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Allianz-Vertreter statt Makler: Betreuertausch via ‚Meine Allianz‘-Portal? – Teil 1

Die Allianz Versicherungen haben ein Problem mit ihrem „persönlichen Online-Portal ‚Meine Allianz’“. Denn trotz ungekündigtem Maklermandat kann es passieren, dass Kunden nach dem Login unter „Kontakt“ einen Allianzvertreter mit dessen vollumfänglichen Kontaktdaten und ggf. Foto vorfinden. Doch mit dem eingeblendeten Allianzler hat der Kunde gar nichts zu tun. Jedenfalls bisher, denn aus derartigen unzutreffenden (irreführenden?) Kontakt-Angaben könnten Kundenverluste folgen, befürchten Makler.

„Meine Allianz bietet Ihnen einen Online-Versicherungsordner, mit dem Sie Ihre Versicherungsangelegenheiten einfach und bequem erledigen können“, wirbt die Allianz. Doch ist das, was sich hinter ‚Meine Allianz’ verbirgt – brisanterweise offeriert die Allianz den Kunden, dass „Sie auch die Verträge anderer Versicherer hinzufügen“ können –, überhaupt wettbewerbsrechtlich sauber? Mit den Problemen konfrontiert die ‚vt’-Redaktion die für das Maklergeschäft verantwortlichen Allianz-Vorstandsmitglieder Dr. Karl-Walter Gutberlet (Sach) und Dr. Thomas Wiesemann (LV und KV).

Beim ersten Versuch einer Antwort betont die Allianz, das Online-Portal sei „neben Post und Telefonie ein weiterer wichtiger Servicekanal für unsere Kunden. Mit diesem elektronischen Versicherungsordner (zugriffsgeschützt) haben unsere Kunden einen einfachen, sicheren und übersichtlichen digitalen Zugang zu allen relevanten Informationen über ihre Versicherungen, unabhängig davon, ob der Vertrag über einen Versicherungsmakler, Allianz-Vertreter oder online abgeschlossen wurde.“ Schön und gut, aber das hat mit dem von uns angefragten Problem nichts zu tun.

„Zur Orientierung werden dem Kunden eines Allianz-Vertreters die Kontaktdaten dieses Vertreters in Meine Allianz angezeigt“, heißt es weiter, aber auch das bringt keine Antwort auf unsere kritische Anfrage. Immerhin: „Dies bedeutet nicht, dass der Kunde auch alle Verträge bei diesem Vertreter abgeschlossen hat, oder dass dieser angezeigte Vertreter Informationen zu den im Kundenportal enthaltenen Verträgen hat. Die Verträge bleiben in jedem Fall in der ausschließlichen Bestandsführung des vertragsbetreuenden Vermittlers.“

Bis auf Weiteres gehen wir davon aus, dass der unter ‚Kontakt’ angezeigte Allianz-Vertreter keinen Einblick in die Verträge hat, jedenfalls liegen uns dazu keine Beweise vor. Indes ist das mit dem vertragsbetreuenden Vermittler so eine Sache, wenn dem Kunden die falschen Kontaktdaten an die Hand gegeben werden. Denn genau das kann die befürchteten Folgen des Kundenverlustes haben.

„Sofern kein Vertrag eines Kunden durch einen Allianz-Vermittler betreut wird, wird auch kein Allianz-Vertreter angezeigt“, behauptet die Allianz. Doch zugleich muss sie eine „Ausnahme“ einräumen: „Der Kunde ruft über die Internet-Homepage eines Allianz-Vertreters sein Kundenportal Meine Allianz auf.“ Aber damit wird die beim Vertragsspiegel falsche Kontaktangabe nicht richtiger. Obendrein gibt es ein weiteres technisches Problem, das zu den falschen Kontaktangaben führt.

„Ein Nachteil für Versicherungsmakler entsteht somit nicht“, glaubt die Allianz. Allerdings sagt die Allianz auch, dass sie gar kein technisches Problem hat. Mit diesen Antworten der Münchner hat sich die ‚vt’-Redaktion nicht begnügt, sondern weiter gebohrt. Nun ist von ‚Frames’ und ‚Cookies’ die Rede.

In Teil 2 in der ‚vt’-Ausgabe der kommenden Woche lesen Sie darüber mehr und warum wir den falschen Kontaktangaben irreführenden Charakter zusprechen und wettbewerbsrechtlich für unzulässig halten. Und: Wie die ‚vt’-Rechereche erbringt, dass es in internen Allianz-Kreisen schon seit längerem heißt, dass das Thema „bekannt und eskaliert“ ist.

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