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Zurich: Racheakt gegenüber abtrünnigen Vermittlern!

Unter dem Titel "Ihre bestehenden Verträge und Kapitalanlagen" erhielten mehrere Tausend Ex-Kunden der Bonnfinanz AG, eine Vertriebstocher der Zurich, vor wenigen Tagen Post der Bonner mit brisantem Inhalt: "Sie haben sich entschieden, Ihre derzeitigen Verträge anderweitig betreuen zu lassen (...) Rein vorsorglich möchten wir Sie auf einige Sachverhalte hinweisen, die Sie wissen sollten, falls Sie die
über uns abgeschlossenen Finanzanlagen oder Versicherungen vorzeitig kündigen möchten. Grundsätzlich
fallen bei jedem neuen Vertragsabschluß sog. Abschlußkosten an, die sich zum größten Teil
aus Provisionszahlungen an den Vermittler zusammensetzen (...) Des weiteren fallen bei Neuabschluß einer Lebensversicherung erneute Abschlußkosten in voller Höhe an, die wiederum von Ihnen über die Prämien gezahlt werden. Diese erneuten Abschlußkosten sind zu Ihrem Nachteil und zum Vorteil des Abschlußvermittlers (...)."

Wie nicht anders zu erwarten, fiel die Empörung bei den Angeschriebenen entsprechend heftig
aus, allerdings gerichtet gegen den Absender, wie der 'k-mi'-Redaktion vorliegende Beschwerden an die Bonnfinanz verdeutlichen: ++ "Herr Dr. Frank Wiebel rief mich persönlich im Februar d. J. an, um mit mir über die weitere Betreuung über die Bonnfinanz AG zu sprechen. Ich teilte ihm bereits damals mit, daß ich die Betreuung von Frau Otto nicht in Frage stellen werde und ich in Zukunft keinerlei Kontaktaufnahme durch die Bonnfinanz AG wünsche (...)", Tim Deutsch/Wünchendorf ++ "Inwieweit 'Wir', Herr Rentmeister (so Ihre unverfrorene Behauptung), 'Uns' gemeinsam in meinen Anlageentscheidungen abgestimmt haben, entzieht sich nicht nur meiner Kenntnis, sondern ist Ihrerseits anmaßend und grundsätzlich falsch (...) Ich werde bei weiterer Kontaktaufnahme Ihrerseits mich umgehend anwaltlich vertreten lassen (...)", Frank Pfab/Weißig.

Ist der Anlaß für diese ungewöhnliche Informationskampagne der Zurich-Vertriebstochter Bonnfinanz
einen Keil zwischen Zurich-Kunden und deren neutralen Beratern zu treiben, um auf diese Weise im direkten Lager der Zurich stehende Vermittler in Position zu bringen? Zu den Vorkommnissen und den
Hintergründen dieser 'Informationsschreiben' schweigt bislang auf 'k-mi'-Anfrage sowohl die Bonnfinanz als auch Zurich-Vorstand Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler, der dem Bereich Maklervertrieb Zurich und Deutscher Herold vorsteht und eigentlich in der Lage sein sollte, dieses
Vorgehen zu kommentieren. Wie 'k-mi' eruieren konnte, handelt es sich hier offenbar vielfach um Kunden von ehemaligen Bofi-Handelsvertretern, die sich als Makler dem Finum.Finanzhaus AG, deren Vorstände Reinhard Schutte und Michael Schmid bekannterweise zuvor Bonnfinanz- Vorstände waren, angeschlossen haben (vgl. 'k-mi' 39/08). Aus dem Lager der Attackierten erfahren wir Erstaunliches zur Dimension der Bonnfinanz-Aktion: "Wir haben festgestellt, daß wohl alle 'Verträge', zu denen der ZURICH eine Maklervollmacht der FiNUM.FINANZHAUS vorliegt, angeschrieben wurden. D. h., ein Kunde mit mehreren Verträgen erhielt auch mehrere Schreiben. Nach den Informationen, die wir aus der Bonnfinanz- Zentrale erhalten haben, handelt es sich wohl um ca. 10.000 Schreiben, von denen ca. 6.000 falsche Kontaktdaten des 'Bonnfinanzberaters' enthielten", stellt Finum.Finanzhaus Vorstandsvorsitzender Reinhard Schutte hierzu fest.

