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DFV: „Makler als strategisch wichtiger Vertriebsweg“ – Reine Investorenstory?

Wie die DFV Deutsche Familienversicherung AG mitteilt, hat „der führende Direktversicherer“ aus Frankfurt „den Maklervertrieb neu aufgesetzt“ und will „diesen strategisch weiterentwickeln“. Als Direktversicherer vertreibe das Unternehmen seine Produkte zu 90 % online oder direkt. Dennoch sehe das Unternehmen den Maklervertrieb als wichtiges Bindeglied zum Kunden und werde den Vertriebsweg strategisch ausbauen.

„Ich bin von der Zusammenarbeit mit Maklern vollkommen überzeugt. Denn Makler leisten bei der Beratung und Auswahl von Versicherungsprodukten hervorragende Arbeit im Sinne und Interesse der Kunden und finden für ihre Kunden genau das Versicherungsprodukt, welches unter Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse und Lebensziele am besten zu ihnen passt. Gerade deswegen sehe ich ein enormes Potential für den Vertrieb der DFV im Bereich des Maklervertriebs, welches sich positiv auf unseren profitablen Wachstumskurs auswirken wird“, kommentiert DFV-Vertriebsvorstand Ansgar Kaschel.

Ist die DFV also ein neuer Stern am Maklerversicherer-Himmel? Die schönen Worte und positiven Aussagen zu Versicherungsmaklern verdienen genauere Beleuchtung. Denn es ist nicht das erste Mal, dass die DFV Versicherungsmaklern Avancen macht. So engagierten die Frankfurter 2018 den insbesondere in Maklerkreisen bekannten Stephan Schinnenburg als neuen Vertriebschef (vgl. ‚vt‘ 15/18).

„Zukunftsfähiger Vertrieb: Der Maklermarkt als Chance“, überschrieb die DFV 2018 eine Pressemitteilung und DFV-Gründer und Vorstandsvorsitzender Dr. Stefan M. Knoll sagte: „Die digitale Transformation verlangt einen klugen Mix an Vertriebswegen, dazu gehört auch der Maklervertrieb.“ Wohlfeile Worte, deren Ernsthaftigkeit aber schon bald in Zweifel zu ziehen waren. „DFV-Chef erklärt Vermittler für ersetzbar“, titelte ‚Versicherungsbote‘ (20.07.2018) und bezog sich auf Aussagen von Dr. Knoll in einem Interview mit ‚VersicherungswirtschaftHeute‘:

„Makler und Versicherungsvertreter braucht man im Wesentlichen deshalb, weil die angebotenen Versicherungsprodukte so kompliziert sind, dass man sie ohne Erläuterung gar nicht und selbst nach einer Erläuterung oftmals trotzdem nicht versteht (…) Wir haben die Deutsche Familienversicherung nicht gegründet, um einen Berufsstand zu erhalten.“ Die DFV auf dem Weg zu einem makleraffinen Versicherer? Ein Elefant im Porzellanladen dürfte weniger Schaden anrichten.

„Mit der Einführung des BiPRO-Standards geht die DFV nun den nächsten Schritt in der Optimierung der Zusammenarbeit mit Maklern, Vertrieben und Pools“, wirft die DFV bei ihrem zweiten Versuch, bei Versicherungsmaklern zu landen, die Planung einer wichtigen prozesstechnischen Verbesserung in den Ring. „Erster Partner“ sei die VEMA, kokettiert der Direktversicherer mit der Maklergenossenschaft. Klar, mit dem Namen der VEMA lässt sich gut werben – doch dazu später mehr.

„Für den Vertriebserfolg ist besonders die Qualität der Produkte maßgeblich“, schreibt die DFV mit Blick auf Versicherungsmakler. Das ist richtig. Ergänzen möchten wir allerdings ‚und das Verhalten im Schadensfalle‘. Wenn der Frankfurter Versicherer darauf hinweist, dass „viele Produkte“ der DFV „entweder Stiftung Warentest-Testsieger oder mit ‚sehr gut‘ benotet“ sind und „den Maklern somit die besten Voraussetzungen bieten“, dürfte das bei vielen Versicherungsmaklern einen Lachkrampf auslösen.

Ausgerechnet die von Versicherungsmaklern und ‚vt‘ aufgrund fragwürdiger Testkriterien und Gewichtungen oft kritisierte StiWa heranzuziehen, lässt nicht darauf schließen, dass die DFV sich im Maklermarkt auskennt. Da erinnern wir an die ‚vt‘-Aufdeckung zur höchst fragwürdigen Testsieger-Kürung trotz „Widerspruch zwischen DFV-AVB und Finanztest-Testkriterien“ (vgl. ‚vt‘ 46/16, tinyurl.com/4fczfwce). Wenn aber ein StiWa-Testsieg bei Versicherungsmaklern dann doch nicht der große Türöffner ist, wie sieht es da mit der von der DFV ebenfalls herangezogenen VEMA aus? Denn die macht bekanntlich Qualitätsumfragen bei ihren Partnerbetrieben. Doch die bei der VEMA gelisteten DFV-Produkte können bei der Qualitätsbewertung nicht punkten.

Bei der Bewertung von Produktqualität, der Qualität der Antragsbearbeitung und der Policierung sowie den Erfahrungen im Leistungsfall und der Erreichbarkeit der Sparte Pflegetagegeld (01/2022) reicht der Mittelwert nur für Platz neun. Und bei der Tierkrankenversicherung (06/2023) reicht es ebenfalls zu einem alles andere als glänzenden neunten Rang. Noch schlimmer das Ergebnis bei Krankenzusatzversicherungen (06/2022): Sowohl bei ‚Stationär‘ als auch bei ‚Zahn‘ schafft es die DFV nicht in die Top Ten und findet sich bei ‚sonstige Versicherer‘ auf dem Boden der Tatsachen wieder.

‚vt‘-Fazit: Die DFV auf dem Weg zu einem Player im Maklermarkt? Dann müssen den wohlfeilen Worten in der Pressemitteilung Taten folgen und der Boss muss von Attacken auf Makler absehen. Zudem sollte die DFV einpreisen, dass Versicherungsmakler im Leistungsfall ihre Mandanten unterstützen, während Kunden im Direktvertrieb ggf. im Regen stehen. Aber vielleicht ist der angedeutete Ausbau der Absatzkanäle tatsächlich nur eine Story, um Investoren bei Laune zu halten oder neue anzulocken. Wir bleiben für Sie am Ball, ob die DFV den Worten Taten folgen lässt.

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