Anbieter von geschlossenen Sachwert-Beteiligungen und Vermögensanlagen konnten im Jahr 2019 ein Zeichnungskapital i. H. v. 2,127 Mrd. € bei Privatanlegern platzieren. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 34 %. In der untenstehenden Grafik haben wir Ihnen die Platzierungsergebnisse der Sachwerte-Branche bei Privatanlegern der zurückliegenden sechs Jahre dokumentiert: Nachdem 2013 aufgrund des Inkrafttreten des KAGB ein Übergangsjahr darstellte, war für die Branche im Jahr 2014 die Talsohle mit ca. 1 Mrd. € erreicht. In den folgenden Jahren war mit jeweils zweistelligen prozentualen Wachstumsraten eine deutliche Erholung zu verzeichnen, bis im Jahr 2017 die 2 Mrd.-Euro-Grenze (wieder) durchbrochen wurde. Der Rückgang des Zeichnungsvolumens im Jahr 2018 ist nicht zuletzt durch Sondereffekte geprägt: ++ Die Regulierung im Bereich der Vermögensanlagen durch das Kleinanlegerschutzgesetz wirkte nach ++ Es herrschte große Verunsicherung durch die P&R-Pleite ++ Der langjährige Branchenprimus Jamestown hatte keinen Fonds in der Platzierung. Umso erfreulicher ist, dass der Trend im Jahr 2019 wieder nach oben zeigt und sich die bisherige Wachstumsdynamik nach dem Rückschlag im Jahr 2018 wieder fortsetzt.
Diese gilt für den gesamten Sachwertebereich, denn auch bei institutionellen Investoren standen diese hoch im Kurs. Hier steigerte sich das Ergebnis mit 2,425 Mrd. € gegenüber 2018 ebenfalls deutlich. Insgesamt sprang im Sachwertbereich das gemäß unserer Methodik erfasste platzierte Eigenkapital für 2019 auf insgesamt 4,552 Mrd. €! Die Erholung der Branche zeigt sich auch daran, dass die Anbieter aus dem geschlossenen Bereich nicht nur institutionelle Investoren in den Fokus nehmen, sondern auch über weitere Vehikel wie den offenen Publikums-AIF teilweise erhebliche Umsätze generieren. Auch wenn das die Methodik unserer Erhebung erschwert und teilweise Schätzungen und Bereinigungen erfordert, um die Ergebnisse über mehrere Jahre vergleichbar zu machen.
Zu den Zahlen und der Methodik: Die 'k-mi'-Platzierungsstatistik erfasst Zeichnungsvolumina des deutschen Absatzmarktes, die mit geschlossenen Fonds/AIF oder (prospektpflichtigen) Vermögensanlagen erzielt werden. Das bedeutet, es werden (außer Crowdinvestments) solche 'Vehikel' erfasst, die mit § 34f Nr. 2 und 3 GewO vertrieben werden können. Offene Investmentvermögen oder börsennotierte Anleihen, für deren Vertrieb § 34f Nr. 1 GewO oder eine KWG-Erlaubnis erforderlich ist, werden von unserer Statistik nicht berücksichtigt. Sofern Anbieter jedoch entsprechende 'offene' Angebote platziert haben, vermelden wir sie an dieser Stelle nachrichtlich, wenn ein Sachwerte-Bezug vorliegt. In der 'k-mi'-Platzierungsstatistik sind alle relevanten Anbieter der Vorjahre enthalten mit Ausnahme von Buss, CH2/Boxdirekt und HEH. Diese Anbieter hatten in 2019 kein Angebot in der Platzierung, haben aber wieder neue Produkte angekündigt. Keine Umsätze hat Patrizia für 2019 vermeldet, wobei dieser Anbieter erst zum 18.02.2020 vorläufige Konzern-Zahlen bekanntgeben will. WealthCap gibt wie im Vorjahr als Mitglied der UniCredit-Gruppe ebenfalls keine Segment-Umsatzzahlen bekannt und geht daher ebenfalls nicht in die Auswertung ein.
Bei den Anlagevehikeln (s. Tabelle links) ist der Geschlossene Publikums-AIF mit einem 60-%-Anteil der dominierende Fondstyp, der relative Anteil entspricht 2018 (59 %). Das absolute Volumen von Publikums-AIF im Jahr 2019 ist allerdings mit 1,283 Mrd. € um etwa 475 Mio. € deutlich höher als im Vorjahr! Analog gilt dies für die übrigen Anlageformen: Der prozentuale Anteil ist vergleichbar mit dem Vorjahr, das Volumen liegt jedoch meistens höher. Die Ausnahme bilden die Direktinvestments, die sich nach Anteil und Volumen in etwa halbieren.
Bei der größten Klasse der Anlagevehikel – den Publikums-AIF (s. nebenstehende Tabelle) – ist der umsatzstärkste Anbieter in 2019 die Deutsche Finance Group vor ZBI, Jamestown (US-$ umgerechnet) und PROJECT. Neuling und damit Aufsteiger des Jahres in den 'Top 5' der Publikums-AIF im Jahr 2019 ist Primus Valor. Blickt man weiter, werden die Top Ten komplettiert von BVT, IMMAC, ILG, RWB und Habona.