Folgt hierauf nun eine Gegen-Reaktion der Finum.Finanzhaus? Schutte erhebt schwere Vorwürfe
in Richtung Zurich-Gruppe und fährt scharfes Geschütz auf, wie er 'k-mi' erklärt: "Über den hohen
Grad an Dilettantismus bei der Umsetzung dieser als besonders schlau gedachten Aktion könnte man sich amüsieren, wenn es nicht so tief traurig wäre, daß der Grad an Professionalität in diesem einst reputierten Unternehmen auf ein bedauernswertes Niveau gesunken zu sein scheint. Selbst über die Zusammensetzung des eigenen Vorstands scheint keine Klarheit zu herrschen und den Umstand, daß man sich auf dem Geschäftspapier auch noch mit unserem Vorstandsmitglied Michael Schmid, der sicherlich einst auch für die Bonnfinanz tätig war, geschmückt hat, haben wir dann doch nicht hingenommen und von Bonnfinanz eine strafbewehrte Unterlassungserklärung gefordert, die auch innerhalb kürzester Frist unterzeichnet wurde. Die Bonnfinanz hat uns auch die Anschriften der angeschriebenen Kunden übermittelt, nicht ganz freiwillig allerdings. 9.725 wurden angeschrieben."

Und diese Anschreiben sind gelinde gesagt eine höchst peinliche Nummer sowohl für die Bonnfinanz
als auch die dahinterstehende Zurich-Gruppe. Denn auf dem Briefpapier taucht nicht nur Michael
Schmid noch als Bofi-Vorstand auf, obwohl er seit dem 1.5.2008 dort nicht mehr tätig ist und statt dessen dem Konkurrenten Finum.Finanzhaus vorsteht, sondern bei den sog. Ansprechpartnern der Kunden geht es wild her: Ein "Dr. Frank Wiebel" mit der Uhlandstr. 2 A soll zwar immer über eine Siegburger Festnetz-Nr. erreichbar sein, dessen Wohnorte bei gleichbleibender Straße (!) wechseln aber wild zwischen Gera und Pausa hin und her. Was soll der Briefleser angesichts derartiger standardisierter Fehler von der dortigen Bonnfinanz-Botschaft halten: "So steht am Ende eine maßgeschneiderte Strategie für Ihre heutige und zukünftige Absicherung und die Erreichung Ihrer Ziele."

Was nun die tatsächlichen Beweggründe für das im Markt bislang wohl einmalige Vorpreschen eines Versicherungskonzerns gegen Makler unter Zuhilfenahme einer solchen direkten Kundenansprache sind, liegt auf der Hand. Der den Kunden betreuende Berater soll in ein schlechtes Licht gerückt und dessen Vertrauensverhältnis zu seinen Kunden zerstört werden, indem mögliche Provisionsmotive warnend vorangestellt werden. Des weiteren mag auch eine abschreckende Wirkung auf alle Bonnfinanz-Vermittler hiermit bezweckt sein, denen im Falle eines Wechsels gleiche oder ähnliche Rachemaßnahmen blühen könnten. Wie blanker Hohn klingt die Aussage von Zurich-Vorstand Prof. Zeidler im 'experten Report' der Ausgabe 03/08 angesichts der jetzigen Zustände: "Nach der erfolgreichen Neustrukturierung konnten wir Ruhe in die Organisation bringen und uns auf die Arbeit im Markt konzentrieren. Wir haben im Laufe der vergangenen Monate ein neues Selbstverständni gefunden und es gelingt uns, den freien Vermittlern unsere Begeisterung für unser eigenes Angebot zu vermitteln (...) Weil wir uns mit sehr marktfähigen Produkten und einer entsprechenden Honorierung präsentieren (...)."

Möglicherweise traute Prof. Zeidler seinen eigenen Worten nicht so recht, der im gleichen Interview
eine mögliche Gefahr aufzeigt: "Wir haben erkannt, daß Servicequalität für uns zu einem maßgeblichen
Wettbewerbsvorteil wird. Denn eines ist klar: Wenn der Service nicht läuft, geht der Vertriebspartner zu einem anderen Unternehmen, da hilft kein noch so gutes Produkt und keine noch so gute Honorierung (...)."
Die Gefahr ist also bei der Zurich erkannt und u. E. nicht gebannt worden, statt dessen inzwischen eingetreten.

'k-mi'-Fazit: Die Bonnfinanz wie auch die Zurich-Gruppe Deutschland mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Eduard Thometzek stehen unter gewaltigem Druck, schließlich sollte die Bonnfinanz lt. den Neuausrichtungs- Vorgaben der Schweizer Mutter bis 2008 ihre Provisionserlöse auf 150 Mio. Euro erhöhen. 'k-mi' geht davon aus, daß diese Vorgaben dramatisch unterschritten und selbst die 100 Mio. Euro- Hürde in den Bonnfinanz-Büchern nicht einmal mit dem Fernglas gesichtet werden kann. Wenn nun auch noch eine Erosion auf der Vermittlerseite hinzukommt, dürfte klar sein, wie heftig der Gegenwind den Zurich-Strategen ins Gesicht bläst. Jedenfalls mit derartigen Vertriebsmethoden à la den vorliegenden Anschreiben an Ex-Kunden, mit denen versucht wird, den Maklerauftrag zu sprengen, stellt ein untauglicher Akquiseversuch dar, der dem Anlagemarkt schweren Schaden zufügt.

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