Das Datum 16.05.2025 wird den Anlegern und Vertrieben sowie Beobachtern des Leonidas-Skandals in Erinnerung bleiben. Es stellt einen gravierenden Einschnitt dar. Die Interessengemeinschaft der Leonidas-Anleger IG-LEO fordert an eben jenem vergangenen Freitag in einem Rundschreiben die Absetzung der bisherigen Sanierungs-Geschäftsführung CAV Partners AG bzw. von deren Geschäftsführer Thomas Hartauer und Hubertus Päffgen aus ihren Funktionen bei Leonidas. Erst im Laufe des Jahres 2023 hatte die CAV bzw. Adverto in 13 von 16 Fonds bzw. Kapitalanlagen der Leonidas Associates AG die Geschäftsführung übernommen. Nun heißt es plötzlich auf der Homepage der IG Leo "vertraut – verraten – verbrannt: Warum Hartauer und Päffgen jetzt gehen müssen“. Schon im März 2025 hatte es einen – u. a. von der IG LEO unterstützten – ersten Versuch gegeben, die CAV abzusetzen (vgl. 'k-mi' 13/25).
Entscheidend zum Verständnis bzw. zur Einordnung der Vorgänge ist vor allem die Vorgeschichte: Die IG LEO hatte massiv für die Einsetzung der CAV bei Leonidas getrommelt: "Wir hatten uns bewusst für eine seriöse und verantwortungsvolle Geschäftsführung unter der Führung der CAV entschieden“, betonte die IG LEO noch am 26.07.2023 in einer Mitteilung, die breitenwirksam über den News-Dienst EQS lanciert wurde. Flankiert wurden diese Aktivitäten seitens der IG LEO von einem medialen Sperrfeuer gegen die HTB, die von Anfang 2022 bis ca. Mitte 2023 in 12 Leonidas-Fonds als Saniererin tätig war (vgl. 'k-mi' 44/21): So heißt es bspw. in der eben schon zitierten Mitteilung der IG LEO: "IG-Leonidas kritisiert HTB Bremen wegen Missmanagement und Vetternwirtschaft“. Nach Auffassung von 'k-mi‘ handelte es sich aber überwiegend um diffuse Vorwürfe gegen die HTB, teilweise erkennbar an den Haaren herbeigezogen und interessengeleitet (vgl. 'k-mi‘ 06, 38/22, 36, 38/23).
Ordentlich mitgemischt bei dieser Kampagne gegen die HTB – vorgeblich im Interesse der Anleger – hat der Fondsjournalist Stefan Loipfinger. "Das Fondsmanagement der Re:Fonds (vormals HTB Renewable) hat versagt (…) Das neue gewählte Fondsmanagement der CAV Partners musste sich mit Unterstützung der IG-LEO den Weg erst mühsam freikämpfen“, schrieb dieser z. B. am 14.12.2023. Zuvor – im Juli 2023 –organisierte Loipfinger per Musterbrief-Vorlage eine Beschwerde über die HTB bei der BaFin wegen ihrer Tätigkeit bei Leonidas. Auch Loipfingers, nun von ihm offengelegte, Doppelfunktion als Beirat in 2 Leonidas-Fonds auf der einen Seite und als Medien-Berichterstatter auf der anderen Seite und damit seine Rolle in der Affäre wird u. E. zunehmend zu hinterfragen sein. Denn nun stehen sowohl die Anleger-Interessengemeinschaft IG LEO als auch der aktivistische Fondsjournalist Loipfinger zunächst vor dem Scherbenhaufen ihrer Kampagne gegen die HTB: Letztere ist raus und die CAV gerät nun ins Zwielicht bzw. droht ihr ein Vertrauensverlust. Wer soll die Sanierung der Fonds im Sinne der Anleger nun eigentlich übernehmen?
