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Deutsche Bank: DWS-Fonds verbrennt Anlagegelder bei Exit

"Liebe 'k-mi', können Sie bitte mal auf dieses Schreiben der Deutsche Bank schauen, hat mich mal eben 8.000 € gekostet", wendet sich ein Anleger an unsere Redaktion. Der Brief stammt von der DWS und es geht um die Liquidation des Teilfonds db PrivatMandat Comfort – PRO Deutschland, der sich an Privat- und professionelle Kunden mit einem Anlagehorizont von 3–5 Jahre richtet: "Der Hauptvertriebspartner und Initiator des Teilfonds hat mitgeteilt, den Teilfonds nicht mehr zu vertreiben (…) Die Ausgabe und Rücknahme von Aktien wird mit Publikation dieser Mitteilung am 2. März 2020 eingestellt (…)", heißt es in höchst dünnen Worten im Schreiben der Fondsgesellschaft. Die Anlage wurde nach der vielversprechenden 'Best of Two-Strategie' gemanagt, mit dem Ziel der Identifizierung und Ausnutzung von Trends in den Anlageklassen deutsche Aktien und Renten. Je nachdem welche der beiden Assetklassen gerade vom Fondsmanagement präferiert wird, konnte so die Gewichtung einer Anlagekategorie bis zu 100 % betragen. Eine Strategie, die auf mathematischen Regeln fußt, allerdings in der Praxis nie zünden wollte.

Womit sich der db PrivatMandat Comfort – PRO Deutschland in 'guter' Gesellschaft der seit Jahren gehypten Anlagegattung der Mischfonds befindet, die bei den Publikumsfonds mit einem Volumen von 311 Mrd. € nach den Aktienfonds (423 Mrd. €) die zweitgrößte Gruppe darstellt und den Fondsgesellschaften alleine im Vorjahr neue Mittelzuflüsse von 10,5 Mrd. € bescherten. Knackpunkt bei den traditionellen Mischfonds ist das richtige Timing bei der Gewichtung der jeweiligen Anlageklassen. Auffällig oft keuchen deshalb Mischfonds dem Markt hinterher und geben sich zu-frieden, wenn sie die teils hohen Verwaltungskosten überhaupt einspielen. Beim db PrivatMandat Comfort – PRO Deutschland liegt die Kostenpauschale bei happigen 1,7 % p. a. Welche Leistungsdaten hat der Fondsmanager Ralf Müller mit seinem Team hier vorzuweisen?

Auf  5-Jahressicht steht ein kaum schmeichelhafter Verlust von 30,9 %. Doch warum verfehlte die Anlage derart deutlich ihr Ziel?  Uns verwundert beim Fonds-Management:  ++ In 2018 schmierte der Fonds in einem aktienschwachen Jahr mit -10,5 % ab. Gegenüber den Anlegern kommunizierte man die Schlüsse daraus: "Entsprechend dem Trendfolgemodell wurde das Engagement im Aktienbereich stetig angepasst." Was wohl so viel heißt wie, statt vermehrt auf Anleihen zu setzen, fuhr das Management bei Aktien die Verluste ein  ++ In 2019 erlebte der DAX mit rund 25 % sein Comeback zuzüglich ca. 3 % Dividenden-Ausschüttungen. Über Derivate hielt der DWS-Fonds zur Jahreshälfte in 2019 eine wirtschaftliche Aktienquote von etwa 48 %, die Anfang Juli auf über 60 % aufgebaut wurde, wie uns die Fondsgesellschaft auf Nachfrage mitteilt.