Im vollregulierten KAGB-Bereich (s. untenstehende Tabelle) hat auch bei den institutionellen Platzierungen die Deutsche Finance Group mit 1,2 Mrd. € im Jahr 2019 die Nase vorn, gefolgt von Hahn, ZBI, ILG und PROJECT. Hier kommen neben individuell strukturierten Mandaten vor allem der geschlossene Spezial-AIF sowie der Offene Spezial-AIF zum Einsatz. Im Unterschied zum Publikumssegment erfassen wir den Offenen Spezial-AIF hier in unserer Statistik, da dieser bspw. mit einigen wenigen institutionellen Anlegern keinen wirklich fungiblen Charakter hat.
Weitere Umsätze wurden uns für 2019 u. a. mit offenen Fonds und Anleihen gemeldet, die wir hier ergänzen: ++ ZBI hat gemeinsam mit Union Investment den Offenen Publikums-AIF UniImmo: Wohnen ZBI aufgelegt. Dieser konnte in 2019 Mittelzuflüsse von 2,05 Mrd. € verbuchen ++ Habona hat mit IntReal den Offenen Publikums-AIF Habona Nahversorgungsfonds Deutschland in den Vertrieb geschickt. In 2019 betrug der Mittelzufluss hierfür 22,83 Mio. €. Der Trend zum Offenen Publikums-AIF bzw. zum Offenen Immobilienfonds ist beachtlich, stand doch diese Produktgattung 2012 schon vor dem Aus: Laut Diskussionsentwurf für das AIFM-Umsetzungsgesetz, dem 'Vorläufer' zum KAGB, sollten keine neuen Offenen Immobilienfonds mehr zugelassen werden. Im Diskussionsentwurf zur Umsetzung der AIFM-Richtlinie vom Juli 2012 hieß es nämlich: "Immobilienfonds können zukünftig ausschließlich in der Form eines geschlossenen Fonds aufgelegt werden", u. a. aufgrund der "Inkonsistenz zwischen kurzfristiger Rückgabemöglichkeit und langfristiger Anlage in illiquide Vermögensgegenstände". Diese harte Linie des BMF hat sich jedoch im weiteren Verlauf der parlamentarischen Beratungen zum KAGB, an denen auch 'k-mi' als Sachverständige beteiligt war, nicht durchgesetzt
++ Auf offene Vehikel in Kombination mit Versicherungslösungen setzt die RWB Group in Form von "Ergänzungsprodukten". Mit diesen konnte in 2019 RWB 40,47 Mio. € platzieren, darunter 22,75 Mio. € an institutionelle Investoren. Hierzu zählen die RWB Private Capital Police, eine Private Rentenversicherung, die in Private Equity und ETF investiert, in Kooperation mit der Quantum Leben AG, sowie RWB Public Capital Markets, eine ETF-Vermögensverwaltung in Kooperation mit der NFS Hamburger Vermögen GmbH ++ Börsennotierte Anleihen mit Sachwertbezug wurden in 2019 von der Deutschen Lichtmiete emittiert: Die Deutsche Lichtmiete EnergieEffizienzAnleihe 2023 (WKN A2NB9P) wurde in 2019 mit 30 Mio. € platziert, während die Deutsche Lichtmiete EnergieEffizienzAnleihe 2025 (WKN A2TSCP) ein Platzierungs-Volumen von 50 Mio. € in 2019 und 2020 vorsieht ++ Die SKAPA Invest GmbH/te-Gruppe hat zudem in 2019 die (nicht börsennotierte) Anleihe Hansapark Nürnberg (ein Immobilienprojekt) ausgegeben, mit der bis 31.12.2019 rund 6,6 Mio. € vermittelt werden konnte.
'k-mi'-Fazit: Die (geschlossene) Sachwertebranche ist klar im Aufschwung und hat – nach einem Rücksetzer im Jahr 2018 – in 2019 wieder die 2-Milliarden-Schwelle im Privatkundensegment übersprungen. Trotz weiter bestehender regulatorischer Unsicherheiten (BaFin-Aufsicht) wird sich – der Niedrigzinsphase sei es gedankt – der Aufwärtstrend nach unserer Prognose im Produktbereich der AIF fort-setzen. Hier bestehen jedoch weiter politische Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der geplanten GroKo-Maßnahmen (u. a. durch das sog. 'Maßnahmenpaket', vgl. 'k-mi' 33/19) bei den Vermögensanlagen. Deren Entwicklung im Jahr 2019 widmen wir uns in der kommenden 'k-mi'-Ausgabe sowie der Verteilung der Assetklassen im geschlossenen Sachwertebereich. In den folgenden Wochen werfen wir dann jeweils wie gewohnt einen detailliierten Blick in die einzelnen Assetsegmente (Immobilien, Private Equity, Erneuerbare Energien etc.).
Die Auswertungen vergangener Jahre können Sie hier abrufen.