Aber was wirft die IG LEO der CAV, der sie mit ihrer Kampagne gegen die HTB erst ins Amt verholfen hat, nun eigentlich vor? Ausschlaggebend ist ein Vorgang, der ausgerechnet durch die HTB aufgedeckt und ins Rollen gebracht wurde: Im Juni 2022 deckte HTB auf, dass bei den diversen Leonidas-Fonds in Frankreich der Verbleib bzw. die Mittelverwendung von 17,5 Mio. € ernste Fragen aufwirft. Hierzu wurde in Frankreich eine Pilotklage initiiert. Laut Mitteilung von HTB zu den Anspruchsgegnern sollten "nicht unerhebliche Rückforderungsansprüche gegen verschiedene Personen und Unternehmen bestehen, zu denen namentlich Frau Antje Grieseler und Herr Max-Robert Hug zählen“ (vgl. 'k-mi 38/22). Der Vorwurf der IG LEO nun gegenüber der CAV: Zum Zeitpunkt, als die CAV schon die Leonidas-Fonds übernommen hatte, hat sie noch an der Erstellung einer Verteidigungsschrift zugunsten von Max Hug gegen die Ansprüche der Fonds mitgewirkt und dieses Gutachten auch noch über die Fonds abrechnen lassen. Hierzu schreibt die IG LEO am 16.5.2025: "Unsere Fonds Leonidas 10 bis 14 führten bekanntermaßen in Frankreich Klageverfahren gegen die RoMax AG, Herrn Max Hug, die Vetterli AG, Frau Antje Grieseler und weitere Beklagte (französische Verfahren). Der zentrale Vorwurf: überhöhte oder unberechtigte Initiatorenzahlungen, nicht erbrachte Leistungen sowie doppelte Vergütungen. Die damals kommunizierten Zahlungen: rund 17 Millionen Euro. Eingeleitet wurden diese Verfahren ursprünglich durch die HTB-Gruppe bzw. die Re:Fonds GmbH (…) Mit ihrer Bestellung übernahmen Hartauer und Päffgen die organschaftliche Verantwortung für sämtliche Geschäfte, einschließlich der fortgeführten Klageverfahren in Frankreich.“
Weiter heißt es im Rundschreiben der IG LEO vom letzten Freitag: "Bereits am 16. Februar 2023 begann der heutige Fonds- und CAV-Anwalt RA Richard Notz – Off Counsel bei LUTZ | ABEL – mit der Erstellung einer am Ende 83-seitigen Verteidigungsschrift für seinen langjährigen Freund Max Hug (…) Am 2. September 2023 leitete Notz den Entwurf an Thomas Hartauer und Hubertus Päffgen weiter. Das der Anlage beigefügte PDF trug auf dem Deckblatt den Vermerk 'im Auftrag der CAV Partners AG‘, der Dateiname lautete auf 'Verteidigung‘. Die CAV trat damit als Auftraggeber eines Gutachtens auf, das der Entlastung von Max Hug dienen sollte. Zu einem Zeitpunkt, als Hartauer und Päffgen bereits als Geschäftsführer der gegen Hug klagenden Fonds bestellt waren. Die sodann zurückübermittelten PDF-Fassungen zeigen: Hartauer und Päffgen griffen in das Dokument ein, indem sie kommentierten und überarbeiteten. Das Verteidigungsgutachten wurde damit nicht nur von Notz, sondern unter aktiver Mitwirkung unserer Geschäftsführer erstellt.“ Ein Vorgang mit "schwerwiegenden“ Implikationen, so die IG LEO: "Die beiden Geschäftsführer unterstützten aktiv die Verteidigung eines Hauptgegners/Beklagten unserer Fonds und zementierten damit die Grundlage für ihren späteren Durchgriff auf die Fonds. Am 29. Mai 2024 wies das Handelsgericht Reims die Ansprüche des Fonds Leo 16 gegen Grieseler, Hug, u. a. mit der Begründung ab, sämtliche Ansprüche seien nach französischem Recht verjährt – ohne inhaltliche Auseinandersetzung mit den von RA Notz formulierten Einwendungen. Diese Entscheidung nutzten Thomas Hartauer und Hubertus Päffgen, um auch die Verfahren der Fonds Leo 10 bis 14 in Frankreich zu beenden. Informiert über diese Vorgeschichte und eingebunden in das wann und wie, wurden die Beiräte nicht. Ein ordentlicher Bericht an uns Anleger: Fehlanzeige.“
Die Vorwürfe der IG LEO sind äußerst brisant und nach unserer Kenntnis auch nicht einfach aus der Luft gegriffen. Sofern die Vorwürfe strafrechtlich relevant sind (Untreue und Parteiverrat), gilt für die Betroffenen natürlich bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung. Natürlich haben wir auch die CAV hierzu zur Stellungnahme aufgefordert. Gegenüber 'k-mi' erklärt die CAV, dass man sich dazu derzeit nicht äußert, da man in den nächsten Tagen zunächst die Beiräte informieren will. In einem "Newsletter“ schreibt die CAV dazu u. a.: "Wir werden den wohl von Herrn Wittmann ausgearbeiteten Behauptungen nachgehen. Wir werden die zugrundeliegenden Sachverhalte aufklären und eine Beurteilung erstellen. Dann wird dies in geeigneter Weise mit den Beiräten besprochen und man wird sehen, welche Konsequenzen geboten sind. Schon nach kurzem Blick fällt uns mit unserem Wissen als Geschäftsführer allerdings auf, was an der Darstellung der IG-Leo sehr zweifelhaft und nicht stimmig ist. Wir hoffen, dass wir Sie bald informieren können, was es mit den Vorwürfen auf sich hat und wie sich die Lage tatsächlich darstellt.“
'k-mi'-Fazit: Spätestens jetzt stellt sich heraus, wie von 'k-mi' prognostiziert, dass die HTB die letzte Chance der Anleger auf eine Sanierung gewesen sein könnte. In 'k-mi 38/23 schrieben wir zu deren Ablösung: "Fallen Leonidas-Fonds wieder zurück an Alt-Strippenzieher?“ Sofern die aktuellen Vorwürfe sich erhärten, dürfte genau das nun der Fall sein. Klar ist aber jetzt schon: Die inzwischen undurchschaubare Gemengelage aus Doppelfunktionen, Verstrickungen, Rufschädigungskampagnen und Interessenkonflikten schafft ein derzeit äußerst intransparantes Umfeld, das eine Sanierung erschwert, wenn nicht sogar faktisch unmöglich macht.