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NÜRNBERGER Pensionsfonds AG: Missmanagement!

Wer wie die NÜRNBERGER, unter Führung ihres Vorstandsvorsitzenden Dr. Armin Zitzmann verspricht, zu den Besten im Markt gehören zu wollen, muss sich an seinen Worten auch messen lassen. Die fränkische Versicherungsgruppe zählt sich zu den Qualitätsversicherern und strebt gar "die Qualitätsführerschaft über die gesamte Wertschöpfungskette an". Alles heiße Luft? Schließlich haben 'k-mi'-Leser dem Management dieses Versicherers erst kürzlich die Schulnote 'Mangelhaft' attestiert (vgl. 'k-mi' Sp 23/16). Blicken wir zwecks Aufklärung zunächst in die zuletzt veröffentlichte Bilanz der NÜRNBERGER Pensionsfonds AG für das Geschäftsjahr 2014. Dort heißt es: "Unsere Kernkompetenzen sind das private und das mittelständisch geprägte gewerbliche Versicherungsgeschäft sowie das Geschäft mit berufsständischen Versorgungseinrichtungen. Für diese Zielgruppen haben wir eine umfassende und bedarfsgerechte Produktpalette entwickelt." Zum Anspruch des Versicherers gehört es "maßgeschneiderte, individuelle Lösungen anzubieten" mit "einer exzellenten, ganzheitlichen Beratung und Betreuung unserer Kunden", als "das wichtigste Verkaufskriterium für unsere Produkte". "Die besondere Beratungskompetenz der NÜRNBERGER ist ein maßgebliches Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb." Bevor bei Ihnen als 'kleiner Versicherungsmakler oder Anlageberater' gar Minderwertigkeitsgefühle in Bezug auf Ihre eigene Kundenberatung aufkommen bzw. bevor Sie oder Ihre Kunden sich von diesen Phrasen blenden lassen, sollten Sie unbedingt auch wissen, mit welcher tatsächlichen Kompetenz dieser Anbieter arbeitet:

In einer Kundeninformation der NÜRNBERGER Pensionsfonds AG von September 2015 heißt es zum 'Spezialfonds: Strategie Wachstum': "Die NÜRNBERGER Pensionsfonds AG greift bei der Strategie Wachstum auf weltweit investierende Fonds zurück." Hört sich unzweifelhaft nach einer breiten Streuung an. Weiter entnehmen wir dieser Kundeninformation: "Hierbei investiert die NÜRNBERGER Pensionsfonds AG in eine Vielzahl weltweiter Unternehmen, um einerseits die Möglichkeiten in Wachstumsmärkte zu nutzen, gleichzeitig aber die Risiken so weit wie möglich zu streuen." Wenn sich ein Investor bei derartigen Angaben nicht wohl fühlt, wann eigentlich dann? Sofern denn auch alles so aktiv und mit der versprochenen Fachkompetenz gemanagt wird, wie dieser Versicherer mit seiner Gesamtdarstellung bewusst den Anschein zu erwecken versucht.

