"Aufforderung zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in Präsenz", so heißt es im Betreff eines 'k-mi' vorliegenden Schreibens, sehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser, vom 06.09.2023 an eine der Leonidas-Fonds-Verwaltungs-GmbH. Absenderin des aktuellen Schreibens ist die Leonidas Treuhand GmbH sowie – gleichlautend für die älteren Leonidas-Fonds – die dortige Treuhänderin HBS Vermögensverwaltungs GmbH. Die Unterschrift der Schreiben ist zum Verwechseln ähnlich der Unterschrift, die im Handelsregister notariell einem Herrn Max-Robert Rudolf Gustav Hug zugeordnet wurde. Max-Robert Hug ist zum einen immer noch Geschäftsführer der Leonidas Treuhand und vor allem – zusammen mit Antje Grieseler – einer der Macher hinter den desaströsen Leonidas Windenergie- und Solar-Fonds, vor denen 'k-mi' regelmäßig aufgrund der dilettantischen Konzeption gewarnt hatte (vgl. 'k-mi'-PC 08/16).
Im Schreiben vom 06.09.2023 der Leonidas Treuhand, das die Paraphe trägt, die der im Handelsregister für Hug hinterlegten stark ähnelt, wird auf vier Seiten kräftig schwadroniert. Aber anstatt Aufklärung zu leisten für die Fehlinvestitionen der Vergangenheit, wird hauptsächlich gegen die HTB-Gruppe agitiert. Aber nicht diese, sondern die Re:Fonds GmbH, die nur teilweise auf der Gesellschafterseite mit der HTB-Gruppe personell identisch ist, hat zum 01.01.2022 die Anlegerverwaltung von 12 Leonidas-Fonds übernommen und stellt die Geschäftsführer für deren Komplementärinnen, um zu retten, was zu retten ist. Die Leonidas Treuhand bzw. der mutmaßliche Autor Max-Robert Hug fordert in der Aufforderung zur ao-Gesellschafterversammlung aber nun u. a. "einen sofortigen Ausschluss der HTB-Geschäftsführung".
Dies erinnert uns an einen Einbrecher, der 'Haltet den Dieb!' ruft: Hatte die HTB bzw. Re:Fonds GmbH doch im Rahmen ihrer Sanierungstätigkeit schwere Unregelmäßigkeiten bei der Mittelverwendung aufgedeckt. Im Zentrum der Vorwürfe stehen dabei Max-Robert Hug und Antje Grieseler: Bereits im Juni 2022 deckte Re:Fonds auf, dass bei den diversen Leonidas-Fonds der Verbleib bzw. die Mittelverwendung von 17,5 Mio. € ernste Fragen aufwirft (vgl. 'k-mi' 06/22, 38/22). Re:Fonds macht Nägel mit Köpfen und zieht die mutmaßlichen Verantwortlichen juristisch u. a. in Frankreich zur Rechenschaft:
HTB informierte die Leonidas-Investoren seinerzeit wie folgt: "Auf den Gesellschafterversammlungen im Juni hatten wir Sie bereits darüber unterrichtet, dass das Auffinden von wirtschaftlichen Unregelmäßigkeiten von in Summe rund 17,5 Mio. € weitergehende Schritte nach sich ziehen wird. Anschließend haben wir die rechtliche Prüfung der Sachverhalte neben unserer eigentlichen Tätigkeit für ihre Fondsgesellschaft durch unabhängige Rechtsanwaltskanzleien veranlasst und diese Prozesse intensiv begleitet. Als Zwischenfazit können wir feststellen, dass nicht unerhebliche Rückforderungsansprüche gegen verschiedene Personen und Unternehmen bestehen, zu denen namentlich Frau Antje Grieseler und Herr Max-Robert Hug zählen."
Gemäß einer 'k-mi' vorliegenden Übersetzung eines solchen Klageantrags geht es um "strittige Vermittlungsverträge", die Leonidas-Projektgesellschaften und die Leonidas Associates AG mit den Schweizer Gesellschafen RoMax einerseits und mit Vetterli andererseits abgeschlossen haben. Die letztgenannten Gesellschaften sollen laut HTB jeweils Hug und Grieseler zuzuordnen sein. Insgesamt belaufe sich der Schaden für die Leonidas Fonds und damit für die Anleger damit auf knapp 18 Mio. €, bekräftigte Re:Fonds vor kurzem erneut:
"In Frankreich, wo überwiegend die Windparks der Leonidas Fonds stehen, sind Beweissicherungsverfahren zur Verjährungshemmung oder zur Einklagung von Schadenersatz angestrengt worden, denn im Laufe des Vorjahres habe sich der Verdacht erhärtet, dass das alte Management aus den Gesellschaften in Frankreich Vergütungen in Höhe von rund 18 Millionen Euro erhalten habe, die nicht prospektgemäß sind. Damit soll sichergestellt werden, dass die Ansprüche der deutschen Anleger:innen auf Rückzahlung eingeklagt werden können", so der Re:Fonds-Geschäftsführer Martin Retsch am 21.08.2023.
