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Neue Studie: Beratungslücke in Großbritannien weitet sich aus

Schlechte Nachrichten für Verbraucherschutz-Lobbyisten und den vzbv: Eine neue Studie aus Großbritannien belegt im Zusammenhang mit dem dortigen Provisionsverbot das Entstehen bzw. die Ausweitung einer Beratungslücke, des sog. 'advice gap'. Die neuen Daten dürften den Verbraucherschutz-Lobbyisten ein bequemes Propaganda-Instrument aus der Hand schlagen: Mit ihren Fake-News über die angeblich paradiesischen Zustände in England kämpfen Verbraucherschützer hierzulande für ein Provisionsverbot! Wirklich schlechte Nachrichten birgt die neue Umfrage allerdings für britische Verbraucher: Die repräsentative Studie wurde im Auftrag der Bratungsgesellschaft OpenMoney von YouGov im Januar 2019 durchgeführt. Die Gesamtstichprobengröße bestand aus 2.088 britischen Erwachsenen.

Schon in der Beschreibung der Ausgangslage sowie des Umfragegenstands sprechen die Auftraggeber Klartext (Übersetzung durch 'k-mi'): "Personen, die in die 'finanzielle Beratungslücke' fallen, gelten in der Regel als solche, die von Finanz-Beratung profitieren würden, um ihren langfristigen finanziellen Bedarf zu decken, aber nicht in der Lage sind, dafür zu bezahlen. Der im Dezember 2012 in Kraft getretenen Retail Distribution Review (RDR) wird häufig vorgeworfen, die Beratungslücke geschaffen zu haben oder zumindest dazu beizutragen (...) Diese neuen Regeln zwangen Massenmarktanbieter wie Banken, den Bereich der Finanzberatung zu verlassen. Finanzberater, die nach der RDR erfolgreich waren, sind im Allgemeinen in Richtung des reicheren Endes des Marktes gewandert, um weiterhin profitabel zu bleiben angesichts der teuren Regulierungs- und Personalkosten. In einer Umfrage, die 2016 im Auftrag der Association of Professional Financial Advisers durchgeführt wurde, sagten 69 % der Berater, sie hätten in den letzten 12 Monaten potenzielle Kunden abgewiesen. Der häufigste Grund dafür war die Erschwinglichkeit ('affordability'). 43 % der Berater lehnten Kunden ab und gaben an, dass die angebotenen Beratungsleistungen unter den gegebenen Umständen dieser Kunden nicht wirtschaftlich gewesen wären."

Die aktuelle Studie belegt nun, dass sich diese ohnehin ungünstige Ausgangslage noch einmal verschlechtert hat: Die Umfrage nimmt dabei u. a. zwei Formen der Beratungslücke unter die Lupe: Die sog. 'affordable advice gap' betrifft Verbraucher, die bereit sind, für Beratung zu zahlen, diese aber für zu teuer halten. Die sog. 'free advice gap' wirkt sich auf diejenigen aus, die Beratung wünschen, diese aber nicht bezahlen können und sich dessen nicht bewusst oder nicht in der Lage sind, auf kostenlose Dienste zuzugreifen. Laut der aktuellen Studie haben sich diese beiden Formen der Beratungslücke zwischen 2015 und 2019 "signifikant" ausgeweitet: Zur Verdeutlichung haben die Initiatoren der Studie die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet: "Rund 400.000 Personen mehr fallen in die 'affordable advice gap' als im Jahr 2015. Die Forschung legt nahe, dass bis zu 5,8 Millionen Menschen bereit wären, für Beratung zu zahlen, wenn die wahrgenommenen Kosten geringer wären." Die sog. 'free advice gap' "hat in den letzten vier Jahren um über 5 Millionen Menschen zugenommen. Wir haben festgestellt, dass in den letzten zwei Jahren bis zu 19,8 Millionen Menschen keine kostenlose Beratung erhalten haben."

Die Studie unter dem Titel 'The UK Advice Gap' hat ebenfalls Personen befragt, die in den letzten zwei Jahren nicht für Beratung bezahlt hatten, wie wahrscheinlich dies in Zukunft sein würde. Nur 10 % gaben dazu 'wahrscheinlich' an und nur 1 % 'sehr wahrscheinlich' für eine Finanz-Beratung zu zahlen. Die Personengruppe von ca. 75 %, die mit 'unwahrscheinlich' antwortete (der zu 100 % fehlende Rest gab 'weiß nicht' an), wurde zudem nach den Gründen befragt:  ++ 35 % dieser Gruppe antworteten, dass sie grundsätzlich niemals für eine Beratung zahlen würden  ++ 20 % gaben an, dass sie dazu mehr verdienen müssten und  ++ 17 % antworten, dass die Honorare niedriger sein müssten. Durchweg gab die Mehrheit der Befragten an, nur eine 'Maximum advice fee' von bis zu 99 Pfund zahlen zu wollen. Dies erscheint uns keine Grundlage zu sein, auf der sich eine landesweite Honorarberater-Industrie etablieren könnte. Die Zahlen beweisen daher vor allem, wie bedenklich ein Provisionsverbot wirklich ist: Die Schnittmenge von Honorarberatern und entsprechend willigen und solventen Kunden ist viel zu klein, um eine flächendeckende Finanzberatung gewährleisten zu können.

'k-mi'-Fazit: Wenn Verbraucher in wichtigen Fragen ihrer persönlichen Finanzen und der Altersvorsorge keine Honorar-Beratung in Anspruch nehmen (können), liegt das zwar nicht immer nur allein an den Kosten. Die Studie führt zwei weitere Fallgruppen von Personen auf, die aufgrund der Unkenntnis von Hilfeleistungen oder des eigenen Beratungsbedarfs keine Beratung in Anspruch nehmen. Fakt ist allerdings, dass sich die Beratungslücke in Großbritannien seit Einführung des Provisionsverbots immer weiter ausweitet! Die bisherigen Gegenmaßnahmen der britischen Regierung – staatliche Beratungsangebote, Steueranreize und Rentenvorschüsse zur Subventionierung von Honoraren sowie der immer umstrittenere Einsatz von Robo-Advisern – laufen offenbar ins Leere! Wie schief die Debatte in Deutschland hierzu durch die ideologischen Phrasen und Scheuklappen der Verbraucherschützer läuft, zeigt sich auch daran, dass diese schon die Existenz einer Beratungslücke in UK abstreiten. Die britische Finanzaufsicht FCA gab aber zudem nun bekannt, dass sie momentan u. a. das Provisionsverbot im Rahmen der sog. Retail Distribution Review (RDR) und der Financial Advice Market Review (FAMR) evaluiert. Dies geschieht sicherlich nicht deshalb, weil man dort Langeweile hat. Ergebnisse der FCA-Evaluierung werden in 2020 erwartet. Warten wir ab, ob die Briten dann nicht nur der EU, sondern auch dem Provisionsverbot wieder Good-bye sagen!

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