Im Mai 2016 erhielten die Pensionsfondssparer ihre jährliche Standmitteilung für die Pensionsfondszusage – aus unserer Sicht zeitlich zwar reichlich spät, aber darüber wollen wir an dieser Stelle hinwegsehen. Viel interessanter jedoch ist, dass man in dieser Mitteilung im Gegensatz zu den vorvertraglichen Kundeninformationen erfährt, in welche Fonds die NÜRNBERGER eigentlich die Pensionsgelder anlegt. Und zwar in dem uns vorliegenden Fall des 'Spezialfonds: Strategie Wachstum' in ganze zwei Anlagen!!! Zum einen zu 30 % in den WKN: AOMMTV/HSBC INKA Nue. Pen. St. Ert. Zum anderen zu 70 % in den WKN: 941034/Templeton Growth (Euro) Fund. Nur wieso verlässt sich ein Pensionsfonds, wo doch in­zwischen heute fast schon jeder Grundschüler vom Wörtchen Risikostreuung etwas gehört haben dürfte, derart einseitig auf nur zwei Investmentfonds-Partner? Beim Templeton Growth, dem Schwergewicht dieses Investments, sogar auf einen Investmentfonds, der jedem Privatanleger mit einem Ausgabeaufschlag von 5,54 % bei laufenden Kosten im Jahr 2015 in Höhe von 1,83 % offensteht. An einer besonders erfolgreichen Performance-Vergangenheit kann es jedenfalls nicht liegen. Dem Morningstar-Report vom 25.04.2016 entnehmen wir zu dieser Anlage: "In den letzten fünf Jahren lag die Rendite des Fonds nahe am Durchschnitt der Kategorie, jedoch mehr als zwei Prozentpunkte p. a. hinter der Benchmark zurück. Der Fonds, der seit Auflegung die gleiche Strategie verwendet, hat auch in anderen Zeiträumen durchwachsene Ergebnisse erzielt. In den letzten zehn Jahren schnitt er unterdurchschnittlich ab (…)." Ein Publikumsfonds mit mittelmäßiger Leistung ist dem 'Qualitätsversicherer' NÜRNBERGER gut genug, um hier völlig einseitig Pensionssummen, die ihr im sechsstelligen oder darüber hinausgehenden Bereich von Einzelkunden zur Verfügung gestellt werden, zu lenken? Der Templeton Growth-Fonds trug dazu bei, dass im 2. Halbjahr 2015 dieser Spezialfonds der NV ins Minus rutschte. Für Kunden, die in dieser Pensions-Anlage ein wichtiges Standbein ihrer Altersabsicherung sehen, ein kleiner Schock, wie man sich leicht ausrechnen kann. Besonders für jene, die in der zweiten Jahreshälfte hier eingestiegen sind. Doch was machen in dieser Situation die Kontrolleure der NÜRNBERGER? Die Antwort ist schnell gesagt. Sie machen nichts! Verlustbegrenzung oder vielleicht neue Risikostreuung – davon ist weit und breit nichts zu sehen! 

Soweit so schlecht. Es kommt leider noch schlimmer. Während der NV-Pensionsfonds beim Templeton Growth in den Teilfonds Klasse A für Privatanleger investierte, hält der gleiche Investmentfonds auch mit einem Teilfonds der Klasse I eine Tranche (WKN 941035) für institutionelle Investoren bereit, die ab 5 Mio. € Mindestanlage dort einsteigen können! Hält sich die NÜRNBERGER etwa nicht für kompetent genug, um als großer Investor im Markt aufzutreten? Oder handelt es sich um einen blöden Lapsus der Manager? Kaum anzunehmen. Die Antwort dürfte aus unserer Sicht eher in den Gebühren zu finden sein. Während die institutionelle Tranche keinen Ausgabenaufschlag kennt, berechnet diese auch deutlich weniger an laufenden Kosten, in 2015 waren es 0,97 %, gegenüber den erwähnten 1,83 % der Schwestertranche. Was sich zugleich auch an der Jahresperformance beider Teilfonds in 2015 zeigt. Der Publikumsfonds weist 2,9 % aus, der institutionelle mit 3,8 % fast einen ganzen Prozentpunkt mehr. 

Als betroffener Anlageberater stehen Sie vor einem Berg voller Fragen:  ++ Wie kann es sein, dass der NÜRNBERGER Pensionsfonds AG 'Spezialfonds: Strategie Wachstum' sein Investment mit HSBC INKA Nue. Pen. St. Ert. und Templeton Growth (Euro) Fund gerade einmal auf zwei externe Investmentfondsstandbeine stützt?  ++ Nach welchen Auswahlkriterien ist die NV auf diese beiden Investments gestoßen?  ++ Weshalb soll ein Investor überhaupt den Anlageweg über die NÜRNBERGER Pensionsfonds AG wählen, statt selbst x-beliebige Anlagen im Markt auszuwählen?  ++ Inwiefern stellt ein Publikumsfonds das richtige Anlagevehikel für einen Pensionsfonds dar? ++  Erhält die NV Kick-Backs seitens ihrer Zielinvestments, und falls ja, wie hoch belaufen sich diese im Allgemeinen und im Speziellen beim Templeton Growth (Euro) Fund?  ++ Falls Kick-Backs fließen, welcher Kunde ist darüber überhaupt informiert worden?  ++ Richtet die NV ihre Anlageentscheidung für ihre Pensionsfonds mehr nach eigenem Verdienst als nach Erfolgsaussichten für ihre Kunden aus? All diese Fragen haben wir zur Beantwortung auch NV-Boss Dr. Zitzmann vorgelegt. Dessen Antwort hierauf: Schweigen! Seltsam, wo doch diesem selbsternannten Qualitätsversicherer die Kundenzufriedenheit und sein Image angeblich so sehr am Herzen liegen, wie wir dem Geschäftsbericht entnehmen. Der eigene Innen- und Außendienst wie auch die Makler bluten statt dessen unter den konzernweit auferlegten Kosteneinsparungen. Nicht betroffen vom Spardiktat scheinen die Holding-Vorstandsgehälter zu sein – den Erfolgsprämien (wo auch immer dieser Erfolg zu sehen ist) sei Dank. Hier ging es zuletzt in den Mio.-Bereich bergauf (vgl. 'k-mi' 26/16)! In die Vorstandsherzen haben es in­zwischen auch die Kicker des 1. FC Nürnberg geschafft. Für die kommenden drei Jahre schmückt das Logo des Versicherers die Brust der Spieler, wie man vor wenigen Tagen stolz bekannt gab. Man munkelt für einen Betrag von ca. 4,5 Mio. €. Der NV-Betriebsrat soll gute Miene zum bösen Spiel machen, unken Insider, denn dass an anderer Stelle beim Mäzenatentum eingespart wird, ist derzeit nicht zu erkennen. Die fränkischen Gluck-Festspiele lassen hier grüßen (vgl. 'k-mi' 27/16). Auf dass Dr. Zitzmann und seine Freunde in den nächsten Jahren ihre hoffentlich verdiente Abwechslung im VIP-Sesselchen im Städtischen Stadion finden mögen.