Natürlich gilt sowohl für Max-Robert Hug und Antje Grieseler bezüglich dieser möglicherweise strafrechtlich relevanten Vorwürfe die Unschuldsvermutung. Die Konstellation begründet jedoch unabhängig davon einen massiven Interessenkonflikt, wenn die Leonidas Treuhand mit Geschäftsführer Max-Robert als Beklagte vor einem französischen Handelsgericht auf Antrag der Leonidas-Fonds nun die HTB/Re:Fonds mit wilden und verworrenen Anschuldigungen aus der Verwaltung der betroffenen Leonidas-Fonds werfen will. Die von Hug kontrollierte Leonidas Treuhand setzt sich für die Einsetzung der CAV Partners AG in die Geschäftsführung und Fondsverwaltung ein. Sofern dies geschieht, dürfte es zur Nagelprobe auch der Glaubwürdigkeit der CAV werden, ob die der Klage zugrunde liegenden Vorwürfe vor allem gegen Hug und Grieseler restlos aufgeklärt werden, oder ob die Klagen nicht weiter verfolgt werden.
Im Schreiben vom 06.09.2023 der Leonidas Treuhand bzw. der HBS heißt es zudem an die Adresse der von HTB/Re:Fonds (seit 2022) vertretenen Leonidas-Fondsgeschäftsführungen: "Als Treuhandkommanditistin fordern wir Sie auf, schnellstmöglich in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in Präsenz die Anleger über ihre Geschäftsführung abstimmen zu lassen, die für den Fall der Einstufung des Fonds als Investmentvermögen nach KAGB (Kapitalanlagegesetzbuch) durch die BaFin – auf Basis einer vorherigen Ausschreibung – über die Einsetzung einer konkreten KVG (Kapitalverwaltungsgesellschaft) entscheidet sowie alle auch anderen von Ihnen verursachten/ignorierten Missstände in dem Fonds schnellstmöglich aufarbeitet/beseitigt/verfolgt." Auch dies zeigt, wie absurd die Vorwürfe sind: Wenn die Leonidas-Fonds gegen das KAGB verstoßen haben sollten, indem sie die Übergangsvorschriften missachtet und noch nach dem Stichtag 22.07.2013 investiert haben sollten (vgl. 'k-mi' 21/23), liegt dieser vor allem im Verantwortungsbereich von Hug als langjährigem Verantwortlichen bei Leonidas selbst.
Die Re:Fonds bzw. HTB verweist derweil auf die Erfolge ihrer Sanierungstätigkeit u. a. durch die schwierige Aufarbeitung der Jahresabschlüsse der Leonidas-Fonds: "Gegen die ehemaligen Geschäftsführer:innen der Leonidas Associates XVII Wind GmbH & Co. KG hat die aktuelle Geschäftsführung, im Eigentum der Re:Fonds GmbH, Klage einreichen lassen. Darin wird den drei Personen vorgeworfen, Jahresabschlüsse verzögert offengelegt zu haben, so dass gegen den Fonds Ordnungsgelder von mehr als 270.000 Euro verhängt worden waren." Nachdem im Januar 2022 Re:Fonds bzw. HTB 12 Leonidas-Fonds übernommen hatte, "sind täglich mehr kritische Hinterlassenschaften der früheren Geschäftsführung aufgedeckt worden", so Martin Retsch. Das neue Management habe "mit großem Elan jetzt Abläufe optimiert". Zum Beispiel habe sie versäumte Jahresabschlüsse, die teilweise bis ins Jahr 2016 zurückreichten, vollständig hinterlegt. "Mehr als 40 Beschlussfassungen wurden in kurzer Zeit durchgeführt, doch nun sei überwiegend Ordnung eingekehrt", erklärt Retsch.
'k-mi'-Fazit: Auch die Re:Fonds wird über ihre Sanierungstätigkeit weiter Rechenschaft ablegen und auf Kritik eingehen müssen. Aber was die Leonidas Treuhand unter der Kontrolle von Alt-Hintermann Max-Robert Hug nun veranstaltet, nennt man neudeutsch 'flooding the zone with shit'. Das heißt so viel wie Überfluten der Menschen mit allem möglichen Unsinn, mit absurden Informationen und verdrehten Fakten, um von der eigentlichen Verantwortung abzulenken. Leonidas-Investoren und -Vermittler sollten auch die Ausführungen von bestimmten 'Interessengemeinschaften' und 'Bloggern', die das Spiel mitspielen, kritisch hinterfragen, da es vor allem den Anlegern schadet.