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Jagdfeld will eine Milliarde Euro Schadenersatz

"Adlon-Gründer fordert eine Milliarde Euro" verkündete die Bild-Zeitung am 05.02.2018. Mit diesem Paukenschlag setzte sich Anno August Jagdfeld zu Beginn der Fortsetzung seiner Prozesse (Az. 2 O 387/14 und 2 O 401/14) gegen die SIGNAL IDUNA AG, die u. a. als Mitglied der Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger GbR verklagt wird, in Szene. Bislang ging es nur um 'bescheidene' 536 Mio. € (vgl. 'k-mi' 28, 51/16 u. 02/18). Doch Bescheidenheit ist uns bislang bei Jagdfeld noch nicht als Tugend aufgefallen. Im Kosmos des (ehemaligen) Immobilien-Sonnenkönigs dreht sich wohl alles und jeder um ihn. In dieser Gedankenwelt mag es folgerichtig sein, dass an den teils katastrophalen Ergebnissen, bei denen abertausende Anleger massive Verluste erlitten, nur andere, vielleicht sogar Böse Mächte Schuld sein können. So kommt Jagdfeld wohl auf die (Klage-)Idee, die SIGNAL IDUNA habe mit der Schutzgemeinschaft eine Rufmordkampagne gegen ihn geplant.

Die Verhältnisse aus Sicht des Versicherers rückt Ulrich Leitermann, heutiger VV der SIGNAL IDUNA und damals zuständiger Finanz-Vorstand, mit harten Fakten zurecht: "Ich hatte damals als Vorstand für diesen Bereich Anlagen in einer Größenordnung von mehr als 40 Milliarden € zu verantworten. Über Tochtergesellschaften waren nochmals 20 Milliarden investiert. Zudem war ich damals in der Hauptsache mit der Entflechtung vom Deutschen Ring sowie den weitreichenden Folgen der Finanzkrise insbesondere der Staatsschuldenkrise und der Zinskrise befasst. Die Beteiligung am Adlon mit ihren 5 Mio. € machte nur rund 0,01 % unseres Portfolios aus, mit der ich mich schon unter Effizienzgesichtspunkten nicht intensiver befassen kann. Da ist der Vorwurf, wir hätten eine Rufmordkampagne gegen Herrn Jagdfeld geplant, vollkommen absurd." Doch Jagdfeld und seine Anwälte lassen nicht locker und haken bei Leitermann im Dortmunder Gerichtssaal nach, bis der deutlich wird: "Mit Verlaub, Herr Jagdfeld, Sie waren für unser Haus nicht wichtig genug." Die Vorgänge ganz genau schildern lässt sich auch der Vorsitzende Richter Willi Pawel in der stundenlangen Befragung des Signal Iduna Chefs. "Klaus-Dietrich Schrepp, zuständiger Leiter für die Kapitalanlagen, kam auf mich zu, dass er von der Schutzgemeinschaft auf einen Beitritt angesprochen wurde. Bei den im Adlon angelegten 5 Mio. € handelt es sich um Geld unserer Versicherten. Da haben wir die Pflicht, fragwürdigen Vorgängen nachzugehen. Das waren beim Adlon der Pachtzinsverzicht gegenüber der mit der Familie Jagdfeld verbundenen Gesellschaft und die erlassene Platzierungsgarantie", so Leitermann, der auf Nachfrage aus seiner Sicht die Gründe, die für den Beitritt zur Schutzgemeinschaft sprachen, ergänzt: "Es handelte sich mit Probandt & Partner um eine renommierte Kanzlei, deren Rechtsanwalt war mit der Sache schon befasst, und über eine Gemeinschaft bestand die Möglichkeit, bei den Gesellschafterversammlungen gewisse Quoren zu erreichen." Das dürfen auch viele der über 200 Anleger so gesehen haben, die sich in der von RA Thomas A. Fritsch geführten Schutzgemeinschaft zusammengefunden haben. Dass sich jetzt die SIGNAL IDUNA als Mitglied der Schutzgemeinschaft einige wenige, übers Ziel hinausgeschossene Äußerungen von RA Fritsch zurechnen lassen und dafür bis zu einer Milliarde Euro Schadenersatz zahlen soll, ist wohl nicht nur für die meisten Mitglieder der Schutzgemeinschaft nicht nachvollziehbar.

Ein Knackpunkt könnte dabei die Frage sein, ob die SIGNAL IDUNA Gründerin oder lediglich Mitglied der Schutzgemeinschaft war. Bislang fanden sich für eine Rolle als Gründerin im Prozess wohl keine nach-vollziehbaren Anhaltspunkte. Deshalb behaupten die Jagdfeld-Anwälte nun, die SIGNAL IDUNA hätte im Prozess bewusst falsch vorgetragen. "Aus unserer Sicht ist der Vorwurf des Prozessbetruges ein durchsichtiges Manöver der Anwälte von Anno August Jagdfeld", sagt Edzard Bennmann, Pressesprecher der SIGNAL IDUNA. "Den Anwälten von Anno August Jagdfeld ist es in den Zeugenbefragungen der letzten Tage vor dem Landgericht Dortmund durchgängig nicht gelungen, ihren Vorwurf eines Rufmordes an Anno August Jagdfeld durch die SIGNAL IDUNA auch nur im Ansatz zu erhärten. Vielmehr wurde klar, dass dieser Vorwurf absolut haltlos ist. Daher wird nun eine Strafanzeige wegen Prozessbetrug angekündigt, um trotzdem den Druck auf die SIGNAL IDUNA aufrecht-zuerhalten." Und auch in einem anderen wichtigen Punkt ist Jagdfeld in die Defensive geraten. Der Richter hat Zweifel daran, ob Jagdfeld im Namen des Fundus Fonds 31 Hotel Adlon die Anlegerin SIGNAL IDUNA ohne entsprechenden Gesellschafterbeschluss hätte verklagen können. Scheitert die Klage an der Formalie, dürfte höchst spannend werden, wer den Schaden dafür trägt – der Fonds oder Jagdfeld? Wetten darauf, dass Jagdfeld dann Verantwortung und Kosten übernimmt, würden wir jedenfalls nicht!

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