'k-mi'-Fazit: Das Trauerspiel rund um die NÜRNBERGER nimmt kein Ende. Ein vormals bedeutender deutscher Maklerversicherer tut sein Bestes, um endgültig die Bodenhaftung samt Realitätsbezug zum Maklermarkt zu verlieren. Wer Qualität predigt, jedoch Leistungen auf Kreisliganiveau abliefert, der sollte sich eher einmal zur Klausur zurückziehen, statt in der Öffentlichkeit den großen Max zu spielen. Ein Versicherer, der unter dem Deckmantel eines Pensionsfonds teurere Publikumsfondsanteile vertickt, der sollte – nein, der müsste sein vorgegebenes Geschäftsmodell mit "maßgeschneiderten, individuellen Lösungen" sofort zum Schutze seiner Kunden beerdigen. Wie lange schauen sich die NV-Aufsichtsräte um deren Vorsitzenden Dr. Detlef Schneidawind, ehemaliges Vorstandsmitglied der Münchner Rück, diese Zustände eigentlich noch an?

Lesen Sie auch unsere weiteren Berichterstattungen zur NÜRNBERGER:

NÜRNBERGER Versicherung: Von allen Sinnen verlassen (kmi-32-16 vom 12.08.2016)

NÜRNBERGER Versicherung und 1. FC Nürnberg – Gleich sucht sich, gleich findet sich:
(kmi-31-16 vom 05.08.2016)

NÜRNBERGER: Sparen beim Vertrieb, Klotzen beim Festspiel? (kmi-27-16 vom 08.07.2016)

NÜRNBERGER: Werden Makler-Bestände eiskalt einkassiert? (kmi-26-16 vom 01.07.2016)

NÜRNBERGER: Wie zufrieden sind Sie mit dem Management des Konzerns und welche Entwicklung
nimmt der Versicherer?
 (kmi-23-16 Ergebnisse Blitzumfrage vom 10.06.2016)

NÜRNBERGER: Wie zufrieden sind Sie mit den Provisionen sowie dem Produktangebot bzw. der
Produktqualität?
 (kmi-22-16 Ergebnisse Blitzumfrage vom 03.06.2016)

NÜRNBERGER: Erfolgte die Reduzierung der Vertriebskosten überhaupt im Sinne des LVRG?
(kmi-21-16 Ergebnisse Blitzumfrage vom 27.05.2016)

NÜRNBERGER: Maklerversicherer adé - Neugeschäft unerwünscht (kmi-20-16 vom 20.05.2016)

NÜRNBERGER: Kostenkarussell dreht sich - zu wessen Vorteil? (kmi-14-16 vom 08.04.2016)

NÜRNBERGER Versicherung: Zitzwie, Zitzwo, Zitzmann (kmi-13-16 vom 01.04.2016)

NÜRNBERGER: Heftige Kritik wegen dekadenter Zustände beim Versicherer
(kmi-21-15 Special vom 22.05.2015)

NÜRNBERGER Versicherung: Wer übernimmt die Macht? (kmi-16-15 vom 17.04.2015)

Umfrage – Wie hält es die NÜRNBERGER VERSICHERUNGS-Gruppe mit dem Thema 'Korruption' 
(kmi-13-15 Special vom 27.03.2015)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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