vt – Aktuelle Themen

Factura/DVVF-Insolvenzanmeldung als Folge der Corona-Politik

Die Rhein-Main-Factoring AG/Würzburg, Spezialist für Honorar-Factoring (vgl. ‚vt‘ 16/16) wird, sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren, offenbar Opfer der Corona-Politik und muss Insolvenz anmelden. Leidtragende ist zugleich die Mutter factura AG, die bis Ende 2018 als Deutsche Verrechnungsstelle für Versicherungs- und Finanzdienstleistungen AG (DVVF) firmierte, der Pionier bei der Einführung von Servicepauschalen und zeitsparender Dienstleister für die Abwicklung von Honorarforderungen  (vgl. ‚vt‘ 40/07). Wir haben uns für Sie die Hintergründe der jüngsten Entwicklung angeschaut, wie es um die Forderungen betroffener Versicherungsmakler bestellt ist und was diese jetzt tun sollten:

„Die Schieflage der factura kommt nicht aus dem operativen Bereich. Sie ist durch die Insolvenz unserer Tochter Rhein-Main-Factoring AG bedingt, die die Mutter mitreißt“, berichtet factura-Vorstand Michael A. Hillenbrand auf ‚vt‘-Anfrage und erläutert: „Die wiederum ist begründet in der extrem veränderten Zeichnungspolitik der Banken. Als Factoring-Institut werden zum Ankauf von Forderungen ReFi-Mittel benötigt. Und die sind heute nicht mehr so leicht zu bekommen wie vor 2 oder 3 Jahren.“ Jahrelange Aufbauarbeit im Bereich der Servicepauschalen und des Honorar-Factorings – immer mehr Versicherungsmakler, die die Dienstleistung als vorteilhaft für sich erkannten, vor gut einem Jahr übertrug der Honorarberatungs-Dienstleister con.fee AG die Abrechnung von Honoraren, die damit verbundene Fakturierung, den Lastschrifteinzug, die Zahlungseingangsüberwachung sowie das Debitorenmanagement für die an con.fee angeschlossenen Berater auf die factura – scheint nun für die Katz.

Der Würzburger Hillenbrand macht aus seiner Verärgerung über die mittelstandsschädliche Corona-Politik der Bundesregierung keinen Hehl: „Allen ist klar, dass die Corona-Politik zu einer unglaublichen Insolvenzwelle führen wird. Aus diesem Grunde ‚rollen die Banken seit Sommer 2020 ihre Linien ein‘. Die Kreditvergabe ist restriktiver. Auslaufende Linien werden nicht mehr verlängert, oder gar aufgestockt.“ Das sorgt auch bei einem erfolgreichen Geschäftsmodell für größte Probleme, wie Hillenbrand ausführt: „Unser Tochterunternehmen hat mehr Nachfrage, als es bedienen kann. An ein Aufstocken der Linien ist aber gar nicht zu denken. Obwohl sich das Unternehmen in der Gewinnzone befindet und die Zahlungsunfähigkeit nicht gegeben ist, muss aufgrund der sogenannten negativen Fortführungsprognose der Geschäftsbetrieb eingestellt werden, weil die Banken die Linien nicht weiter verlängern werden. Das führt dazu, dass auch die factura Insolvenz anmelden muss.“

Was bedeutet das für Versicherungsmakler und wie sollten diese  reagieren? „Die Makler müssen keine Ausfälle befürchten“, sagt der Würzburger und erläutert: „Alle Gelder, die die factura für die Makler eingezogen hat, liegen auf einem Anderkonto. Als Sondervermögen besteht hier ein Aussonderungsrecht. Ohnehin wurden alle Abrechnungen bis Ende März vorgenommen, sodass hier kaum offene Gelder vorhanden sind.“

Allerdings geht es mit Forderungen an die Bestandskunden im April ja weiter. Und da die factura nicht mehr einzieht und die Factoring-Tochter ebenfalls keine Dienstleistung mehr erbringt, müssen Makler aktiv werden. Die Würzburger haben eine der ‚vt‘-Redaktion vorliegende dreiseitige Anleitung, quasi einen ‚Insolvenz-Leitfaden‘, erstellt, wie die Kunden- und Rechnungsdaten exportiert werden können. Dazu informiert factura: „Die Fälligkeiten zum 01.04. müssen Sie bitte selbst bearbeiten und können dies auch im Laufe der nächsten Wochen nachholen, wenn Sie aktuell überfordert sind. Bitte ziehen Sie sich von unserem Portal gemäß dem beigefügten Leitfaden Ihre Kunden-, Rechnungs- und Turnuslisten, sowie Rechnungskopien, so Ihnen noch welche fehlen, damit Sie alle nötigen Daten haben um weiterarbeiten zu können.“  Wie bewältigt con.fee das Problem? „Als neuen Dienstleistungspartner empfehlen wir den con.fee Partnern die digitale Honorarabwicklungsplattform diPay, die von der IQ²strategies GmbH betrieben wird. Mit ihr stehen wir bereits seit einiger Zeit in Kontakt und haben uns von deren umfangreichen Leistungen überzeugen lassen“, erklärt con.fee-Vorstand Dr. Walter Hubel auf ‚vt‘-Anfrage und verweist auf erste Webinare für deren Partner mit Hilfestellung für den Datentransfer.

‚vt‘-Fazit: ## Was auf die Insolvenzanmeldung folgt, bleibt abzuwarten. Allerdings sollten betroffene Versicherungsmakler nicht untätig bleiben: Sichern Sie sich alle bei factura hinterlegten Daten zu Ihren Kundenbeziehungen. Da nicht auszuschließen ist, dass im Zuge des möglichen Insolvenzverfahrens bzw. Maßnahmen des Insolvenzverwalters noch zugängliche Dienstleistungen der factura plötzlich nicht mehr verfügbar bzw. zugänglich sind, sollten Sie die Datensicherung baldmöglichst vornehmen und sich für einen neuen Dienstleister entscheiden ## Zum 01.04. fällige Forderungen werden nicht wertlos, bloß weil noch keine Rechnung gestellt wurde, daher dürfte kein nennenswerter weiterer Schaden für Makler eintreten. Ein Turbo für die Honorarvermittlung bzw. Abwicklung von Honorarforderungen sind die jüngsten Ereignisse und damit einhergehenden Ärgernisse aber nicht.

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