Offenbar erfolgte der Switch allerdings wieder zu spät bzw. nicht ausreichend, denn beim DWS-Fonds reichte es im Vorjahr gerade einmal für ein Plus von bescheidenen 6 %, womit der fürstlich honorierte Fondsmanager die Aktien-Gewinne im deutschen Markt an der DWS-Anlage weitgehend vorbeirauschen ließ  ++ Kommen wir zu den heftigen Kursverlusten in 2020. So richtig abwärts ging es beim Fonds ab dem 20.02.2020, der innerhalb eines Monats (bis zur letzten Wertermittlung im März diesen Jahres) 20,5 % an Wert verlor.  Und mal wieder wurde der Fondsmanager auf dem falschen Fuß erwischt, denn als die Aktienmärkte begannen abzuschmieren, erhöhte er den Aktienanteil auf durchschnittlich 70 % in 2020, wie uns die DWS mitteilt, statt besser in der Abschwung-Phase auf Rentenpapiere oder mehr Cash umzuschichten  ++ Völlig hilflos mussten schließlich die Anleger ab Erhalt der Liquidationsankündigung am 02.03.2020 bis zum Schließen der Bücher zusehen, wie ein weiterer Teil ihres Anlagekapitals buchstäblich versickerte. Denn ohne noch selbst die Anteile börsentäglich verkaufen zu können, verbrannte die DWS ab diesem Zeitpunkt innerhalb von weiteren 18 Tagen bis zum Abschluss am 20.03.2020 knapp 11 % an Werten.  Hätten die Papiere nicht besser komplett am 2. März von der Fondsgesellschaft verkauft werden müssen? Die DWS wiegelt ab:

"Die im Luxemburger Fondsrecht geforderte Informationsfrist für die Liquidation eines Publikumsfonds beträgt 15 Bankarbeitstage. Der Liquidationszeitpunkt war demnach der gesetzlich frühestmögliche Termin. Auch in der Phase kurz vor Fondsauflösung gilt noch die Anlagepolitik des Fonds. Insofern hätte eine sofortige Umstellung auf risikoarme Wertpapiere einen Bruch der Anlagepolitik bedeutet", erklärt Claus Gruber, Director Communications DWS, gegenüber 'k-mi'. Wir glauben eher, dass der Fondsmanager seinem in der Abwicklungsphase befindlichen Fonds keine besondere Beachtung mehr schenkte. Denn es sollte für den DWS-Fondsmanager eigentlich ein Leichtes gewesen sein, neben Cash aufzubauen, zumindest die Assets in den risikoärmeren Hafen der Anleihen herüberzuretten.

Für die Deutsche Bank ist diese Fondsschließung, zu der sich zeitgleich ebenfalls noch der Fonds db PrivatMandat Comfort – PRO USA gesellt, eine förmliche Bankrotterklärung. Vor nicht einmal 10 Jahren erklärte die Deutsche Bank-Tochter DWS ihre Mischfonds zur "neuen Säule im Fondsmanagement" mit Starmanager Klaus Kaldemorgen an der Spitze stehend. Bitter für unseren 'k-mi'-Leser wie auch für vermutlich viele andere Deutsche Bank-Kunden, dass sie von ihren Bank-Beratern nicht darauf aufmerksam gemacht wurden, dass die Deutsche Bank intern die Produktreihe nicht erst in diesem Jahr längst fallen ließ. Denn während der Fondsmix beim db PrivateMandat Comfort-Pro Deutschland in 2011 noch Zuflüsse von über 500 Mio. € verbuchte, switchten offensichtlich die Bankberater für ihre Kunden ab 2014 massiv das Anlagekapital um. Leider erreichte diese Information einen im Fonds verbliebenen Anlegerkreis mit rund 145 Mio. € Kapital (Stand: Mitte 2019) offenbar nicht. Doch  ++ warum wurden nicht alle Deutsche Bank-Kunden frühzeitig darüber informiert, dass die DWS diesen Fonds einstellt und weshalb wurde nicht allen Kunden ein frühzeitiger Ausstieg empfohlen? Und  ++ wird die Deutsche Bank allen Investoren, die bei Liquidation des Fonds auf hohen Verlusten sitzen bleiben, ihren erlittenen Schaden in voller Höhe erstatten?

Auf diese Fragen erreichte uns bislang keine Stellungnahme von Christian Sewing, CEO Deutsche Bank. Für ein Fondsvehikel, das viel zu spät auf sich verändernde Marktentwicklungen reagiert, konzeptionell darin sogar seine Stärke begründete, sie aber nie aufs Papier brachte, kann aus 'k-mi'-Sicht die Managementleistung der DWS nur mit der Note: Ungenügend (6) beurteilt werden!

'k-mi'-Fazit: Mal wieder erweist sich die Deutsche Bank als schlechter Vermögensberater für ihre Kunden, diesmal beim db PrivatMandat Comfort – PRO Deutschland-Schlamassel. Kommt DWS/Deutsche Bank für diesen Anlegerschaden in voller Höhe auf oder müssen sich die üblichen Anlegerschutzanwälte erst in Stellung bringen? Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden.

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