftigen Abschreibungsbedarf aus, er dürfte auch unter dem Aspekt der Veruntreuung von Versichertengeldern zu prüfen sein."

Jetzt ist klar, nur für rund ein Drittel der Anteile soll überhaupt geboten worden sein, statt der ange-strebten 97 % Nachfrage, wie 'vt' zu berichten wusste. Darüber hinaus sollen die Gebote oftmals mit Ein-schränkungen versehen sein in Richtung eines niedrigeren Anteilspreises. Was sind die Gründe für diese schallende Ohrfeige, schließlich sieht Porazik in softfair bereits das künftige Amazon der deutschen Versicherungswirtschaft? Der Fonds Finanz-Chef hat seine Position gegenüber den Versicherern aus unserer Sicht maßlos überschätzt. Natürlich machen fast alle Ver-sicherungsunternehmen Umsätze mit ihm, doch ob sie dies auch gerne in der gelebten Honorierungsform machen, steht auf einem anderen Blatt. Das Misstrauen gegenüber dem Pool-Chef ist spürbar und durch den vorgelegten softfair-Deal wohl kaum kleiner geworden. Wie 'k-mi' aus Marktkreisen zu Ohren bekommt, schmeckte den Versicherungsvorständen der vorgesehene Aufschlag beim Anteilserwerb für ein Unternehmen nicht, bei dem sie obendrein selbst keine bestimmende Mitsprache haben.

Porazik wird seine erlittene Verkaufsschlappe bei softfair wohl kaum akzeptieren. Von daher rechnen wir damit, dass er von den Versicherern nun fordern wird, ihm ein technisches Paket nach seinen Vorstellungen zu liefern, um seine eigenen digitalen Pool-Prozesse effizienter zu gestalten, vom TAA-Prozess (Tarifierung, Angebot und Antrag), über den Bestand bis hin zur Schadensregulierung. Doch die Versicherer stecken zu sehr in ihren eigenen technischen Baustellen fest, als dass sie für Porazik aus dem Stand plötzlich ein eigenes Auto bauen könnten, da sie selbst bislang bestenfalls einen Motor gebastelt bekommen. Ganz abgesehen davon, dass Fonds Finanz auf Vertriebsseite kein Monopolist ist, dem man sich zeitlich uneingeschränkt widmen kann. Vielmehr müssen die Versicherer natürlich alle weiteren Poolgesellschaften und sonstigen Vertriebsgesellschaften auf ihren jeweiligen Schnittstellen-Wegen weiter begleiten, will man diese nicht verlieren und solange der Markt keinen gemeinsamen Standard für einheitliche Schnittstellen gebastelt bekommt. Eine Zwickmühle, die noch für reichliche Spannungen im Markt sorgen dürfte. 

'k-mi'-Fazit: Die Versicherungsunternehmen haben Porazik und dessen Geschäftspartner beim ausgeheckten softfair-Deal auflaufen lassen. Im Sinne der vertrieblichen Konkurrenzfähigkeit eine gute Entscheidung, denn einen herangezüchteten Monopolisten auf der Poolseite wünscht sich außerhalb der Fonds Finanz-Welt wohl niemand. Andererseits wäre es zu begrüßen, wenn endlich technische Marktstandards geschaffen würden, von denen alle Marktteilnehmer profitieren können. Solange jedoch Alleingänge praktiziert werden, dürfte der Weg zum gemeinsamen Ziel nicht kürzer werden.

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