Artikelarchiv Detail

Ungleicher Vertriebskrieg: Leidet die ASG an Telis-Komplexen?

Seit Herbst 2009 tobt ein erbitterter Kampf um Vermittler zwischen zwei Allfinanzvertrieben, wo der kleinere, von Ehrgeiz getriebene Vertrieb dem erfolgreicheren den Rang offensichtlich auch mittels unlauterer Abwerbungsaktionen streitig machen will. Doch zunächst blicken wir zurück: Im Unterneh­merporträt ("Der Mann, der ganz nach oben will"/'Cash' – August 2005) gab der Gründer und Chef der in Hofheim ansässigen AssecuranzService GmbH & Co. KG (ASG), Thorsten Hass, einen Einblick in die Ziele des damals schon 700 ASG-Vermittler umfassenden Vertriebes: "(…) wenn unser Provisionsumsatz bei 50 Mio. € angekommen ist – ich denke, in 2008". Heute, fast fünf Jahre später, hat die ASG-Welt folgende Entwicklung genommen: ++ Das Vertriebsporträt ASG  in 'Cash' 7-8/2006 verweist auf 1.000 angeschlossene Einzelberater ++ Laut Jahresabschluss der ASG zum 31.12.2009 ist die Vermittlerzahl jedoch wieder auf rund 800 Vermittler zusammengeschrumpft. Die ASG-Vertriebstruppe kam im zurückliegenden Jahr auf ein Provisionsvolumen von 26 Mio. € (die gesamte ASG-Gruppe erreichte 33,1 Mio. €). Somit ist die selbst aufgelegte Provisions-Messlatte bislang meilenweit verfehlt worden. Stattdessen gab es in der Zwischenzeit in 2007 noch die Kooperation mit der Zurich-Gruppe zu vermelden, deren Vorstand Hans-Wilhelm Zeidler sich Anfang 2009 (noch) begeistert zur ASG äußerte: "Die Erfolgsgeschichte von ASG ist auch eine für die Zurich Gruppe" ('Cash' März 2009). Doch was soll daran eigentlich so toll sein? In 2007 wurde die ASG Formel 'Mehr Geschäft je Kunde' aufgestellt. Danach sollte ein ASG-Partner 300 € Provision pro Kunde generieren. Bei 300 Ziel-Kunden käme so jeder ASG-Finanzberater auf ein 'gesichertes Jahreseinkommen' von 90.000 € – zumindest  in der mathematischen Theorie. Wenden wir uns wieder der Gegenwart zu:

Der Vertrieb, der solch hohe ASG-Provisionsträume generiert, ist nicht der eigene, sondern findet sich in Regensburg bei der TELIS FINANZ. Dieser Finanzvertrieb erreicht mit 804 Beratern einen Provisionsumsatz in 2009 von 86,2 Mio. €. Pro TELIS-Vermittler macht dies einen durchschnittlichen Umsatz von rund 107.000 €. Zum Vergleich, der ASG-Vertriebler hinkt mit durchschnittlich ca. 41.400 € Provisionserlösen demgegenüber meilenweit – auch den eigenen Unternehmenserwartungen – hinterher. Nur, mit diesem Stillstand will sich die ASG nicht zufrieden geben und bläst stattdessen zur Attacke. Als Objekt der Begierde scheint man sich TELIS FINANZ mit deren erfolgreichen Beratern ausgeguckt zu haben: Über E-Mails bzw. persönliche Kontaktaufnahmen an bzw. mit TELIS-Mitarbeiter(n) versucht die ASG meist unter Anpreisung angeblich besserer Verdienstmöglichkeiten und unter Verletzung des Konkurrenzverbotes gem. § 86 HGB noch während der Wettbewerbsverbotszeit gegenüber dem früheren Partnerunternehmen die Vertriebsgeschäfte auf die ASG umzuswitchen. In einer Rund-Mail an TELIS-Mitarbeiter pries Christian Schneider, ein ASG-Vermittler, die Verdienstmöglichkeiten mit im Betreff "Bis zu 17 €/Einheit für Ihren Umsatz" an. Dies veranlasste ASG-Chef Hass in einer persönlichen Mail an TELIS-Chef Klaus Bolz, wie 'k-mi' aus einem uns vorliegenden Rechtsstreit der beiden Kontrahenten entnehmen kann, sein Bedauern über diesen (un­abgestimmten?) Vorfall zu bekunden: "(…)Dies geschah ohne unsere Kenntnis. Wir hätten eine solche Aktion nicht zugelassen, hätten wir davon vorher gewusst (…)". Was von dieser Erklärung wirklich zu halten ist, sei mal dahingestellt. Auffällig für uns ist jedenfalls, dass auf die Frage durch 'Das Investment' vom 08.05.2009 an Walter Klein, der neben Hass der zweite Geschäftsführende Gesellschafter der ASG ist, auf welchen Wegen vorrangig neue Vertriebspartner gewonnen werden sollen, dieser u. a. antwortet: "Selbstverständlich mischt auch die Geschäftsführung beim Recruiting ordentlich mit."

So 'ordentlich' offenbar, dass man sich auch der Dienste eines Stefan Kletsch aus Regensburg bedient, der als Präsident der Europäischen Verbraucherberatung (EBCON) fungiert. Dieser informierte ebenfalls über den internen TELIS-Mail-Account deren Berater über seinen "Vergleich der Konditionen für Vertriebspartner" zwischen TELIS und ASG Finanz GmbH, durchgeführt durch die EBCON. Im weiteren Verlauf seines Schreibens bringt sodann Kletsch die ASG-Provisionen den angesprochenen TELIS-Mitarbeitern näher. Ins Auge fällt hierbei ein gesondert ausgewiesener "Qualitätsbonus 0,50 €/EH bei einer Stornoquote unter 10 %"! Wow, wird der seriöse Anlageberater nun denken, wie man angesichts einer Stornoquote von unter 10 % überhaupt das Wort "Qualität" in den Mund nehmen kann, was doch vielmehr nach Strukki-Geschäft par excellence bei der ASG riecht! Um uns einen Eindruck von der Qualität der EBCON zu verschaffen, genügt die Lektüre deren Homepage. Diese Verbraucherberatung bietet insgesamt fünf zertifizierte Ausbildungen an, neben dem  EU-Fachberater ++ Versicherung & Vorsorge u. a. auch für ++ Gesundheit & Schönheit wie auch für ++ Reinigung & Hygiene. Und es versteht sich von selbst, dies alles unter "hohen ethischen Beratungsansprüchen wie Unabhängigkeit, Objektivität und Kompetenz".

Da stellt sich uns die Frage, weshalb sich die EBCON ungefragt an TELIS-Mitarbeiter wendet, um sie dann ausschließlich mit ASG-Provisionszahlen zu füttern. Der Münchner Rechtsanwalt Ekkehart Heberlein, der inzwischen eine ganze Reihe von einstweiligen Verfügungen und Urteile für die TE­LIS FINANZ gegen die ASG finanz GmbH und einzelne ASG-Vermittlern wegen Verstoßes gegen das Konkurrenzverbot, mit dabei erfolgten Versicherungsumdeckungen insbesondere hin zur Zurich, vor den Landgerichten Landshut und Regensburg erwirken konnte, stellt fest: "Die EBCON Akademie bietet auf ihrer Homepage als Karriere u. a. die Stelle einer Fachdozentin der Europäi­schen Verbraucherberatung für Gesundheit & Schönheit an und ist offenbar dazu übergegangen, ihre Qualitätssiegel der Europäischen Verbraucherberatung nicht nur für Gesundheit & Schönheit zu verleihen, sondern hat nun offenbar ihr Herz für den Finanzdienstleistungsmarkt entdeckt. – Da kann man nur gratulieren." Gratulieren könnten eigentlich die ASG-Oberen auch Klaus Bolz und dem gesamten TELIS-Team, schließ­lich scheint man den Regensburger Vertrieb intern zur eigenen "Benchmark" erklärt zu haben. Was nachzuvollziehen ist, wenn man anhand der Geschäftszahlen 2009 der beiden Unternehmen nur einmal das ausgewiesene Eigenkapital gegenüberstellt: ++ Telis (31,2 Mio. €) ++ ASG (2,2 Mio. €). Rechtsanwalt Heberlein nimmt die Abwerbungsaktionen sportlich: "Konkurrenz und Abwerbung sind auch im Finanzvertrieb ein Merkmal eines freien Marktes. Wer sich dabei aber konsequent unseriöser und rechtswidriger Praktiken sowie dubioser Helfershelfer bedient, wird sich auf diese Weise nicht nur gegenüber seinen Konkurrenten, sondern zu gegebener Zeit auch gegenüber seinen Mitarbeitern verhalten. Möglicherweise sollte die ASG-Gruppe einen von ihrem 'sauberen' Herrn Dr. Kletsch angebotenen Ausbildungslehrgang zum 'EU-Fachberater Reinigung & Hygiene' belegen."

'k-mi'-Fazit: Eigentlich könnte die TELIS FINANZ darauf stolz sein, wenn ein Konkurrent wie die ASG das eigene Beratungssystem nacheifert, weil dies meist die beste Bestätigung dafür darstellt, dass man selbst alles richtig macht. Aber dennoch sind dauerhafte Abwerbungsversuche für jeden Betroffenen, selbst wenn diese von jemandem kommen, der seinen eigenen Zielen ständig hinterherläuft, irgendwann nur noch störend. Ob die ASG oder ein dahinter steckender Dritter damit etwa noch weiterreichende Ziele mit den Dauer-Attacken verfolgt? 'k-mi' hakt sicherheitshalber mal bei der Zurich nach.

 

Lesen Sie hier mehr zur ASG

Lesen Sie hier mehr zu TELIS

Teilen Sie diese Neuigkeit in Ihrem Netzwerk